Subaru Impreza WRX STi im Test
50.000 Kilometer mit Rallye-Flair

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Der Subaru WRX STI ist nicht gerade ein Musterbeispiel für Understatement. Aber wozu auch? Wir hatten mit dem Flügelmonster anderthalb Jahre Spaß und Ovationen. Der blaue Blitz bewies, dass er sich auch unauffällig verhalten kann – zum Beispiel beim Werkstattbesuch im Dauertest.

Subaru WRX Sti, Lausitz, Seitenansicht
Foto: Archiv

Da. Da ist es wieder – dieses nervöse Zucken. Eine Stoßwelle des Erschreckens lässt die Muskeln in sämtlichen Gliedmaßen schlagartig verkrampfen. Wo kam denn der im Rückspiegel so plötzlich her? Zwei Stunden später das Gleiche: Wieder plötzliche Kontraktionen vor allem in Schultern und Armen. Welcher Idiot fährt denn da dermaßen dicht auf? Man müsste wegen dieser Panikattacken mal zum Arzt. Doch wer legt sich schon auf die Couch und bekennt ohne Angst vor umgehender Einweisung: „Herr Doktor, ich fühle mich von meinem Heckflügel bedroht.“

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Es ist tatsächlich das wuchtige blaue Tablett, dessen massive Präsenz auf dem Kofferraumdeckel zuweilen Beklemmung auslöst und sogar Anflüge von Verfolgungswahn. Zugegeben, die Anfälle werden mit zunehmender Gewöhnung seltener, aber ganz aufgehört haben sie nie. Immerhin folgt nach jedem Erschrecken dieses ungemein schöne Gefühl der Erleichterung: Es ist ja gar nichts Schlimmes passiert.

WRX STI ist die Sport-Version des Subaru Impreza

Allerdings ging das nicht allen Nutzern der martialischen Maschine so. In Anlehnung an in Dorfdiskotheken und Bundesliga-Stadien äußerst populären Langheckfrisuren der Achtziger erregte sich ein Kollege boshaft über den „Vokuhila-Spoiler.“ Zugegeben, die Sport-Version des Subaru Impreza wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Neben dem Heckleitwerk die tiefe Frontschürze mit dem großen Kühlluftschlund. Und: außer großem Maul auch noch dicke Backen. Denn Kotflügelverbreiterungen dieser Art sind ja nun seit zwei Jahrzehnten total out. Doch das Schöne an diesem scheinbaren Anachronismus ist, dass der Führer des dunkelblauen Fahrzeugs jeden Verdacht von Subkultur umgehend kontern kann.

Schließlich ist dieses Auto kein Fallbeispiel für Fusseltuning, sondern die Skulptur eines Athleten. Als sie im alten Athen die Diskuswerfer in Marmor meißelten, ließen die Bildhauer ja auch nicht plötzlich die Muckis weg, weil diese später nicht mehr der Mode entsprachen. Hier geht es nicht um Lifestyle, sondern um Leistungssport, und der Subaru Impreza WRX STI ist schließlich nicht zum Spaß so verbaut, sondern weil er viele Generationen lang als Homologations-Basis für Rallyeautos herhielt. Wer hier einsteigt, auf den färbt immer auch ein bisschen Glanz der verblichenen Helden Colin McRae oder Richard Burns ab, ein Hauch von Hollywood, mit bürgerlichem Namen auch unter Petter Solberg bekannt.

Junge Damen drehen sich nach dem Sportler um

Und das Schönste ist: Der Lenker darf sich auch ein bisschen wie ein Filmstar fühlen. Denn wo der Subaru auftaucht, drehen sich die Hälse. Und es sind erstaunlicherweise nicht nur Machomänner, die freundliche Nasenlöcher machen, sondern vor allem junge Damen. „Schönes Auto“, sagt die Brünette an der Tanke in Weißwasser, und sie ist nicht die Einzige. Immer wieder reckten sich erhobene Daumen dem Auto entgegen, formten sich Lippen zu einem Lächeln.
 
Wir nahmen die warmen Wogen der Zuneigung dankend entgegen und fragten nicht weiter nach, ob die Ovationen dem wuchtigen Erscheinungsbild galten oder der nachtblauen Metallic-Lackierung, die in zwei Jahrzehnten zum Markenzeichen wurde, weil die Rallye-Autos des Fuji-Heavy-Konzerns eben jene Kriegsbemalung trugen. So muss selbst Hermann Gassner zugeben, dass die Farbe dieses Autos ein wirklicher Glanzpunkt ist. Sonst lässt der viermalige deutsche Rallye-Meister natürlich kein gutes Haar am WRX STI, doch der Mann ist mehr als befangen. Er hat alle seine Titel mit der Konkurrenz von Mitsubishi geholt – die Lancer Evo sind zwar Gegner auf der Schotterpiste, aber ansonsten Brüder im Geiste.

Dieses Auto sieht nicht nur aus wie eine Waffe

Wir stellten beim Subaru Impreza WRX STI jedenfalls mit Freude fest: Dieses Auto sieht nicht nur aus wie eine Waffe. Statt wie sonst im Winter mit leichtem Unbehagen aus dem Fenster zu blicken, ob tückische Glätte das teure Blech des Testwagens bedroht, rief der Subaru-Lenker: „Hurra, es hat geschneit.“ Dank Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung stellte das Toben im Schnee bei manchem Redaktionsmitglied die Geschenke unterm Weihnachtsbaum mühelos in den Schatten.

Auf trockener Piste nahm die Gaudi keineswegs ihr Ende. Der Zweieinhalbliter-Turbo mit seinen 300 PS und 407 Newtonmeter schob richtig an, ließ sich aber auch ganz gesittet bewegen. Lenkung und Fahrwerk boten beim Anpeilen von Scheitelpunkten ein großes Maß an Präzision. Dabei ist der Subaru zwar straff, aber eben nicht buckelhart, was zum einen den Vorteil hat, dass auf der Autobahn nicht kleine Kinder vom Rücksitz fragen: „Mama, warum wippt der Mann in dem blauen Auto da drüben immer so komisch?“ Andererseits machte die Langmut der Federn Langstreckenfahrten nicht zum Martyrium für leidgeprüfte Bandscheiben. Wir werden eben auch nicht jünger.

Es gibt wenig größere automobile Vergnügen als ein hurtiger Ritt durch den abendlichen Schwarzwald auf dem Heimweg von der Rallye-Frankreich – nicht zuletzt, weil bei allem Spaß auf der Suche nach der Ideallinie Abblend- und Fernlicht dem Reiter des Subaru Impreza WRX STI ausgezeichnet heimleuchten.

Wo gerade vom Licht die Rede ist: Das Aufleuchten der Reserveanzeige verdüsterte bei vielen Redaktionsmitgliedern regelmäßig die Stimmung. Dass ein 2,5-Liter-Turbo bei eiliger Autobahnfahrt im Extremfall nur haarscharf an der 30-Liter-Marke vorbeischrammt, ist nicht wünschenswert – aber eher Reiter denn Ross anzulasten. Dass aber alle 200 Kilometer die Tankstelle angesteuert werden muss, ist auch ein klarer Konstruktionsmangel. Bei einer Umfrage dürfte sich die große Mehrheit der Fangemeinde für etwas weniger Kofferraum-Volumen aussprechen – wenn es dafür einen größeren Tank gäbe.

Standard-Reservoir mit 60 Litern ist ein Ärgernis

Das Standard-Reservoir mit 60 Litern ist jedenfalls ein Ärgernis. Vielleicht hätten den Japanern neben den Rallyejahren auch ein paar Le-Mans-Einsätze gutgetan, um zu verstehen, dass kein Staat zu machen ist, wenn die auf der Piste gewonnene Zeit an der Zapfsäule wieder verrinnt.

Wer also Meilen machen will, muss sie im eigenen Gasfuß finden. „Wow, 450 Kilometer mit einer Tankfüllung“, schrieb ein Kollege in die Dauertestkarte. Es blieb ungeklärt, ob das ironisch gemeint war. Wer sich mäßigte, konnte aber durchaus mit gut neun Litern Konsum auf 100 Kilometern reisen. Mit dem Gesamt-Durchschnittsverbrauch von 13,6 Liter sind die Trinkgewohnheiten des Subaru Impreza WRX STI nicht als verhaltensauffällig einzustufen. Allerdings genehmigt sich der blaue Wagen neben Hochoktanigem heimlich auch regelmäßig Drinks von der sämigen Sorte.

Motor braucht viel Sprit und Öl

Neben den routinemäßigen Wechseln konsummierte der Subaru Impreza WRX STI  im Dauertest erstaunliche Mengen von Öl. Mehr als zehn Liter Extra-Schmierstoff auf 50.000 Kilometern – damit rangiert er in der sport-auto-Historie weit oben. Immerhin: Der Motor blieb gesund. Das ist nicht selbstverständlich, denn ein erster Dauertestversuch endete vorzeitig mit einem Motorschaden, ausgelöst durch die Montage eines falschen Kurbelwellenlagers.

Wo wir gerade bei den Ärgernissen sind: Ein wenig geschmierter könnte die Schaltung schon arbeiten. Gerade wenn es mal schnell gehen sollte, schaltete die Sechsgang-Schaltbox statt vom Dritten in den Vierten gerne mal auf stur.

Weitere Makel waren unzureichende Verstellmöglichkeiten des leicht rechts stehenden Lenkrads und ein verzogener Kofferraumdeckel, der zuweilen nicht auf Knopfdruck, sondern nur auf Fluchen oder Zureden öffnete. Dafür schloss zum Ausgleich das Handschuhfach zeitweilig gar nicht mehr. Ein Tester stellte fest: „Wenn du mehr als eine Woche damit fährst, kommst du zu dem Eindruck: ein gutes Auto. Das relativiert sich aber schnell, wenn man anschließend beispielsweise in den Audi TT RS-Dauertestwagen einsteigt.“

Da wären auch noch das spürbare Turboloch, lästiges Fahrtwind-Pfeifen jenseits der 200 km/h und ein leicht unwilliges Kaltstartverhalten unter 13 Grad minus. Die Liste der nervigen Kleinigkeiten lässt sich aber auch deshalb in aller Breite auswalzen, weil sonst nicht viel war.

Obwohl dem Subaru Impreza WRX STI schon wegen seiner aggressiven Optik gern viel abverlangt wurde, klagte der Impreza selten. Nach 24.000 Kilometern waren die Bremsen fällig, ansonsten herrscht in der Auflistung der Werkstattarbeiten langweilige Routine. Drei Inspektionen, einmal Pollen- und Luftfilter getauscht, ein paar neue Wischerblätter. Das war’s. Liegen blieb der Impreza nur ein einziges Mal. Aber so ist das nun mal, wenn der Herr Redakteur beim Fototermin zwei Stunden mit eingeschalteter Zündung parkt ...

Subaru Impreza WRX STI war ein treuer Begleiter

Der Subaru Impreza WRX STI war ein treuer Begleiter. Wir hatten uns an ihn gewöhnt. Wir haben ihn gemocht, nicht nur trotz, sondern auch wegen seiner Ecken und Kanten. Wir geben ihn schweren Herzens zurück, nicht zuletzt, weil der Therapeut doch noch ein Rezept für die Panikattacken beim Spiegelblick parat hielt. Der Fachmann rät zur Sicht des Positiven. Bei jedem Blick ins scharfe Blau verschreibt er ein leise gemurmeltes: „Schön, dass du auch wieder dabei bist.“

Technische Daten
Subaru WRX STI 4x4 Sport
Grundpreis53.100 €
Außenmaße4580 x 1795 x 1470 mm
Kofferraumvolumen420 l
Hubraum / Motor2457 cm³ / 4-Zylinder
Leistung221 kW / 300 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit255 km/h
0-100 km/h5,7 s
Verbrauch10,5 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten