Suzuki Swift Sport vs. Renault Twingo Gordini R.S.
Einstiegssportler im Vergleichstest

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Mit einer guten Tonne Gewicht, deutlich unter vier Meter Außenlänge und kompakten 136 respektive 133 PS leistenden 1,6-Liter-Saugmotoren zählen der Suzuki Swift Sport und der Renault Twingo Gordini R.S. zu den kleineren Vertretern der Sportwagenzunft. Groß ist aber umso mehr das Spaßpotenzial, wie der Test zeigte.

Suzuki Swift Sport, Renault Twingo Gordini R.S., Heck
Foto: Rossen Gagolov

Gradlinigkeit. Bei Menschen mögen wir das. Wenn jemand sagt, was er denkt, ist, wie er ist, keine Mätzchen macht. Einerseits. Andererseits gefällt uns Einfallsreichtum, Pfiffigkeit, das Vermögen, einen kleineren Faux-Pas einfach wegzulächeln. Auch das hat Stil - ist charmant. So gesehen folgen die der Papierform nach so ähnlichen Kontrahenten dieses Vergleichstests, der 136 PS starke Suzuki Swift Sport und der mit der Kraft von 133 Rössern antretende Renault Twingo Gordini R.S. schlussendlich zwei grundverschiedenen Ideen. Mehr noch: Die zweitürigen Einstiegssportler verkörpern in nahezu idealer Weise die gemeinhin mit ihren Herkunftsländern assoziierten Attribute.

Unsere Highlights

Suzuki Swift Sport ist erstaunlich erwachsen

Hier der Japaner - praktisch, fleißig und pragmatisch. Technikverliebt, na klar und mit allem an Bord, was bei größeren und teureren Automobilen kaum mehr wegzudenken ist. Bi-Xenon-Licht nebst Scheinwerfer-Reinigungsanlage beispielsweise, ein informatives digitales Zentraldisplay im Instrumententräger und in der Höhe verstellbare, beheizbare Sitze vorn. Alternative Ausstattungs-Features sind beim Suzuki Swift Sport indes kein Thema. Das Topmodell der kleinen Baureihe ist, wie es ist. Selbst die Metallic-Lackierung gehört dazu. Gradlinig eben. Das zwar schlichte, aber durchaus schmucke und im Rahmen des Facelifts in Bezug auf die Materialien deutlich aufgewertete Gesamtpaket kostet 18.490 Euro und kommt erstaunlich erwachsen daher. Von außen sieht man dem Suzuki Swift Sport seine knappen 3,89 Meter Länge vielleicht an. Innen wähnt man sich in einem größeren Auto. Selbst das Platzangebot im Kofferraum geht als ordentlich durch.

Jung und verspielt

Zurück nach Europa, genauer gesagt nach Frankreich. Eh voilà - der Renault. Mit 3,70 Meter Länge noch kompakter, im Vergleich zum moderaten Stockmaß aber mit riesigen Einstiegsluken versehen. Also Obacht in engen Parklücken! Mit Pragmatismus hat der Renault Twingo Gordini R.S. wenig am Hut. Der Franzose ist jung, verspielt, buhlt um Aufmerksamkeit. Über der markant geschwungenen, weiß lackierten Oberlippe lockt ein fröhlich-freches Vier-Augen-Gesicht. Da passen der weiße Doppel-Rennstreifen, die ebenso lackierten Spiegelkappen und der in der gleichen Nicht-Farbe gehaltene Dachkantenspoiler trefflich ins Bild. Im Innenraum setzt das kleine Gordini-Modell leuchtend blaue Akzente. Ein Farbtupfer an der Schaltmanschette, ein paar weitere an den abgesteppten Lederbezügen der Sitze und am oberen Lenkradkranz. Geschmack und Stil à la française. Da lässt sich auf das eine oder andere Ausstattungsdetail doch verzichten, n’est ce pas? Dass der Co-Piloten-Sitz nicht höhenverstellbar ist, stört schließlich allenfalls mitreisende Kinder - meine zumindest.

Dafür gibt‘s im Renault Twingo Gordini R.S. pfiffige Besonderheiten wie den einsam über dem Lenkrad thronenden Drehzahlmesser oder die in der Länge verschiebbaren Einzelsitze im Fond. Clever - bei einem so geringen Raumangebot. Da kann der Fahrer bedarfsgerecht entscheiden, was gerade angesagt ist: Platz im Gepäckabteil oder ein Minimum an Beinfreiheit für mitreisende Passagiere.

Der Renault Twingo Gordini R.S. verlangt Eingewöhnung

Nun aber: Platz genommen - vorn links versteht sich - und dem Temperament des frischen Franzosen auf den Zahn gefühlt. Wer so extrovertiert auftritt, wird wissen, dass er es sich leisten kann. Dem ist dann allerdings nicht wirklich so. Okay - der von einem 1,6-Liter-Vierzylinder auf Touren gebrachte 133-PS-Twingo ist höchst jungfräulich in der Redaktion angelandet. Am Messtag standen gerade einmal 1.965 Kilometer Gesamtlaufleistung auf der Uhr. Das ist zu wenig, um bereits voll im Saft zu stehen und dürfte die Abweichung von dem vom Werk versprochenen 0-100-Wert ein Stück weit erklären.

Dass der brandneue Testwagen sich beim Standardsprint mit 9,2 Sekunden bis 100 km/h eine halbe Sekunde mehr Zeit nahm als avisiert, sei ihm somit explizit verziehen. Dass sich der tägliche Umgang mit der Kupplung reichlich diffizil gestaltet, lässt sich damit freilich nicht erklären. Über gefühlte 20 Zentimeter Weg passiert rein gar nichts. Erst dann zeigt das Lösen des linken Pedals Wirkung. Das erfordert ein gerüttelt Maß an Eingewöhnung.

Bockiges Kaltstartverhalten

Auch nach längerer Bekanntschaft nicht zu glätten ist indes das bockige Kaltstartgebaren des Twingo R.S. Wobei „kalt“ in diesem Fall eine Außentemperatur von 10 Grad Celsius beschreibt. Für Mitteleuropäer absolut ausreichend, für den offensichtlich weiter südlich geborenen Franzosen scheinbar nicht. Bei weniger als 17 Grad „Aufwachtemperatur“ verweigert der Renault schlicht die Gasannahme, hoppelt und bockelt los, dass Fahrer und beisitzendem Schulkind hören und sehen vergeht. Das anklagende „Mama!“ aus Richtung des Beifahrersitzes ist berechtigt - keine Frage.

Suzuki Swift Sport fährt zum Sieg

Derlei Mätzchen sind dem insgesamt erwachsener wirkenden Suzuki fremd. Er schnurrt wie ein 1,6-Liter-Sauger eben schnurren kann, ist binnen deutlich flotteren 8,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 Sachen, kommt auch nach der zehnten Vollbremsung aus 100 km/h noch nach beispielhaft kurzen 36,6 Metern zum Stehen und sichert sich den Gesamtsieg in der sport auto-Punktewertung somit zu Recht.

Technische Daten
Suzuki Swift 1.6 SportRenault Twingo 1.6 16V 130 Gordini R.S.
Grundpreis18.990 €16.990 €
Außenmaße3890 x 1695 x 1510 mm3607 x 1688 x 1460 mm
Kofferraumvolumen211 bis 892 l230 bis 959 l
Hubraum / Motor1586 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung100 kW / 136 PS bei 6900 U/min98 kW / 133 PS bei 6750 U/min
Höchstgeschwindigkeit195 km/h201 km/h
0-100 km/h8,2 s9,2 s
Verbrauch6,4 l/100 km6,7 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten