Mini Cooper S im Test
Das 192-PS-Topmodell gibt Gas

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Größer, komfortabler, dennoch leichter und agiler, stärker sowieso – der neue Mini wirbt mit allem, was die PR-Maschinerie so hergibt. Was davon nach unserem Test wohl übrig bleibt? Das 192 PS starke Topmodell, ausgerüstet mit optionaler Sechsstufenautomatik, muss sich jedenfalls ganz schön in die Riemen legen.

Mini Cooper S, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Maximales Gokart-Feeling verspricht der Bordmonitor des Mini Cooper S, wenn der kleine Schalter vor dem Automatik-Wählhebel einmal nach rechts geschoben wurde. Gas-, Lenkungs-, Getriebe-, ESP- und Dämpferkennung sind nun scharf gestellt, jetzt kann also die maximale Mini-Sause losgehen. Einzig: Gokart-Feeling bietet nur ein Gokart, Punkt. Das war schon immer so, und das wird auch immer so bleiben.

Sportsitze im Mini Cooper S mit hervorragendem Seitenhalt

Zugegeben, aus einem automobilen Blickwinkel betrachtet kam der Mini bislang diesem Erlebnis am nächsten. Und der neue Mini Cooper S? Mit einer Länge von 3,85 Metern überragt er seinen Vorgänger schon mal deutlich, und zwar um rund zehn Zentimeter. Der Radstand wuchs um 2,8 Zentimeter, doch das Raumangebot entspricht noch immer eher einem düsteren Indie-Club als einem noblen Salon. Daher fällt es auch schwer, über das um 51 Liter gestiegene Kofferraumvolumen zu jubeln – es bleibt mit 211 Litern nach wie vor überschaubar.

Umso mehr darf über die neuen Sportsitze im Mini Cooper S gejubelt werden, sie bieten hervorragenden Seitenhalt, eine straff-bequeme Polsterung sowie eine ausziehbare Oberschenkelauflage. Und schon greift es wieder um sich, dieses typische Mini-Gefühl. Mit dem weit nach vorne gezogenen Dach, der Intimität und der – teils unausstehlichen – Verspieltheit. Nicht nur, dass das monströse Zentralinstrument erhalten blieb, nun kommentiert ein Leuchtring drum herum jeden Befehl des Fahrers und die Reaktion der Elektronik mit unterschiedlichen Farben.

Ein knallroter Kippschalter übernimmt die Funktion des Startknopfs, das gefällt schon eher. Und das, was er in Gang setzt, auch: nämlich ein putzmunterer Vierzylinder mit Turboaufladung. Seine Leistung von 192 PS steht in einem gesunden Verhältnis zum Hubraum von zwei Litern, das maximale Drehmoment beträgt dank Overboost 300 Nm und liegt bereits bei 1.250 Umdrehungen an. Warum also nicht mit Automatik? Na dann, ab dafür.

Mini Cooper S in 7,1 Sekunden auf Tempo 100

Der Mini Cooper S wurstelt nicht lange im Drehzahlkeller herum, schiebt gleich ziemlich bärig an, knurrt dabei noch recht verhalten. In 6,5 Sekunden soll er die 100-km/h-Marke knacken, sagt Mini, tatsächlich schafft es der Mini Cooper S in 7,1 Sekunden. Viel wichtiger jedoch: Der Turbobenziner schläft nie, ermöglicht jederzeit lässige Zwischenspurts, lässt sich bis 6.500/min ausmosten – allerdings nicht mit besonders viel Engagement, schade. Das Getriebe unterstützt die Leistungscharakteristik mit frühen Schaltvorgängen, wechselt sehr flott, aber weniger komfortabel die Gänge. Wenn die Elektronik auf Krawall gebürstet ist, hält sie bei deaktiviertem ESP sogar die Gänge, was aber gar nicht mal so sehr interessiert, da bereits bei 6.000/min die nächste Welle reingezappt werden sollte.

Das geschieht tatsächlich mit doppelkupplungsverdächtiger Geschwindigkeit, einzig den Befehlen zum Herunterschalten kommt das Getriebe gelegentlich etwas zu zögerlich nach. Ach, ob der Mini Cooper S dabei noch so schön sprotzelt? Grundsätzlich schon, aber nicht mehr ganz so rotzfrech wie der Vorgänger. Überhaupt wirkt der Mini gereifter, erwachsener, was in seinem Fall nicht unbedingt von Vorteil sein muss. Gilt das auch für das Fahrverhalten? Schon, was den subjektiven Fahrspaß betrifft.

Dennoch bleibt der Mini Cooper S der Handling-König in diesem Segment, wenngleich die Fans das etwas bolzige Fahrgefühl vermissen dürften. In jedem Fall lenkt der Neue spielerisch leicht ein, gefolgt von vertretbarem Untersteuern – und zeigt erneut ein lebendiges Heck, lässt sich so prima um die Ecken werfen. Vorne nutzt der Mini eine Eingelenk-Vorderachse mit Komponenten aus Aluminium und hochfestem Stahl, hinten die weiterentwickelte Mehrgelenk-Achse.

Erst mal mit adaptiven Dämpfern

Damit fetzt der Zweitürer um den Kleinen Kurs in Hockenheim, als ginge es um den Gewinn eines Markenpokals. Jetzt wünscht sich der Fahrer vielleicht ein bisschen weniger Seitenneigung, doch da die adaptiven Dämpfer selbst im Normal-Modus schon hart an der Grenze dessen arbeiten, was noch Komfort genannt werden darf, sei aus Gründen der Alltagstauglichkeit darauf verzichtet. Obwohl: Wie wäre es mit einer größeren Spreizung? Immerhin schaffen es Hightech-Zutaten wie diese (darüber hinaus gäbe es noch allerlei Komfort- und Assistenz-Tand) nicht, das Gewicht des Testwagens auf über 1.254 Kilogramm zu lupfen.

Damit hält sich der Testwagen nicht nur an den vom Werk versprochenen Wert, er wiegt auch nicht mehr als sein Vorgänger. Und die Rundenzeit? Mit 1.19,8 Minuten knallt der neue Mini Cooper S im Test sechs Zehntel schneller über den Kleinen Kurs als der alte. Subjektiv entfernt sich der Mini Cooper S allerdings weiter vom versprochenen Gokart-Feeling. Da ist das Automatikgetriebe auch schon egal.

Technische Daten
Mini Cooper S Cooper S
Grundpreis27.400 €
Außenmaße3850 x 1727 x 1414 mm
Kofferraumvolumen211 bis 731 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung141 kW / 192 PS bei 4700 U/min
Höchstgeschwindigkeit233 km/h
0-100 km/h7,1 s
Verbrauch5,2 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten