Für die Idee, einen kleinen, hinterradgetriebenen Roadster auf den Markt zu werfen, wird Mazda bis heute geliebt. Doch wer ein bisschen bohrt, hört schnell Sätze wie: „Zum richtigen Sportwagen fehlt doch ein gutes Stück“ oder „Wenigstens ein bisschen mehr Leistung dürfte es sein“. Und da bei japanischen Unternehmen Entscheidungsfindungen gerne etwas länger dauern, ringt sich Mazda Europa im Jahr 21 nach Importbeginn zu einem entsprechenden Konzeptfahrzeug durch.
Mazda MX-5 mit japanischer Bezeichnung für Sieg
Der Mazda MX-5 hört auf den Namen Yusho (japanisch für Sieg), hüllt sich in mattweiße Folie – und tobt davon, als wolle es dieselbige allein durch Fliehkraft wieder von der Karosserie streifen. Ein dezentes Sirren verrät den Kompressor, sanftes Brodeln die handgefertigte Sportauspuffanlage. Lader-Bumms ab knapp über der Leerlaufdrehzahl also?
Nein, denn nach dem etwas ruppigen Anfahren – die Techniker tüfteln noch an der optimalen Synchronisierung von Motor und Getriebe, der Fahrer zunächst von rechtem Fuß und ACT-Einscheiben-Kupplung – dreht das Zwei-Liter-Triebwerk beinahe so befreit hoch wie ein gieriger Saugmotor. Tatsächlich beließ es Mazda nicht einfach dabei, einen Lader zum implantieren. Der Motor bekam neue, von Cosworth zugelieferte Kolben und Pleuel, modifizierte Einspritzventile und eine angepasste Elektronik.
Mazda MX-5 Yusho mit 241 PS und 274 Nm
Das maximale Drehmoment von 274 Newtonmeter liegt somit erst bei 5.400 Touren an – und genau so fährt sich der Japaner eben auch. Bis über 7.000/min lässt sich der Vierzylinder hochjubeln, gibt dabei seine Leistung gleichmäßig ab. Das Test-Resultat: In 6,1 Sekunden stürmt der Mazda MX-5 Yusho-Roadster von null auf 100 km/h – 2,7 Sekunden schneller als das 60 Kilogramm leichtere Serienmodell.
Etwas enttäuschend: Den beiden, mittig angeordneten Endrohren entfleucht gedämpftes Trompeten, während der Motor selbst weiter nur wenig sexy nach Großserie klingt. Kurz vor dem Begrenzer folgt dann die schönste Arbeit seit Geburt des Zweisitzers – das Schalten.
Fahrwerk wurde gründlich überarbeitet
Kurz und präzise wie ein Fingerschnipp folgen die sechs Gänge aufeinander, beinahe so, als sei das Getriebe die Basis für das gesamte Auto gewesen – abgesehen von der Fahrwerksabstimmung vielleicht, denn speziell hier lässt die Basis noch Spielraum für Verbesserungen, den nun der Mazda MX-5 Yusho ähnlich konsequent wie beim Motor nutzt.
Einfach nur härtere Federn? Dann kann man es auch gleich lassen. Nun stützt sich der Mazda MX-5 auf Bilstein-Dämpfer, Eibach-Federn und 17-Zoll-Felgen mit Toyo-Semislick-Ummantelung. Größer dimensionierte Stabis sollen Wankbewegungen nochmals minimieren – mit Erfolg.
Stoisch verbeißt sich der Mazda MX-5 Yusho in der Ideallinie, gibt sich dem Fahrer mittels der rückmeldungsfreudigen, hydraulischen Servolenkung direkt in die Hand und setzt so Einlenkbefehle unmittelbar um. Das Gripniveau – ordentliche Temperatur in den Reifen vorausgesetzt – ermöglicht Kurvengeschwindigkeiten jenseits dessen, was der öffentliche Straßenverkehr tolerieren würde.
Hockenheim-Rundenzeit 1.16,1 Minuten
Auf der Rennstrecke verhilft das dem Mazda MX-5 Yusho zu einer beachtlichen Leistung, vor allem auch deshalb, weil die kürzer übersetzte Hinterachse mit mechanischem Sperrdifferenzial lange die Traktion aufrechterhält. Übertreibt es der Fahrer, sollte er den Gegenlenk-Reflex nicht verlernt haben. Aber so muss es doch sein, oder?
Gilt übrigens auch für die Bremsanlage, die dank Rennbelägen die Tortur nahezu klaglos pariert. Erst nach der fünften schnellen Runde weicht das Pedalgefühl etwas auf. Nur Mazda wird noch nicht weich, konnte sich bislang zu keiner Entscheidung bezüglich einer Serienproduktion durchringen.
Immerhin: Ein zweiter Prototyp auf Basis des 2013er Modelljahrgangs soll entstehen. Es gäbe sicher genug Fans, die Mazda für eine Kleinserie des MX-5 Yusho lieben würden.
Mazda MX-5 Yusho | |
Außenmaße | 4020 x 1720 x 1255 mm |
Kofferraumvolumen | 150 l |
Hubraum / Motor | 1999 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 177 kW / 241 PS bei 6800 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 240 km/h |
0-100 km/h | 6,1 s |