Fahrbericht BMW M4 Cabrio
Offen, mit etwas Übergewicht

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Die BMW M GmbH schickt den neuen M4 auch als Cabrio auf die Straße. Unter dessen Haube arbeitet natürlich der 431 PS starke Biturbo-Sechszylinder. Klingt denn das Dreiliter-Aggregat bei geöffnetem Dach endlich so ungestüm, wie es seine Leistung abgibt?

Fahrbericht BMW M4 Cabrio
Foto: BMW

Scheinbar haben die Entwickler an alles gedacht: Zum leichteren Beladen des Kofferraums bei geöffnetem Dach (220 Liter übrigens, sonst 370 Liter) lässt es sich per Knopfdruck anheben – ein beeindruckendes Mechanik-Schauspiel. Das nicht benötigte Windschott kann elegant hinter der Rücksitzlehne verstaut werden. Steckt es dort nicht, gibt es eine Luke für lange Gegenstände. Rund 20 Sekunden dauert es, bis das BMW M4 Cabriolet sein Hardtop elektrisch zusammengefaltet hat, dann, ja dann darf der Dreiliter-Reihensechszylinder endlich ungehindert die Insassen zubrabbeln, ihnen mit voller, tiefer Stimme die Großtaten ankündigen, die er zu vollbringen gewillt ist.

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Kurz holt der Direkteinspritzer Luft, um sich dann hemmungslos seiner Leidenschaft hinzugeben: drehen. Bis 7.600 Umdrehungen jubelt er hoch, mit größter Freude und jubelnden Fanfaren, ganz am Ende zumindest. Dieser leicht metallische Unterton, jenes blecherne Trompeten, das vor allem den E46-M3 wie einen Tourenwagen klingen ließ, geht in den geschlossenen Varianten ziemlich unter. Im Cabrio dagegen ist es wieder da, klar, nur bei offenem Dach, und dann auch nur abgeschwächt, schließlich dämpfen die beiden Turbolader die hohen Frequenzen.

BMW M4 Cabrio ist 253 kg schwerer als das Coupé

Die Brillanz des ebenso antrittsstarken (550 Nm bei 1.850/min) wie drehfreudigen Triebwerks gewinnt durch die neue Hülle also noch ein bisschen Dramatik – doch das Cabrio-Kleid (6.000 Euro Aufpreis gegenüber dem Coupé, also ab 78.200 Euro) drückt erst schwer auf’s Chassis und dann auf des Fahrers Gemüt.

Zumindest dann, wenn das M4 Cabrio als echter M ernst genommen werden möchte. Stattliche 253 Kilogramm mehr als das Coupé wiegt es, was selbst M-Chef Friedrich Nitschke nicht so ganz behagt: „Klar, das schmerzt schon. Doch die Fahrleistungen sind besser als die es Vorgänger-M3-Coupés“. Da hat er schon recht, zumindest was die Beschleunigung von Null auf 100 km/h betrifft. Statt 4,6 soll es der M4 in 4,4 Sekunden schaffen, jeweils in der Variante mit Doppelkupplungsgetriebe. Gemessen am wunderbar ausgewogenen Handling, am nahezu völlig neutralen Eigenlenkverhalten, das sowohl das M4 Coupé als auch die M3 Limousine auszeichnet, biegt das Cabrio spürbar untersteuernder um die Ecken.

„Wir sind sicher, das Produkt mit der besten Fahrdynamik in seiner Klasse anzubieten“, sagt Nitschke – alles eine Frage des Standpunkts. Sicherlich zählt der rund 1,8 Tonnen schwere Viersitzer zu den besonders agilen Cabrios, eines, das nebenbei noch einen ordentlichen Federungskomfort bietet, zumindest mit den optionalen Adaptiv-Dämpfern. Damit glänzt der offene M4 sicher auf den amerikanischen Highways, denn die neue Welt soll sein Hauptmarkt sein. Dann rollt der BMW mit bestenfalls 70 Meilen dahin, der herrliche Sechszylinder faulenzt im Drehzahlkeller, die Sportsitze (zwar mit ausziehbarer Oberschenkelauflage aber zu kurzen Kopfstützen) pusten temperierte Luft in den Nacken von Fahrer und Beifahrer. So gesehen, haben die Ingenieure wirklich an alles gedacht.

Technische Daten
BMW M4 Cabrio M4 M4BMW M4 Cabrio M4 M4
Grundpreis82.900 €82.400 €
Außenmaße4671 x 1870 x 1386 mm4671 x 1870 x 1386 mm
Kofferraumvolumen220 bis 370 l220 bis 370 l
Hubraum / Motor2979 cm³ / 6-Zylinder2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung317 kW / 431 PS bei 5500 U/min317 kW / 431 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
Verbrauch9,1 l/100 km8,7 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten