Citroën DS3 Racing im Test
Extrovertierter Franzose für alle Lebenslagen

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Gleicher Motor, gänzlich eigenständiger Auftritt: Mit 207 Pferdestärken, einem etwas länger übersetzten Sechsganggetriebe und dem markanten Karosseriedesign wildert der Citroën DS3 Racing im Revier seines deutsch-britischen Gegenspielers – des 211 PS starken Mini John Cooper Works.

Citroen DS3 Racing
Foto: Hersteller

Nur schnell mal eben in der Mittagspause nach Hause fahren, wichtige Unterlagen holen. Und dann diese Schnarchnase vor einem. Mit 40 Sachen den Berg hinauf – na prima! Gott sei Dank, der Kerl biegt links zur Staatskanzlei ab. Nun aber: eine Ampel noch und dann flugs auf der zweispurigen, um diese Tageszeit absolut leeren Piste in Richtung Heimat. Denkste.

War ja klar, dass die Sache einen Haken hat, oder besser: eine Kelle. Geschwindigkeitskontrolle. „Sie können den Motor abstellen.“ Mist – das war's dann mit schnell mal eben. Der Citroën DS3 Racing ist eben nicht nur für Wertungspunkte gut. Sei's drum. Unterm Strich ist die prinzipiell stets unerwünschte Begegnung mit der Polizei an diesem Tag dennoch eine nette, weil die Kombination aus reumütigeinsichtiger Pilotin und frech-fröhlichem fahrbaren Untersatz zumindest bei den beiden Damen des Ordnungshüter-Trios auf so etwas ähnliches wie Verständnis stößt.

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Langsamfahren ist unmöglich

„Ach ist der süss! Was ist das denn für ein Auto? Ah – ein Citroën. Wie viel Leistung hat der? 207 PS? Das kleine Auto! Kein Wunder, dass Sie so schnell unterwegs waren.“ Eben. Schleichen geht gar nicht. Nicht mit so viel Leistung unter der Haube bei gerade einmal 1.224 Kilo Lebendgewicht, nicht angesichts der knackig einrastenden Fahrstufen des manuellen Sechsganggetriebes und schon gar nicht mit diesem Äußeren.

Grell orange geschminkt das Kühlermaul, in gleicher Farbe blitzende Außenspiegel, Felgen und Dach. Und dann noch die aus je sechs Leuchtdioden bestehenden seitlichen Tagfahrlichtbänder. Der Auftritt verpflichtet – keine Frage. Tatsächlich steht der mit 29.990 Euro Grundpreis erfreulich bezahlbare Spross des PSA-Konzerns seinem kulleräugigen Technik-Zwilling aus der BMW Group in Sachen Temperament kaum nach.

Nur bedingt für die Überholspur geeignet

Einzig das deutlich länger übersetzte manuelle Sechsganggetriebe lässt den 3,96 Meter langen Citroën DS3 Racing mit Frontantrieb nicht immer kompromisslos vorwärtsmarschieren. Entsprechend ist bei Überholmanövern häufiger einmal der Griff zum mit Leder und Alu verzierten Schaltknauf gefragt. Der vergleichende Blick auf die Elastizitätswerte im Test von Mini JCW und Citroën DS3 Racing bestätigt den subjektiv empfundenen Verdacht.

Wo dem 211 PS starken und mit 1.180 Kilogramm zudem auch etwas leichteren deutsch-britischen Sportcoupé bei eingelegter fünfter Fahrstufe 13,7 Sekunden genügen, um von 80 auf 160 km/h zu gelangen, lässt sich der Franzose mit 18,4 Sekunden deutlich mehr Zeit. Im sechsten Gang sieht die Sache nicht anders aus: 17,2 Sekunden von 80 auf 140 km/h beim Citroën DS3 Racing stehen deren 11,7 beim Mini gegenüber.

In Hockenheim schlägt Mini JCW den DS3 Racing

Die Unterschiede in der Getriebeübersetzung zeigen nicht nur im Alltag Wirkung. Auch bei der Zeitenhatz auf dem Kleinen Kurs muss der Franzose den Deutsch-Briten nicht zuletzt deshalb ziehen lassen. Aufgrund der enger gestuften Gänge kommt der Mini aus nahezu jeder Ecke einen Tick besser heraus als der Citroën DS3 Racing. Unterm Strich verliert der DS3 Racing so auf 2,6 Kilometer Streckenlänge neun Zehntelsekunden auf das Mini JCW Coupé.

Seine fraglos gute Rundenzeit von 1.19,4 Minuten steht der vom Top-Mini anno 2009 im Supertest erzielten von 1.18,5 Minuten gegenüber. Die sportliche Referenz aus Wolfsburg, den mit 210 PS nahezu gleich starken, mit 1.391 Kilo Lebendgewicht aber auch ein gutes Stück schwereren VW Golf GTI, hat der frei aufspielende Franzose aber im Griff.

Bremsverzögerung liegt im Mittel der Klasse

Da das ESP beim Citroën DS3 Racing auf Knopfdruck auch tatsächlich zur Untätigkeit verdammt ist, knöpft der Newcomer dem kompakten Kultsportler, der auf Wunsch lediglich an einer längeren, nicht aber ganz ohne Leine laufen darf, auf Anhieb vier Zehntelsekunden ab. Agiler aufspielen tut der auch optisch sehr extrovierte Citroën DS3 Racing zudem. Dem zackigen Einlenken folgt ein williges Mitlenken des rundlichen Hecks.

Die recht klein dimensionierte Bremse packt zwar nicht ganz so überzeugend zu wie die des Mini JCW, erweist sich aber sowohl auf der Runde als auch bei der Bremsprüfung als hinlänglich standfest. Verzögerungswerte von konstant 10,5 m/s² gehen in dieser Fahrzeugklasse als ordentlicher Durchschnitt durch. Die gut ausgeformten Sportsitze des Citroën Racing-Modells bieten ausreichend Seitenhalt und laden zu längeren Reiseetappen ein.

Ungeteilte Aufmerksamkeit ist dem Citroën DS3 Racing sicher

Auch die Ergonomie geht insgesamt in Ordnung, wenngleich Langbeiner sich einen etwas größeren Längsverstellbereich des Lenkrades wünschen würden. Ob die grell-orange lackierten Einlagen im Cockpit gefallen oder nicht, ist Ansichtssache. Der Radioempfang und die Bedienbarkeit des aufpreispflichtigen Navigationssystems „My Way“ sind objektiv betrachtet nicht auf dem Stand der Konkurrenz von Mini auf Volkswagen. Dafür genießt der smarte Franzose fraglos einen höheren Aufmerksamkeitswert.

Ob im schwarzmetallic-orange-farbenen Kleid oder weiß-grau gewandet: Unbemerkt kommt der zumindest hierzulande einen gewissen Exotenstatus genießende DS3-Racer, dessen Nase das Baureihen-Emblem statt des Marken-Icons ziert, kaum an auto-affinen Passanten vorbei. Dies gilt umso mehr, als der kleine Schwarze DS3 auch akustisch keinen Hehl aus seinem sportlichen Anspruch macht. Diesbezüglich geht er mit seinem deutlich weiter verbreiteten Mini-Bruder völlig d'accord. Bei der Preis- und Aufpreispolitik gehen die beiden technisch kooperierenden Hersteller jedoch gänzlich eigene Wege.

Günstige Extras aber hoher Grundpreis

Citroën verlangt mit 29.990 Euro für den DS3 Racing zwar einen rund 1.000 Euro höheren Grundpreis als Mini für das JCW Coupé, andererseits muss in der Folge auch kaum etwas hinzu geordert werden. Zudem fallen die Extras vergleichsweise preiswert aus – so zum Beispiel das für 990 Euro erhältliche Navigationssystem. Der Mini John Cooper Works ist mit einem Grundpreis von 28.900 Euro zwar einen runden Tausender günstiger zu haben, bei gleicher Ausstattung kommt der in Oxford montierte Zweitürer aber ein gutes Stück teurer.

Allein das zugegebenermaßen hoch moderne Navigationssystem schlägt hier mit 1.740 Euro zu Buche. Klimaautomatik und teillederne Sitze kosten gleichfalls extra. Wer seinem Cooper das eine oder andere Schmankerl extra mit auf den eiligen Weg gibt, ist demnach schnell mal mit rund 35.000 Euro dabei. Insgesamt dürfte die Kaufentscheidung zwischen den beiden ungleichen Brüdern freilich ohnehin aus dem Bauch heraus getroffen werden. Denn während der ehedem urbritische Mini längst zum allgemein gültigen deutschen Kulturgut geworden und aus dem hiesigen Straßenbild kaum mehr wegzudenken ist, pflegt Citroën mit dem DS3 Racing immer noch einen unverkennbar französischen Touch.

DS3 Racing hat das Zeug zum Kultauto

Wer ein Faible für das Besondere und Exklusive hat, wird den markanten zweitürigen Citroën DS3 Racing eben dafür lieben. So, wie die beiden Polizistinnen bei eingangs erwähnter Verkehrskontrolle. An der mit der via Radarpistole ermittelten Geschwindigkeitsüberschreitung und dem damit einhergehenden Wertungspunkt in Flensburg ändert das zwar nichts. Am fahlen Beigeschmack des „Erwischt Werdens“ dagegen schon. Schön, dass es auch unter Ordnungshütern Menschen gibt, die verstehen, dass sich die Freude am Fahren im Alltag nicht immer zügeln lässt.

Technische Daten
Citroën DS3 THP 200 Racing
Grundpreis31.460 €
Außenmaße3962 x 1717 x 1443 mm
Kofferraumvolumen285 bis 980 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung152 kW / 207 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit235 km/h
0-100 km/h6,9 s
Verbrauch6,4 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten