Winterreifen-Test 2019 im Format 235/40 R 18
Fit in den Winter mit sportlichen 18-Zöllern

Bissige Fronttriebler wie der Honda Civic Type R sind im Winter ganz besonders auf beste Traktion und Kurvengrip angewiesen. Welche Winterreifen die Kraft auf die Straße bringen und ob nicht ein Allwetterreifen die sportlichere Winteralternative sein kann, klärt dieser Test.

Honda Civic Type R, Exterieur
Foto: Dino Eisele

Wer im Winter fahren will, braucht Winterreifen. Für viele, die ihr Auto gerne sportlich bewegen, der reinste Horror: Gegenüber den sportlichen Sommerpneus schwammiges, indirektes Lenkverhalten, schlechter Grip in trockenen Kurven, verbunden mit deutlich längeren Bremswegen auf warmem Asphalt. Von der oftmals limitierten Höchstgeschwindigkeit und dem erhöhten Reifenverschleiß wollen wir gar nicht reden. Gibt es Alternativen? Na klar!

Sicher bei Schnee und Matsch

Das Ziel: mit geringstmöglichen Dynamikeinschränkungen bei jedem Wetter legal durch den Winter. Das könnte außer mit modernen Highspeed-Winterreifen auch mit der aktuellen Generation von Allwetterreifen (mit Schneeflockensymbol) klappen. So testen wir zu den schnellsten Winterreifen der Dimension 235/40 R 18 auch einen der neuesten, mutmaßlich recht sportiven Ganzjahresreifen, den Bridgestone Weather Control A005.

Keine gute Idee hingegen ist, im Winter mit den supersportlichen Sommerreifen weiterzufahren. Verboten ist es nicht! Die in Deutschland geltende situative Winterreifenpflicht besteht lediglich darauf, bei Schnee oder winterbedingter Glätte Winterreifen zu benutzen. Ist es nur kalt oder winterlich-nass, darf auch auf Sommerreifen gefahren werden.

Wintergummi für Wet-Grip

Wie kritisch sich ein Ultra-High-Performance-Sommerreifen auf winterlich-nassen Fahrbahnen tatsächlich verhalten kann, soll hier anhand von Mess- und Erfahrungswerten verdeutlicht werden. Doch dazu später, zuerst zum Vergleich der schnellen Winterreifen: mit dem Speed-Index W bis Tempo 270 Continentals bewährter WinterContact TS 850 P, wie auch der brandneue Vredestein Wintrac Pro. Bis 240 km/h (Speed-Index V) reichen der Goodyear UItraGrip Performance –, jetzt in optimierter „Plus“-Variante –, der Hankook i*cept evo², der Toyo Snowprox S954 und, aus dem Günstig-Segment, der erst kürzlich vorgestellte Falken Eurowinter HS01.

Honda Civic Type R, Exterieur
Dino Eisele
Testen, wechseln, testen: Nur der direkte, zeitnahe Vergleich der verschiedenen Produkte macht eine messtechnische wie auch subjektive Beurteilung möglich und fair.

Ohne nennenswerte Schwächen und damit nach Punkten Testsieger wird der Conti TS 850 P. Knapp dahinter, der neue Vredestein Wintrac Pro: Er kann zwar dem Conti weder auf Schnee noch in der rollwiderstands-dominierten Umweltwertung Paroli bieten, dafür ist seine Performance auf nassem und trockenem Asphalt nicht zu schlagen. Die beste Balance zwischen Nass-, Trocken- und Schnee-Eigenschaften erreicht der neue Goodyear UltraGrip Performance Plus, der außer einem leicht erhöhten Rollwiderstand und damit mutmaßlich höherem Spritverbrauch keinerlei Anlass zur Kritik bietet.

Breit gefächerte Fähigkeiten, die es allerdings nicht umsonst gibt: Die Reifenpreise bei diesem Spitzentrio dürften kaum unter 190 Euro pro Stück liegen. Deutlich günstiger werden Hankook, Toyo und Falken gehandelt. Während der Hankook auf Schnee mit der Spitzengruppe mithalten kann, patzt er bei sonst ordentlichen Nässe-Eigenschaften im Aquaplaning, auch beim Bremsen trocken braucht er rund zweieinhalb Meter länger bis zum Stillstand als der beste Winterreifen und verpasst so einige Wertungspunkte.

In der Summe seiner Eigenschaften ist der Hankook dennoch eine Empfehlung wert: Mit einem „Gut“ in der Gesamtwertung landet er auf dem undankbaren vierten Platz.

Honda Civic Type R, Exterieur
Dino Eisele
Die Diffsperre des bissigen Honda sorgt auch im Winter für Dynamik, Grip und Fahrpräzision.

Mit bestem Bremsen auf Schnee und sicherem Handling auf verschneiten Strecken qualifiziert sich der neue Falken Eurowinter für schneereiche Gegenden. Allerdings nur dort. In nassen Kurven gerät er schnell ins Rutschen, was mit Blick auf den durchaus ordentlichen Grip beim Bremsen zunächst zu optimistischen Erwartungen, dann aber zu unliebsamen Überraschungen führt. Die Konsequenz: fünf Punkte und damit Abwertung in der Nässe-Disziplin. Zusammen mit den guten Bremsergebnissen trocken und den überragenden Schneeleistungen immer noch ein „befriedigendes“ Ergebnis.

Mit gutem Grip auf trockenem Asphalt weiß auch Toyo zu überzeugen. Auf Schnee oder nasser Bahn fehlt beim Bremsen allerdings Haftung, und so kommt auch der Toyo nicht über ein „befriedigend“ hinaus.

Alternative Allwetterreifen?

Ein Ganzjahresreifen neuester Bauart müsste sich hier, zumindest in der Theorie, bei akzeptablen Einschränkungen auf Schnee durch besonders gute Trocken- und Nassleistungen und ein direkteres Handling profilieren.

Was die wesentlichen Disziplinen wie etwa das besonders sicherheitsrelevante Bremsen auf den verschiedenen Untergründen anbelangt, ist dies auch so. Der zum Vergleich herangezogene brandneue Bridgestone Weather Control A005 bremst auf Schnee aus Tempo 50 zwar rund einen Meter schlechter als die besten Winterreifen, kommt dafür auf Nässe, aus Tempo 80 gemessen, zwischen drei und sechs Meter, auf trockenem Asphalt aus Tempo 100 zwischen fünf und acht Metern früher zum Stillstand. Beeindruckend.

Ist der Allseason sportlich vorn?

Weniger überzeugend ist hingegen die Kurvendynamik des Allseason-Profils. Auf allen Untergründen, besonders natürlich auf Schnee, kommt der Bridgestone gegenüber den Top-Winterreifen vergleichsweise schnell ins Rutschen. Und wer glaubt, mit dem Allseason den Nass-Trocken-Dynamikspezialisten aus dem Wintersegment, den Vredestein Wintrac Pro, schlagen zu können, der irrt gewaltig. Das Ganzjahresprofil des Bridgestone ist dafür schlicht zu längsorientiert. Er ist zwar nass und trocken weniger dynamisch, dafür aber sehr fahrsicher und leicht beherrschbar: eine besonders empfehlenswerte Winter-Allround-Bereifung für schneearme Gegenden.

Bridgestone Weather Control A005
Dino Eisele
Bridgestone Weather Control A005, Preis pro Reifen: 140 Euro, Fazit: sehr gut (8,2 Punkte).

Definitiv hingegen nicht zu empfehlen: die guten UHP-Sommerreifen in der kalten Jahreszeit zu nutzen. Auf Schnee absolut unfahrbar, können sie zwar auf trockenem, kaltem Asphalt einen Teil ihrer Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Wird es aber kalt und nass, steigt das Risiko exponentiell an: Kann der Sommerreifen die Trocken-Bremswege gegenüber Winterreifen aus Tempo 100 auch noch bei 7° C um fast 10 Meter verkürzen, wird der Bremsweg auf Nässe hingegen um rund sechs Meter länger. Schlimmer noch: Die Seitenführung des Reifens verändert sich unkalkulierbar. So muss in flott gefahrenen Kurven stets mit ungeplantem Wegrutschen der Fuhre – mal vorn, mal hinten – gerechnet werden. Ein Schleuderrisiko, das sich vermeiden lässt.

Continental TS 850 P

 Stabile und vor allem sehr ausgewogene Dynamik auf Schnee
 Leicht beherrschbar mit ausgeprägten Reserven auf Nässe
 Brav untersteuernd trocken
 Minimale Schwächen im Auqaplaning

Fazit: Trotz bereits fünf Produktionsjahren immer noch sehr gute Allround-Eigenschaften (9,0 Punkte, sehr gut).

Vredestein Wintrac Pro

 Lenkdirekt und präsize
 Sehr fahrstabil-untersteuernd auf allen Untergründen
 Hohes Grip-Niveau besonders auf nassen Kurven
 Etwas längere Bremswege auf verschneiten Strecken
 Hoher Rollwiderstand

Fazit: Nur geringe Einschränkungen auf Schnee: der sportlichste Reifen für winterliche Straßen (8,7 Punkte, sehr gut).

Goodyear UltraGrip Performance Plus

 Sehr verlässlich und mit einfach kontrollierbaren Lastwechselreaktionen
 Recht gutmütiges Fahrverhalten auf Schnee und nasser Fahrbahn
 Sicheres Untersteuern trocken
 Sehr guter Aquaplaning-Schutz
 Etwas längere Bremswege auf Nässe
 Wenig kurvenfest trocken

Fazit: Bester Aquaplaning-Schutz! Ein Top-Allrounder ohne nenneswerte Schwächen (8,4 Punkte, sehr gut).

Hankook i*cept evo²

 Top-Traktion auf Schnee
 Weitgehend sicher auf Nässe
 Hohe Kurvenfestigkeit
 Unerschüttliche Untersteuerungstendenz
 Schnell auf trockenem Asphalt
 Im Vergleich zur sehr guten Traktion zu viel Untersteuern
 Große Lenkwinkel auf Schnee

Fazit: Bester Vortrieb auf Schnee, auch sonst superstabil, aber träge und untersteuernd (7,8 Punkte, gut).

Toyo Snowprox S954

 Ausgewogene Trockenperformance
 Aktzeptable Schnee- und Nässe-Eigenschaften
 Schwache Traktion auf Schnee
 Lange Bremswege auf verschneiten und regennassen Straßen

Fazit: Der sonst recht sportive Toyo kann auf dem schnellen Honda nicht überzeugen (6,9 Punkte, befriedigend).

Falken Eurowinter HS01

 Breiter Grenzbereich
 Überragende, leicht kontrollierbare Schnee-Eigenschaften
 Spontan und kalkulierbar trocken
 Sehr wenig Seitenhalt
 Sehr wenig Präszision auf Nässe
 Große Lenkwinkel
 Hoher Rollwiderstand
 Leicht singendes Laufgeräusch

Fazit: Der Schneekönig – mit guter Traktion und Kurvengrip kommt er im Winter überall durch (6,6 Punkte, befriedigend).

Bridgestone Weather Control A005 (Allwetterreifen)

 Respektable Bremsleistung
 Auf reduziertem Niveau beherrschbares Handling auf Schnee
 Im Vergleich zu den Winterreifen sehr kurze Bremswege nass und trocken
 Schwach in Nässetraktion
 Im Komfort träges Anlenken
 Kein besserer Kurvengrip als Winterreifen

Fazit: Mit kurzen Bremswegen auf nahezu allen Untergründen sehr sicher – aber fast schon zu brav (8,2 Punkte, sehr gut).

Continental SportContact 6 (Sommerreifen)

 Ist die Straße kalt aber trocken, kann der Sport-Sommerreifen die Leistung der Winterpneus toppen
 Auf Schnee ist der Honda auf Sommerreifen komplett verloren
 Selbst auf nasskalten Straßen um 7 Grad ist er kaum zu halten

Fazit: Der Ultra-High-Performance-Serien-Sommerreifen des Honda Civic Type R zum Vergleich (nicht wintertauglicher Sommerreifen, ohne Wertung).

Übersicht und Preisvergleich

* Bitte beachten Sie die für Ihr Fahrzeug zulässigen Reifengrößen

  = sehr gut,  = gut,  = befriedigend

So haben wir getestet

Zur Sicherung der Testergebnisse werden, soweit möglich, sämtliche Versuche mehrfach durchgeführt. Der beste Reifen eines Versuchs erhält maximal zehn Punkte. Ein progressives Bewertungsschema sichert auch bei nah beieinanderliegenden Top-Produkten eine trennscharfe Bewertung. Beim Handling auf Schnee, Nässe oder trockener Bahn führt ein ausgewogenes, sicheres Fahrverhalten zu einer Optimalbenotung. Der Rollwiderstand wird von zwei voneinander unabhängigen Rollenprüfständen nach EU-Regularien ermittelt. Grundsätzlich werden die getesteten Produkte mit Reifen auch aus nachgelagerten Testkäufen in stichprobenartigen Nachtests verglichen. Signifikante Abweichungen zum Testmuster führen zum Testausschluss – verbunden mit entsprechender Berichterstattung. Sollten Produkte nicht rechtzeitig zur Überprüfung am Markt sein, erfolgen die Bewertungen nur unter Vorbehalt.

Honda Civic Type R, Exterieur
Dino Eisele
So testen wir zu den schnellsten Winterreifen der Dimension 235/40 R 18 auch einen der neuesten, mutmaßlich recht sportiven Ganzjahresreifen, den Bridgestone Weather Control A005.

Die Felgen im Test

Beim sport auto-Winterreifentest kamen auf dem bärenstarken Honda Civic Type R ausschließlich Ronal-R-56-Räder in Kristallsilber im Format 8 J x 18 Zoll zum Einsatz. Das attraktive Fünfspeichen-Design punktet mit klarer Linienführung kraftvollem Auftritt und ist dabei besonders pflegeleicht. Zusätzlich überzeugt die schnörkellose Allround-Felge durch die hochwertige Verarbeitung in Erstausrüster-Qualität mit absoluter Wintertauglichkeit. Mit verschiedenen Lochkreisen und Einpresstiefen ist sie dank entsprechender ABE-Zulassung an vielen Fahrzeugtypen eintragungsfrei montierbar. Neben der verwendeten Variante in Kristallsilber (CS) ist das Rad auch in Mattschwarz (MB) oder Mattschwarz-Frontkopiert (MB/FC) zu haben. Wahlweise wird das Rad auch in den Größen 6,0 x 15, 6,5 x 16, 7,0 und 8,0 x 17 und 7,5 x 19 Zoll angeboten. Die Fünfspeichenräder werden im Fachhandel etwa im 15-Zoll-Format ab 115 Euro pro Stück angeboten – die verwendeten 18-Zöller kosten in der Farbe Silber ab 190 Euro. Weitere Infos unter www.ronal-wheels.com

Ronal-R-56-Räder, Kristallsilber
Dino Eisele
Beim sport auto-Winterreifentest kamen auf dem bärenstarken Honda Civic Type R ausschließlich Ronal-R-56-Räder in Kristallsilber im Format 8 J x 18 Zoll zum Einsatz.

Fazit

Der sportlichste wintertaugliche Reifen in unserem Test ist nicht, wie erwartet, der Allwetterreifen. Es ist – aus Sportfahrersicht und etwas im Widerspruch zu unserem, auch den Rollwiderstand berücksichtigenden Ranking – der neue Vredestein Wintrac Pro, gefolgt vom sehr leicht laufenden und spritsparenden Conti sowie dem sehr ausgewogenen Goodyear UltraGrip Performance Plus.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 09 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 09 / 2024

Erscheinungsdatum 11.04.2024

148 Seiten