BMW M3 E46, Maserati 4200 Coupé GT und Porsche 911 (996)
Gebrauchte Sportwagen für 20.000 Euro

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Unterwegs im tiefen Gebrauchtwagen-Tal der Dumping-Preise: Nur 20.000 Euro für einen echten Sportwagen aus München, Modena oder Stuttgart klingt sehr verlockend. 300 bis 390 PS aus sechs bis acht Zylindern – Genuss ohne Reue oder Probleme ohne Ende?

BMW M3 Gebrauchtwagen
Foto: Archiv

Neulich abends am iPad rumgewischt: Was bekomme ich Sportliches für 20.000 Euro? Zehn verschiedene Konfiguratoren durchgestöbert, dann die Ernüchterung: Nichts besonderes, wenn’s ein Neuer sein soll. Volkswagen.de spuckt einen nackten Beetle 1.4 TSI mit 160 PS für 19.825 Euro aus – Vernunft plus Lifestyle statt furioser Fahrspaß. Für einen VW Polo GTI mit 180 PS ruft VW gar 23.000 Euro auf. Auch bei Ford und Opel sieht die Lage nicht besser aus, maximal 134 PS (Fiesta) oder 150 PS (Corsa) sind möglich, wenn das Limit bei 20.000 Euro liegt. Auch ein Mini Cooper fällt durch den Rost: Enttäuschende 122 PS für 19.600 Euro.

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Ein Blick über die Grenze nach Frankreich: Wie wär’s mit dem Citroën DS3 inklusive Sebastien-Loeb-Rallye-Aroma? Nix da, der 155-PS-Feger sprengt nackt mit 20.700 Euro den Rahmen, immerhin kann Cousin Peugeot den leistungsgleichen 208 für 18.850 Euro bieten. Aber die Asiaten haben doch was flottes Kleinen oder rassiges Offenes für knapp 200 PS? Vergiss‘ es. Bei den Italienern gibt’s doch viel Temperament für wenig Scheine? Immerhin findet sich ein Punto Abarth mit 163 PS für 19.500 Euro. Kompliment nach Turin. Ein 500 Abarth esseesse liegt 1.600 Euro darüber, auch ein Alfa Romeo Mito mit 170 PS ist rund 2.000 Euro teurer.

Gebrauchte Sportwagen für 20.000 Euro

Also maximal 163 PS und Frontantrieb – tief durchatmen, ruhig Blut. Der ideelle Weg aus der Sackgasse heißt Querdenken: Bleiben am Ende die Second-Hand-Alternativen. Ein paar Wischer später wird klar: Für rund 20.000 Euro sind 300 und mehr PS plus Heckantrieb möglich. Die Auswahl auf Online-Börsen wie mobile.de oder autoscout24.de ist riesig.

BMW M3, Porsche 911 Carrera 2 und Maserati Coupé GT – klangvolle Namen, die auch gut zehn Jahre nach der Präsentation nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Veritable Sportwagen, die auf neue Besitzer warten. Also nichts wie rein ins Auto und eine kleine Tour durch Süddeutschland gemacht.

BMW M3 eignet sich für Rennstrecken-Ausflüge

Freie Gebrauchtwagenhändler öffnen für sport auto gerne die Wagentüren. Erste Station ist Auto Höcht in der Nähe von Dachau: Neben Preziosen wie Audi RS2, Ferrari 355, BMW M3 E30 und Lancia Delta Integrale parkt ein karbonschwarzer M3 E46 mit SMG von 2002. 21.500 Euro soll das Coupé mit erst 61.500 Kilometern kosten. „Erstbesitzer war ein italienischer Notar“, so Händler Alexander Höcht. Jener hat mit seiner Körperfülle wohl die Sitzwange des Fahrersitzes etwas verschlissen. Hinzu kommen ein abgeplatztes Holzfurnier am Türzuziehgriff und Bordsteinschäden an zwei Reifen. Sonst lässt sich auf die Schnelle nichts Auffälliges feststellen. Die vorderen Bremsen wurden vor Kurzem erneuert, die letzte Inspektion ist erst 600 Kilometer alt.
 
Eine spontane Testfahrt auf menschenleeren Landstraßen zeigt: Der scheckkheftgepflegte BMW M3 überzeugt mit straffem Charakter, nichts wirkt ausgeleiert. Der Reihensechser brüllt wie am ersten Tag, auch ein Verdienst des Zubehör-Schalldämpfers, den der Händler auf Wunsch gegen das Originalteil austauscht. Die Abnutzung am zimtfarbenen Leder wird vor Verkauf ebenfalls in Ordnung gebracht.
 
Doch Vorsicht: Nicht alle BMW M3 E46 zeigen sich so frisch. Zu beachten sind sämtliche Achsteile, die bei Rennstreckeneinsatz im Zeitraffer ebenso altern wie die vorderen Bremsen und Reifen. Zudem: Rutscht die Kupplung? Schaltet das optionale SMG sauber? Wurde der Rückruf von BMW bei den Pleuellagerschalen durchgeführt? Macht das Tonnenlager an der Hinterachse Geräusche? Hat der Vorbesitzer bei den Inspektionen geschlampt, weil ihm 850 bis 1.100 Euro dafür zu viel waren? Überhaupt, der Unterhalt: Weder die Versicherungstarife noch die Preise für Ersatz- und Verschleißteile sind was für Leute mit schmalem Portemonnaie. Nur ein Beispiel: Wenn die SMG-Schaltbox endgültig den Dienst quittiert (was nicht selten ist), werden rund 5.000 Euro fällig. Zuzüglich Einbau. Hier geht es zu BMW M3 E46 im Supertest, der BMW M3-Modellhistorie sowie weiteren BMW M3-Themen.

Maserati Coupé GT mit Ferrari-V8-Motor

Szenenwechsel: Autocenter-NE im schwäbischen Nürtingen lockt mit einem Maserati Coupé GT. Gebrauchtwagen-Verkäufer Gökhan Kukul schwärmt: „Ferrari-V8 mit 390 PS, erste Hand, Scheckheft, Vollausstattung mit zweifarbigem Leder.“ Recht hat er, das italienische Vollblut steht prima da – auch wenn der Achtzylinder kein reinrassiges Ferrari-Triebwerk ist. Zwar basiert der 4,2-Liter auf dem Motor des F 430, er wurde aber unter anderem mit einer eigenen Kurbelwelle für Maserati grundlegend modifiziert. Wie dem auch sei, das Coupé GT parkt nicht an jeder Ecke – da hebt sich der Maserati klar von der deutschen Konkurrenz ab.
 
Zur Italo-Folkolore gehören leider auch Nachlässigkeiten wie das sich ablösende Leder auf dem Instrumentenbrett. Sonst ist auf den ersten Blick bis auf Lack- und Felgenkratzer nichts Auffälliges zu entdecken. Das Scheckheft ist durchgestempelt, und auch beim Fahren herrscht eitel Sonnenschein. Tief grollend geht‘s Richtung Autobahn, wo der Maserati mit sattem Schub und feurigem Crescendo über die Piste fegt. Motor und Getriebe präsentieren sich tadellos. Der Gangwechsel erfolgt völlig zuckel- und ruckelfrei, weil der dunkelgrüne Gebrauchtwagen kein Cambiocorsa-Getriebe an Bord hat. Ansonsten: gute Bremsen, aber teigige Lenkung und unterdämpfte Federung im Normalmodus. In „Sport“ kehrt Besserung ein.
 
Beim Maserati ist besonders die Vorgeschichte wichtig: Unfallfrei muss er sein, hier kann nur der Vertragshändler Licht ins Dunkel bringen. Harald Osing, Serviceleiter von Maserati Gohm aus Böblingen: „Der V8 verfügt über Kettenantrieb und Hydrostößel, er ist wesentlich zuverlässiger als der 3200 GT-Motor. Beim Cambiocorsa-Getriebe machen zuweilen die Kupplung und die Rückwärtsgang-Bedienung Probleme, beim Handschalter die Synchronringe des zweiten Gangs.“ Ein neues Getriebe kostet schlappe 11.000 Euro. Zickig gibt sich zuweilen die Elektrik des Schönlings aus Modena, also alle Verbraucher bei der Probefahrt ausgiebig testen. Vorsicht bei Angeboten aus Italien: Wegen einer Änderung bei der Luxussteuer kommen verstärkt Autos nach Deutschland. Harald Osing: „Das drückt die Preise bei uns deutlich.“ Mehr Details zu dem Fahrzeug gibt es beim Maserati Coupé im Supertest 2002.

996 ist die günstigste Art, einen Porsche 911er zu fahren

Zu exotisch, zu unsicher? Also raus aus Nürtingen und weiter nach Nordheim bei Heilbronn. Bei Porsche-Experte Passion Car Collection steht ein dunkelblauer Porsche 911 der Baureihe 996 mit 300 PS für 18.900 Euro. Der Preis ist heiß, dafür hat der Carrera 2 auch schon über 120.000 Kilometer auf der Uhr, knapp 13 Jahre auf dem Buckel und stammt aus dritter Hand.
 
Inhaber Pascal Counas betont: „Der Elfer ist ein deutsches Auto, unfallfrei und scheckheftgepflegt.“ Optisch kann man dem gebrauchten Coupé bis auf einige Kratzer im Lack und an den Alu-Rädern wenig vorwerfen. Günstige Versicherungstarife sprechen ebenfalls für den 996.
 
Einmal in Fahrt, gefällt der Sportler mit knackigem Handling und porschigem Säge-Sound bei hohen Drehzahlen. Aufsteigern aus PS-schwächeren Gefährten dürfte der Druck von 300 PS gefallen, doch wer direkt vom BMW M3 oder Maserati Coupé wechselt, dem kommt der 996 etwas zahnlos vor. Der ab Herbst 2001 gefertigte Nachfolger verzichtet auf die als Spiegeleier-Lampen verhöhnten Scheinwerfer und lockt mit dem 320 PS starken 3,6-Liter-Boxer. Unter 20.000 Euro ist er aber kaum verfügbar. Und technisch? Hier gilt es darauf zu achten, ob der erste wassergekühlte Sechszylinder-Boxer kein Öl verliert, denn Porsche hatte seinerzeit Probleme mit schwankender Qualität beim Kurbelwellen-Simmerring. Eine Hebebühne bei der Besichtigung ist also Pflicht. Auch die vorderen Federbeindomlager und das große Navi bereiteten beim 996 oft Ärger. Wir haben die Entwicklung der Porsche 911 Carrera-Baureihe im Supertest analysiert.
 
Fazit: Sportwagen mit Gebrauchtwagen-Garantie vom Händler sind zwar teurer als von privat, aber auch weniger riskant. Aber: Auch das Kleingedruckte lesen, nicht alle Schäden sind gedeckt.

Fazit

Maserati ab!„ Für die große Show eignet sich der seltene Italo-Sportwagen ohne Frage am besten. Doch ob Maserati Coupé GT, BMW M3 oder Porsche 911: Aktuell hält sich die Nachfrage nach PS-starken Sportwagen aus Vorbesitz wegen hoher Spritpreise in engen Grenzen. Ideale Voraussetzungen für Käufer, den Preis drücken zu können. Frischluftfreunde finden die entsprechenden Cabrio-Varianten meist zum gleichen Preis wie die Coupés. Eine Ausnahme macht hier der kaum verfügbare Maserati Spyder. Generell gilt: Ohne Geld in der Hinterhand für die hohen Unterhaltskosten und drastischen Ersatzteilpreise kann das Abenteuer schnell im finanziellen Disaster enden.

Technische Daten
BMW M3 Coupé Porsche 911 Carrera Maserati Coupé GT
Grundpreis60.100 €72.061 €86.300 €
Außenmaße4492 x 1780 x 1372 mm4430 x 1765 x 1305 mm4523 x 1822 x 1305 mm
Kofferraumvolumen410 l130 l315 l
Hubraum / Motor3246 cm³ / 6-Zylinder3387 cm³ / 6-Zylinder4244 cm³ / 8-Zylinder
Leistung252 kW / 343 PS bei 7900 U/min221 kW / 300 PS bei 6800 U/min287 kW / 390 PS bei 7000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h280 km/h285 km/h
Verbrauch11,9 l/100 km11,7 l/100 km18,6 l/100 km
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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten