sport auto-High Performance Days 2012
Rückblick auf den Tuner Grand Prix

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64 Teilnehmer und damit die zweithöchste Teilnehmerzahl aller Zeiten feierten beim sport auto-Tuner Grand Prix 2012 in Hockenheim eine ausgelassene Jubiläums-Rennparty. Rückblick auf das heißeste, schnellste und spannendste PS-Treffen in 20 Jahren sport auto-Tuner Grand Prix.

TunerGP, Fahrerfeld
Foto: Rossen Gargolov

Hockenheim, Boxengasse, Motorsport der zuschauerfreundlichsten Art. „Der Tuner Grand Prix ist fast besser besucht als die DTM“, erklärt Teilnehmer und Ex-DTM-Rennfahrer Thomas Winkelhock, nachdem er mit seinem BMW M3 CSL die Besuchermassen in der Boxengasse wie ein Skirennläufer die Slalomstangen umkurven musste. Seit mittlerweile 20 Jahren lockt sport auto nun Sportwagen- und Tuning-Fans zum sport auto-Tuner Grand Prix an Pfingsten auf die F1-Piste.
„So hautnah wie bei euch kommt man sonst nirgends an die Autos in der Boxengasse“, sagt Mike aus Untertürkheim. Mehr Zeit für einen kurzen Plausch hat der 22-Jährige nicht. Mit seiner Digitalkamera feuert er auf alles, was schnaupt und faucht. Und das sind 2012 nicht weniger als 64 Teilnehmer und ihre verrückten Kisten. Gumpert Apollo, McLaren MP4-12C und Lamborghini Murciélago treffen auf getunte Mini, Caterham oder einen mit 472 PS aufgestachelten VW Bus.

Unsere Highlights

MTM rollt mit breiter Fahrzeugpalette an

„Dabei sein ist alles. Mit dem VW Bus und dem Audi Q3 wollen wir eine gute Show fürs Publikum bieten“, stapelt MTM-Chef Roland Mayer vor Beginn noch tief, um in letzter Sekunde neben den beiden SUV-Schwergewichten sowie den Publikumslieblingen Audi S1 und V8 DTM doch noch eine Waffe in der Supersportler-Kategorie zu nennen. MTM-Pilot Florian Gruber hetzte den britischen Sportler mit bayrischen Extra-PS anschließend auch lässig auf Rang eins.

Zur Chancengleichheit wurden die Teilnehmer des sport auto-Tuner GP 2012 nicht nur in 12 Klassen gewertet, sondern in Gruppe A (Fahrzeuge ohne Straßenzulassung) und Gruppe B (mit Straßenzulassung) unterteilt. Dekra-Ingenieur Frank Fricke und sein Team nahmen vor allem Letztere bei der technischen Abnahme genau unter die Lupe.

„Das hier ist der kleine Tuner Grand Prix-Ordner, der große mit den Rechnungen liegt zu Hause“, sagt Sebastian Tauber lächelnd, während er einen prall mit Material-Gutachten und TÜV-Bescheinigungen gefüllten Aktenordner präsentiert. Bis sämtliche Umbauten an seinem 635 PS starken BMW M3 E46 mit Kompressorumbau in den nun dreiseitigen Fahrzeugschein eingetragen waren, kostete es nicht nur Nerven.

Ende gut, alles gut. Mit Straßenzulassung stürmte der BMW M3 von Tauber Motorsport auf Platz eins in der Coupé-Turboklasse der Gruppe B. Bei den Sauger-Coupés feierte Schirmer Race Engineering trotz Serienleistung, aber dank guter Fahrwerksabstimmung des BMW M3 sowie des M3 GTS einen ungefährdeten Doppelsieg. 

Serienwagen zum Rennstrecken-Geschoss

Noch intensivere Glücksgefühle kamen in der Coupé-Turboklasse der Gruppe A auf. Hier triumphierte mit Oettinger ein alter Bekannter, der lange Zeit in der Tuning-Versenkung verschwunden war. „Ich erinnere mich noch an 1993, als wir mit dem Oettinger-Golf VR6 starteten. Jetzt sind wir wieder da“, kommentiert Oettinger-Mann Rüdiger Völkner den Sieg des Oettinger-Audi TT RS-R. In einer Rekordzeit von nur vier Wochen samt mehrerer Nachtschichten modifizierte das Team den Serienwagen zum Rennstrecken- Geschoss mit 470 PS.
Nachtarbeit stand auch bei den Skyline-Spezialisten von MPS Engineering an. „Wir haben den Wagen in der Nacht vor dem Tuner GP auf der Autobahn eingefahren“, verrät MPS-Fahrer Robert Hirrig, der den komplett neu aufgebaute Skyline GT-R R32 auf Platz eins in der Youngtimer-Klasse fuhr. Außerdem belegte er mit dem 20 Jahre alten und mit 521 PS aufgepusteten Japaner P3 im hart umkämpften Finalrennen.

Fast genauso viel Leistung zauberte Christoph Benjamin Schön vom Team LE-Composites aus seinem VW Passat Variant Syncro vom Typ 32b des Baujahres 1985 hervor. Dank leistungsgesteigertem Fünfzylinder-Turbomotor aus dem Audi S2 ging die leergeräumte Allrad-Familienkutsche auf den Geraden von Hockenheim laut ihrem Besitzers „wie die Hölle.“

Duell der japanischen Rallye-Cars

Während hier der Spaß im Vordergrund stand, wurde bei seinem LE-Teamkollegen und Rennfahrer Daniel Keilwitz ernsthafter aufs Ergebnis geschaut. Mit einer gemittelten Rundenzeit von 1.07,253 Minuten aus den fünf schnellsten Umläufen gewann er mit dem Mitsubishi Lancer Evo 7 von LE-Composites das Duell gegen den Importracing-Evo 9 deutlich.
„Nächstes Jahr wird zurückgeschlagen“, gab Importracing-Fahrer Alex Wutzke die Marschroute für 2013 vor. Spannung ist vorprogrammiert, denn schon 2012 fielen beide Fahrzeuge durch wilde Umbauten mit Aerodynamik-Schächten im DTM-Stil (LE-Composites) und monströses Flügelwerk (Importracing) auf.

Während Importracing in der Limousinen-Turboklasse der Gruppe A unterlag, dominierte das Team aus Benningen am Neckar die Limousinen-Klasse für straßenzugelassene Fahrzeuge mit dem Mitsubishi Evo 9-Kombi vor Hannes Neuhauser im Skoda Octavia von Rothe Motorsport.
„Wenn man fährt, merkt man gar nicht mehr, dass man in einem Octavia sitzt“, beschreibt der Ex-Formel 3-Pilot das Fahrverhalten des Rothe-Kombis. Kein Wunder, Kotflügelverbreiterungen, ein Bilstein-Gewindefahrwerk, eine Movit-Bremse sowie mehr Leistung verwandelten den Pampersbomber zum Rennkombi.

P2 für den Kombi und der Klassensieg mit dem VW Golf VI R20 waren Grund zur Sektdusche für Teamchef Mike Rothe. „Nächstes Jahr wollen wir beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring antreten und wahrscheinlich nicht mehr beim Tuner GP“, sagte Rothe abschließend. So einfach lässt sport auto aber ein Tuner GP-Urgestein nicht ziehen und wird auch 2013 um die Teilnahme der schnellen Hessen buhlen.

Dass eine erfolgreiche Teilnahme sowohl beim 24h-Rennen am Nürburgring als auch beim Tuner GP machbar ist, zeigte Mathilda Racing mit dem VW Scirocco Mathilda GTR1. „Was für ein Marathon an zwei Wochenenden hintereinander, erst 24h, dann Tuner GP“, sagte Mathilda Racing-Chef Michael Paatz erschöpft, der sich nach seiner Zielankunft beim 24h-Rennen auch über einen Klassensieg bei den straßenzugelassenen Kompaktwagen freuen durfte.

Corvette verdrängt Porsche in der GT-Klasse

Die GT-Klassen für Turbo- und Saugerfahrzeuge überfluteten nicht weniger als sieben Corvette-Modelle. Kein Wunder, alle Porsche-Tuner kniffen 2012 und hatten für ihre Abwesenheit mehr oder minder fadenscheinige Aussagen parat. Doch vermissen mussten die Zuschauer nichts – namenhafte Corvette-Tuner wie Callaway Competition, Pfadt Race Engineering Europe, TIKT oder GeigerCars.de zogen eine feine Querdynamikshow ab.

Mainz 05-Torwart und Trackday-Fan Heinz Müller wiederholte mit der Callaway-Z06.RR seinen Vorjahressieg in der GT-Saugerklasse. Schnellster Corvette-Mann des Tages wurde aber Patrick Simon, der im 700 PS-ZR1-Hammer von Geiger nicht nur die GT-Turbo-Klasse, sondern auch das Finalrennen sowie die Gruppe B-Gesamtwertung gewann.

In 1.05 Minuten um den kleinen Kurs

Das Motto „die Letzten werden die Ersten sein“ bewahrheitete sich jedoch auch wieder in diesem Jahr. Hohenester reiste erst Freitagabend an. Dann tauschten die Bayern in einer Spätschicht, während andere schon dem Weißbier verfielen, das Ausrücklager am leistungsgesteigerten KTM X-Bow, um am Renn-Samstag alles in Grund und Boden zu fahren. So schnell, wie Hohenester-Pilot Reinhard Kofler mit einer gemittelten Rundenzeit von 1.05,521 Minuten war beim Tuner GP schon lange keiner mehr. Hier geben wir einen Rundenzeiten-Überblick der Gesamtsieger vom Tuner GP seit 1992.

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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten