Heico Sportiv Volvo C30 D4 im Test
Fahrwerk und Räder im Test

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Tiefer, breiter, stärker: Auf der Rennstrecke lassen sich die Vorzüge von Tuning schnell objektivieren. Aber wie sieht es im Alltag aus? Mehr als ein Jahr lang sammelte sport auto Erfahrungen mit einem ursprünglich 177 PS starken Volvo C30 D4, der in zwei Schritten von Haustuner Heico Sportiv veredelt wurde. Im Test lesen Sie, was das Fahrwerkstuning bringt.

Volvo C30 D4
Foto: Rossen Gargolov

Volvo und Sport? Na ja, die meisten Menschen assoziieren mit der schwedischen Marke eher die sprichwörtliche „Sicherheit aus Schwedenstahl“. Oder die Hochsee-Regatta „Volvo Ocean Race“. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die DTM 1985, als der schwedische Malermeister Per Stureson mit dem kantigen Schlachtschiff 240 Turbo sensationell den Titel holte.

Volvo C30 ist erfolgreich im Motorsport

Auch wenn in den vergangenen Jahren immer wieder mal ein oder zwei Volvo C30 in der Tourenwagen-WM starteten – in Deutschland wurde das Fähnlein des Volvo-Motorsports in erster Linie von Heico Sportiv aus Weiterstadt hochgehalten. Beim 24h-Rennen auf dem Nu¨rburgring gehören die Heico-Treter seit Langem zu den Stammgästen. Platz 50 im Gesamtklassement sprang 2011 heraus. Ein schöner Erfolg fu¨r den kleinen Schweden in diesem Klassefeld mit mehreren Dutzend potenten GT3-Rennwagen.

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Heico Sportiv tunt den Volvo C30 D4

Der Brotjob von Heico Sportiv ist aber das Veredeln von allen erdenklichen Volvo. Auch die Macher (nicht Macker!) von sportauto lieben die Abwechslung. Zwei Jahre mit immer dem gleichen Dauertestauto können doch manchmal etwas eintönig sein – und so beschloss die Redaktion, den silbergrauen schwedischen Dauertestwagen Volvo C30 D4 in zwei Stufen von Heico Sportiv aufbretzeln zu lassen. In Evolutionsstufe eins nahm man sich das Fahrwerk vor. Danach kam in der zweiten Stufe auch ein maßvolles Motortuning hinzu.

Doch bevor man sich den Testergebnissen widmet, erscheint es ratsam, einen kleinen Exkurs in die Volvo-Typologie zu unternehmen. Denn der starke Diesel hat einen verwirrenden Namen: D4 heißt er. Die Ziffer vier steht aber keineswegs fu¨r die Zahl der Zylinder. Nach wie vor werkelt unter der kurzen Fronthaube des stärksten Diesel-C30 ein Fu¨nfzylinder, dessen Hubraum jedoch gegenu¨ber seinem bis 2010 gebauten Vorgänger (der korrekterweise auf die logische Bezeichnung D5 getauft wurde) von 2,4 auf 2,0 Liter verkleinert wurde.

Erfreulich dabei: Der Verbrauch sank gegenu¨ber dem Vorgänger um mehr als zehn Prozent, während die Leistung annähernd gleich blieb. 177 PS bietet das aktuelle Triebwerk, drei PS weniger als der Vorgänger. Wichtiger jedoch: Der Bestwert fu¨r das Drehmoment blieb mit 400 Nm exakt gleich. Manche mögen es schade finden, dass dem Neuen der knurrige, fru¨her stets sehr präsente Sound weitestgehend abhanden kam. Diejenigen, die nicht ganz genau hinhörten, konnten es kaum glauben, dass hier kein Vierzylinder arbeitet. Denn der neue Motor verrichtet seinen Dienst akustisch äußerst diskret.

Diesel mit bulligem Antritt und Drehfreude

Geht es aber ums Spurten, lässt der Volvo C30 D4 sich nicht lumpen: Nach 8,3 Sekunden ist die 100 km/h-Marke erreicht; 160 km/h liegen nach knapp 22 Sekunden an. Die Manieren des Fu¨nfzylinders sind erstklassig. Zu seinen größten Stärken zählen der bullige Antritt und die fu¨r einen Diesel sehr ausgeprägte Drehfreude. Fu¨nf Sterne gibt es auch fu¨r den geringen Kraftstoffverbrauch: Selbst bei äußerst flotter Fahrweise werden pro 100 Kilometer nie mehr als 8,6 Liter aus dem Tank abgepumpt. Auf der anderen Seite ist es aber kein Hexenwerk, mit knapp sechs Litern zurechtzukommen. Angesichts der guten Fahrleistungen ein sehr erfreuliches Ergebnis.

Obwohl der Volvo C30 D4 mit einer Länge von nur 4,26 Meter zu den Kompakten im Lande zählt, vermittelt er seinen Fahrern das angenehme Gefu¨hl, eine Klasse höher zu reisen. „Kein Wunder bei einem Leergewicht von 1.500 Kilogramm“, notierte ein Kollege im Fahrtenbuch. Der serienmäßige Volvo C30 D4 ist fu¨r lange Reisen bestens gewappnet, dank niedrigem Geräuschpegel, dank seines ausgewogenen Federungskomforts, dank der großen Reichweite und nicht zuletzt auch dank seiner hervorragenden Scheinwerfer.

Auf einem sehr welligen Autobahnabschnitt gab es dann aber doch auch Grund zu Kritik. „Abrupte Vertikalbewegungen an der Vorderachse“ wurden moniert. Nicht Besorgnis erregend, aber doch unangenehm. Auf der Hockenheimer Rennstrecke präsentierte sich der Volvo C30 D4 als krasser Untersteuerer. Mit viel Seitenneigung durchmaß der kleine Volvo die Biegungen. „Sehr sicher“, steht im Fahrtenbuch. Und: „Muss mit abruptem Lastwechsel zum Einlenken gebracht werden.“

Fahrwerk-Tuning bei Heico Sportiv

Kurz danach, im Februar 2011, ru¨ckte der Dauertest-Volvo C30 D4 zum fahrwerksseitigen Fitness-Training bei Heico ein. Bilstein-Dämpfer wurden montiert. Härtere und ku¨rzere Federn sorgten fu¨r eine Tieferlegung um 35 Millimeter. Die serienmäßigen Michelin Pilot Exalto im Format 215/45-18 wurden getauscht gegen Pirelli-Reifen der neuesten Generation, den Zero im geringfu¨gig breiteren Format 225/40-18. Die Breite der Felgen wuchs von 7,5 auf nunmehr acht Zoll. Auf den ersten Blick mögen diese insgesamt 4.334 Euro teuren Maßnahmen nicht u¨bermässig spektakulär erscheinen. Doch die Fahreindru¨cke und natu¨rlich auch die Messwerte sprechen eine andere Sprache.

Zunächst die schlechte Nachricht: Der Federungskomfort schrumpfte auf Minimalmaß. „Gerade noch langstreckentauglich“, notierte der an jenem Tag tempolimitgequälte Chefredakteur Horst von Saurma auf seiner Reise durch die Schweiz zum Genfer Automobilsalon. Freundliche Worte gab’s aber fu¨r die Sitze („Echt super“) und den Motor („Hat richtig Qualm“). Beim konsequenten Schnellfahren auf der Rennstrecke u¨berzeugte der von Heico u¨berarbeitete Volvo C30 D4 hingegen auf der ganzen Linie. Das lästige Untersteuern beschränkte sich nunmehr auf ein Minimum, auch die Traktionsprobleme waren wie weggeblasen.

Getunter Volvo C30 D4 gewinnt auf der Rennstrecke

Trotz dieser etwas spitzeren Abstimmung blieb der Volvo C30 D4 stets sicher und leicht beherrschbar. Auch bei provozierten Lastwechseln machte das Heck nicht die geringsten Anstalten zum Sidestep. Der Blick auf die Stoppuhr zeigte Erfreuliches: Mit einer Hockenheim-Rundenzeit im Test von 1.20,8 Minuten verbesserte er sich gegenu¨ber der Basisversion um fast zwei Sekunden.

Ein Teil dieses Zeitgewinns ist auf die Reifen zuru¨ckzufu¨hren. Gegenu¨ber dem Michelin Pilot Exalto bietet der neue Zero von Pirelli deutlich mehr Grip. Ein Beleg dafu¨r ist der Bremsweg: Nur 36,0 Meter benötigte der getunte Volvo C30 D4, um aus 100 km/h zum Stillstand zu kommen. Das sind gut zwei Meter weniger, als die gewiss nicht schlechte Serienversion benötigt.

Zwei Monate nach dem Fahrwerks-Setup, das unter sportlichen Gesichtspunkten ein voller Erfolg war, ru¨ckte der Volvo C30 D4 ein zweites Mal bei Heico an. Hier finden Sie Teil 2 des Tests.

Der Dieselmotor hat in den letzten 20 Jahren einen gewaltigen Imagetransfer geschafft: Weg vom übelriechenden, nur zeitlupenartige Beschleunigung bietenden Langweiler, hin zur spurtstarken und dennoch ökonomischen Hightech-Rakete – Turbotechnik und extrem hohen Einspritzdrücken sei Dank. Im hartumkämpften Spielfeld der sportichen Kompakten bietet Volvo mit dem C30 D4 einen Diesel-Renner, der keinen Vergleich mit der deutschen Konkurrenz aus Wolfsburg und Ingolstadt scheuen muss – allerdings leider auch preislich nicht.

Leistungssteigerung per Chiptuning

177 PS und stattliche 400 Newtonmeter Drehmoment lässt der Zweiliter-Selbstzünder im Serienzusatand auf die Vorderräder des Volvo C30 D4 los. Wem dies nicht reicht, dem kann geholfen werden. Volvo-Haustuner Heico Sportiv mörtelt die Leistung um 18 PS auf. 195 PS leistet der Fünfzylinder dann, das Drehmoment steigt sogar um 15 Prozent, von 400 auf 460 Newtonmeter. Der Umbau ist in einem Stündchen erledigt, denn mechanisch bleibt alles beim Alten. Es wird lediglich das Motorsteuergerät neu programmiert. 1.598 Euro sind dafür zu berappen.

Schon auf der Fahrt vom Hof wird klar: Da hat sich was getan im Maschinenraum des Heico-Volvo C30 D4. Im tiefen Drehzahlkeller geht der Fünfzylinder seiner Arbeit um eine Spur unwilliger seiner Arbeit nach. Ab etwa 2.000 Umdrehungen aber zerrt er umso ungeduldiger am Zügel. Beim vollen Beschleunigen auf der Autobahneinfahrt nehmen die 195 PS die Vorderräder gehörig in den Schwitzkasten. Die zuvor sehr geschmeidige Leistungsentfaltung erfolgt nun zwar etwas abrupt, aber auch im getunten Volvo C30 hat man das schöne Gefühl, mit überaus üppiger Motorisierung zu reisen.

Tuning macht sich erst bei Tempo bemerkbar

Ernüchterung beim Studium der Daten nach der Beschleunigungsmessung: Beim Spurt auf 100 km/h ist keine Verbesserung zu sehen. Ebenso wie bei der 177-PS-Serienversion bleibt die Stoppuhr nach 8,3 Sekunden stehen. Wobei man hinzufügen muss, dass der Dauertestwagen in der Serienversion etwas schneller war als die Werksangabe (8,6 Sekunden). Die von Heico versprochenen 7,9 Sekunden für die getunte Variante hingegen blieben Wunschdenken. Eine genauere Analyse zeigt, woran es liegt: Der so genannte Anfahrwert (0 bis 40 km/h) fällt beim Serienauto deutlich besser aus (2,3 Sekunden zu 2,7 Sekunden).

Dies hat zwei Gründe: Zum einen hat der chipgetunte Motor unten herum etwas weniger Dampf. Dies wiederum macht es nicht gerade einfacher, die Kupplung perfekt zu dosieren. Ist die getunte Heico-Volvo C30-Fuhre aber erst mal in Fahrt, geht es deutlich hurtiger voran an als im Serienauto. Die 18 Mehr-PS sind also durchaus vollzählig vorhanden. Bis 160 km/h knöpft der Getunte dem Serienmäßigen immerhin 1,6 Sekunden ab. Unangenehm ist die Eigenart, sich nach Schaltmövern erst mal eine kleines Päuschen zu genehmigen.

Heico-Volvo C30 D4 mit überragender Elastizität

Die wahre Domäne des getunten Heico-Volvo C30 D4 ist die rasche Fahrt auf der Landstraße. Dabei muss man keineswegs pausenlos im Sechsgang-Getriebe rühren. Dank der überragenden Elastizität werden Steigungen planiert und das Überholmanöver sehr platzsparend erledigt. In dieser Disziplin ist der Getunte sein Geld wirklich wert. Betrachtet man die guten Fahrleistungen, nimmt sich der Verbrauch bescheiden aus. 7,7 Liter sind es im Durchschnitt, nicht mehr als in der Serienversion, Applaus hierfür! Das Fazit fällt nach 20.000 Kilometern zwiespältig aus: Für das Tuning sprechen die bessere Elastizität und der rasante Drehmomentanstieg, dagegen die schlechtere Laufkultur.

Technische Daten
Volvo C30 D4 RDesign Edition
Grundpreis29.640 €
Außenmaße4266 x 1782 x 1447 mm
Kofferraumvolumen251 bis 894 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 5-Zylinder
Leistung130 kW / 177 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit220 km/h
0-100 km/h8,3 s
Verbrauch5,1 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten