Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 im Test
Der Vier-Liter-GT3 RS vom Tuner

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Mit einer Auflage von nur 600 Exemplaren lief der Porsche 911 GT3 RS 4.0 vom Band. Wer keinen abbekommen hat und trotzdem mit einem straßenzugelassenen Vier-Liter-RS über die Rennstrecke brennen will, wird ab sofort bei Wendland fündig. Wir haben den drehfreudigen Porsche 977 GT3 WRS 510 getestet.

Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510, Seitenansicht, Kurvenfahrt, von vorn
Foto: Rossen Gargolov

Wir haben kurz darüber nachgedacht: sport auto mit einer Sound-CD auf dem Titel. Aufnahmeort wäre das menschenleere Motodrom von Hockenheim. So leidenschaftlich wie eine Horde Cup-Rennwagen schreit der Porsche-Solist seine Drehfreude heraus. 7.500, 8.500, 9.500 – der Boxer fräst sich derart energisch in ungeahnte Drehzahlhöhen, als ob er direkt im Nacken des Piloten sitzen würde. Star-Tenor des Live-Konzertes – der Porsche 997 GT3 WRS 510 aus dem Ensemble der Firma Wendland Motorentechnik.

Unsere Highlights

Wendland-Porsche ist drehfreudiger

Drei Einrollrunden, zurück in die Boxengasse, Luftdruck checken – Zeit, den mattschwarzen Porsche-Extremisten einmal näher vorzustellen. Wer von dem auf 600 Exemplare limitierten Serien-Porsche 911 GT3 RS 4.0 mit vier Liter Hubraum und 500 PS keinen bekommen hat, der wird bei den Motoren-Spezialisten von Wendland in Rangendingen nahe Stuttgart fündig. Aus einem herkömmlichen GT3 RS-Triebwerk mit 3,8 Liter Hubraum schufen die Wendland-Geschäftsführer Dieter und Karl-Heinz Wendland einen eigenen Vierliter-Boxer mit feinsten Zutaten.

„Wir wollten endlich mal etwas mit Drehzahl machen. Bei Drehzahlmotoren ist Emotion drin“, erklärt Dieter Wendland. Hierfür bauten die Techniker den Motor mit ausgesuchten und nachbearbeiteten Neuteilen sorgfältig neu auf. Seine Höchstleistung von 510 PS erreicht der  Porsche 997 GT3 WRS 510 bei 8.800/min. Zum Vergleich: Der bisherige Serien-GT3 RS mit 3,8 Liter Hubraum leistet 450 PS bei 7.900 Touren. Der jüngst präsentierte Vierliter-RS mobilisiert sein Leistungsmaximum von 500 PS bei 8.250 Kurbelwellenumdrehungen.

Erstklassiges Triebwerk

Auch der Drehzahlbegrenzer setzt im  Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 mit 9.500 Umdrehungen genau 1.000 Touren später ein als beim 3,8-Liter-Modell. Was für Gourmet-Fans ein Siebengang-Menü in einem Restaurant mit Michelin-Stern ist, das dürfte für Motoren-Liebhaber das Wendland-Triebwerk sein. Die Zutaten sind erstklassig. Neben einer erleichterten und feingewuchteten Kurbelwelle kommen penibel ausgewogene Titanpleuel, Schmiedekolben mit bearbeitetem Dachprofil und besonders leichte Titanventile für eine geringere, bewegte Schließmasse zum Einsatz. Außerdem wurden für den Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 das Motorgehäuse innen, die Ölkanäle, die Aluminiumsaugrohre sowie die Brennräume nachbearbeitet.

Die Ein- und Auslassventile im Zylinderkopf wurden vergrößert und hochglanzpoliert. Des Weiteren setzen die Motorenspezialisten von Wendland beim Porsche 997 GT3 WRS 510 auf verstärkte Ventilfedern und einstellbare Ventilstößel. Nockenwellen mit größerem Ventilhub sorgen für mehr Leistung im oberen Drehzahlbereich. „Die Abstimmung der E-Gas-Automatik auf den neuen Motor war eine große Herausforderung“, erklärt Karl-Heinz Wendland, der für den Motoraufbau zuständig war. 

Akribische Feinarbeit für mehr Tempo

Damit die E-Gas-Funktion weiterhin erhalten blieb, stimmte die Mannschaft die serienmäßige Motronic ME7.8.2 in mühevoller Feinarbeit auf dem hauseigenen Motorenprüfstand ab. Auch andere Modifikationen verraten höchste Akribie. Zahlreiche drehende Motorteile wurden zur Minimierung mechanischer Reibverluste optimiert. Während beim Serien-GT3 RS mit 3,8 Liter Hubraum die Unterdruckpumpe für den Bremskraftverstärker und die Resonanzklappen mechanisch über die Nockenwelle angetrieben wird, erfolgt die Unterdruckversorgung im Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 durch eine elektrische Pumpe.

„Da haben wir ein PS gefunden“, erklärt Dieter Wendland lächelnd. Während der Motor RS-typisch rasselnd, aber mit unrunderem Leerlauf, auf die nächsten heißen Runden wartet, ist der Auftrag seiner Erbauer klar. Die beindruckende Rundenzeit des Serien-GT3 RS von 1.09,6 Minuten auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim muss geknackt werden. Bissig packt die Sinterkupplung des Porsche 997 GT3 WRS 510 im Vergleich zur Einscheibenkupplung aus dem Serienfahrzeug zu.

Porsche 997 GT3 ist für Rennstrecken optimiert

Durch die verstärkte Kupplung ist beim Anfahren im  Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 mehr Gefühl als im normalen RS gefragt. Für Flanierfahrten durch die Einkaufsmeilen ist der Wendland-RS nicht ausgelegt. „Die Fahrbarkeit wurde eindeutig für Rennstreckenbesuche und Sportfahrer optimiert“, sagt Karl-Heinz Wendland. Das ist gelungen. Drehzahlschreiend legt der GT3 WRS 510 samt Fächerkrümmer und mit modifizierter Edelstahlabgasanlage in GT3 R-Optik mit schräg verlaufenden Endrohren los.

Wie das Serienauto glänzt der gestärkte Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 mit grandioser Fahrstabilität sowie ultrapräziser Rückmeldung auf der Rennstrecke. Mit identischer Michelin-Pilot Sport Cup-Bereifung zaubert der GT3 WRS von Wendland nahezu identische Kurvengeschwindigkeiten wie der Serienwagen im Supertest auf die Piste. Kein Wunder – die Komponenten des einstellbaren Fahrwerks blieben im Serienzustand.

Acht km/h schneller als der limitierte Serien-Porsche

Aus der Fahrwerksabstimmung macht Wendland kein Geheimnis (Vorderachse: Spur: 0, Sturz: -1°40 min, Stabi hart, Hinterachse: Spur: +10 min, Sturz: – 3° 45 min, Stabi hart). Während die Kurvengeschwindigkeiten auf gleichem Niveau rangieren, spielt der Wendland-Porsche 997 GT3 WRS 510 seine Potenz auf den Geradeauspassagen in Hockenheim aus. Mit 214 km/h auf der Start-Ziel-Gerade übertrumpft der WRS 510 das Serienmodell beispielsweise um acht Kilometer pro Stunde.

Für rennstreckenaffine GT3 RS-Fahrer, die angesichts einer Rundenzeit von 1.08,8 Minuten und des phänomenalen Auspuffkonzertes noch nicht in Jubelstürme ausbrechen, hält Wendland noch eine Überraschung bereit: „Mit der Titan-Rennabgasanlage aus dem GT3 R und einem größeren Luftsammler leistet der Motor des Porsche 997 GT3 WRS 510 auch 540 PS“, verrät Karl-Heinz Wendland.

Wie in einem Gourmet-Restaurant will leider auch das exquisite Motoren-Menü entsprechend bezahlt werden: Für 98.990 Euro bekommen Kunden ein komplett neues Triebwerk samt Abgasanlage. So können Wendland-4.0-Fahrer das 3,8 Liter große Aggregat als Ersatzmotor oder für einen besseren Wiederverkauf aufheben.

Technische Daten
Wendland 911 GT3 WRS 510
Grundpreis251.645 €
Außenmaße4460 x 1852 x 1280 mm
Kofferraumvolumen105 l
Hubraum / Motor4019 cm³ / 6-Zylinder
Leistung375 kW / 510 PS bei 8800 U/min
Höchstgeschwindigkeit330 km/h
0-100 km/h4,0 s
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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten