Eibach-VW Golf GTI im Test
Golf GTI mit Extra-Scharf

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Ein Normalo-GTI ist Ihnen zu bieder und langweilig? Aufgepasst: Die Spezialisten von Eibach haben ihre Interpretation des Wolfsburger Klassikers vorgestellt. 284 PS treffen auf ein Rot, so feurig wie überreife Pfefferschoten. Ob der getunte GTI so scharf fährt, wie er aussieht?

Eibach-VW Golf GTI, Seitenansicht
Foto: Rossen Gargolov

In mattem Rot steht er da, obwohl er eigentlich weiß ist. Die Warnfarbe: eine Folierung. Alles nur ein großer Schwindel? Nicht doch, die auffällige Tapete beschreibt den Charakter des aufgebrezelten Eibach-VW Golf GTI besser als die Farbe der Unschuld.

„Habañero Chili“ sollte die Beklebung heißen. Ähnlich stark haben die Jungs aus Nordrhein- Westfalen den Allrounder aus Niedersachsen nachgeschärft. Ist er dabei genießbar geblieben? Die Finnentroper tauschten die Fahrwerkskomponenten gegen ihre eigenen Teile aus. In Kooperation mit Bilstein wurde das neue Komplettfahrwerk (897 Euro) entwickelt.

Im Vergleich zur Serie wird damit die Vorderachse um 25, die Hinterachse um 20 Millimeter abgesenkt. Den hinteren Rädern verpasste der Tuner eine um 24 Millimeter breitere Spur für 107 Euro. Stärkere Stabilisatoren sollen die Rollneigung des VW Golf GTI bei Kurvenfahrt minimieren (460 Euro).

220 PS im VW Golf GTI als Basis

Und mehr Leistung? Klar, das versteht sich von selbst. Der Eibach-VW Golf GTI basiert übrigens nicht auf der Performance Edition des Golf GTI, sondern auf der normalen Ausführung mit 220 PS. Ein neues Auspuffsystem (1.166 Euro) mit 200-Zellen- Metallkatalysatoren soll dank optimierter Strömung sowie weniger Abgasgegendruck exakt 27 PS lockermachen. Die Leistung des 2.0-TSI-Aggregats klettert auf 247 PS. Für einen Fronttriebler prinzipiell mehr als ausreichend, oder? Pustekuchen.

Die Chip- Tuner von Wetterauer verpflanzen für 949 Euro ein Zusatzsteuergerät, das umfangreiche Änderungen am Mapping vornimmt: Modifizierte Einspritzzeiten sowie eine optimierte Nockenwellensteuerung und eine Ladedruckanhebung um 0,15 bar auf maximal 1,45 bar kitzeln weitere 37 Pferdchen aus dem intern EA888 CHHB genannten Zweiliter-Vierzylinder-Turbo.

Insgesamt lauern nach der Kur 284 PS hinter der bekannten VW Golf GTI-Front. Das maximale Drehmoment steigt von serienmäßigen 350 Nm auf 443 Nm. Die komplette Leistung wird an die Achse geschickt, auf der das Triebwerk lastet. Kann das ohne das mechanische Sperrdifferenzial der Performance- Ausführung gut gehen?

Eibach-VW Golf GTI ohne Sperre

Los geht's: Die Vorderräder scharren bei voller Beschleunigung aus dem Stand kurz vergeblich um Haftung. Ab 2.000/min geht der Motor vehement zur Sache, darunter wirkt er zuweilen unmotiviert. 6,2 Sekunden auf 100 km/h – immerhin drei Zehntel schneller als die Basis. Das Leistungs- Plateau liegt, anders als beim 220-PS-GTI, nicht bis zum Erreichen von hohen Drehzahlen an.

Seine 284 PS erreicht der Eibach-VW Golf GTI bei 4.850/min (Serie: 4.500 bis 6.200/min). Danach fällt die Leistung zwar nicht in den Keller, befreiendes Ausdrehen sieht aber anders aus. Ein Fingerschnipp an der Schaltwippe des 6-Gang- DSG und zack – das Getriebe lädt die nächste Fahrstufe nach.

Bei vollem Leistungsabruf geschieht das teils etwas ruppig, dafür effektiv und sauschnell. Begleitet wird die Vollgasorgie vom schnoddrigen Gangwechsel-Ploppen aus dem neuen Edelstahl- Abgastrakt, erzeugt durch absichtlich eingeleitete Fehlzündungen. Damit klingt der Auspuff jetzt frecher, fauchender, fordernder.

Spagat aus Sport und Alltag

Das passt zur kessen Optik und gesteigerten Agilität. Der rote Feuerteufel unterscheidet sich fahrdynamisch spürbar von seinem Ursprung: härter abgestimmt, näher am Asphalt. Dieser Golf GTI ist keine Sänfte, aber der häufig geübte und oftmals gescheiterte Spagat aus Sport und Alltag gelingt dem Eibach. Langstrecke? Kein Problem. Und die forsche Gangart zwischendurch? Nichts lieber als das. Die Seitenneigung der Karosserie bei Richtungswechseln wurde auf ein Minimum reduziert. Das Untersteuern am Kurvenausgang unter Last kann er leider nicht vollständig unterbinden – hierfür fehlt ihm eine Sperre an der Vorderachse.

Das ESP ist wie bei der Basis nicht komplett deaktivierbar und funkt bei Lastwechseln gerne mal dazwischen – spürbar, aber nicht nervig. Die Servolenkung arbeitet präzise, ist für manche jedoch einen Tick zu leichtgängig und indirekt. Hier wäre mehr Rückmeldung wünschenswert. Spaß macht die Hatz über die kurvige Landstraße im scharfen VW Golf GTI immer. Vor allem, weil er dank der gelungenen Extrawürze auch im Alltag genießbar bleibt.

Technische Daten
Eibach Golf GTI GTI
Grundpreis31.500 €
Außenmaße4268 x 1799 x 1442 mm
Kofferraumvolumen380 bis 1270 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung209 kW / 284 PS bei 4850 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h6,2 s
Verbrauch6,4 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten