Sportec-Audi RS 470 im Test
Getunter RS3 mit 5-Zylinder-Urschrei

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Untermotorisiert auf den Weg in die Alpen? Nicht mit dem Audi RS3 Sportback des Tuners Sportec aus der Schweiz. Als RS 470 mutiert der Kompaktsportler mit 470 PS zum Held der Passstraßen. Ob der Fünfzylinder-Allradler auf der Rennstrecke auch den Kurvenstar spielt, verrät der Test.

Sportec-Audi RS 470, Frontansicht, Kühlergrill
Foto: Rossen Gargolov

Sind Sie Skifahrer? Dann kennen Sie doch auch die Kurvenduelle auf der Anfahrt in das winterliche Urlaubsdomizil. Gegen die Flut von Allrad-Dampfhämmern an den Talstationen sämtlicher Bergbahnen hilft nur aufrüsten. Sportec hat ein Gegenmittel: Mit dem Sportec RS 470 betritt ein Serpentinenschreck auf Basis des Audi RS3 Sportback die Bühne.

5-Zylinder-Urschrei auf Quattro S1-Niveau

Der unter anderem für PS-starke Porsche-Umbauten bekannte Tuner aus der Schweiz spendierte dem Fünfzylinder-Turbomotor einen größeren Turbolader namens K24.500 sowie einen Sportec-Ladeluftkühler. Außerdem modifizierten die Eidgenossen die Motronic, veränderten die Ansaugung und implantierten einen Sportluftfilter. Abgasseitig wird neben Sport-Kats auch eine Sportec-Abgasanlage genutzt, die in zwei ofenrohrdicken 100er-Endrohren mündet. Das Ergebnis ist nicht nur ein Leistungsplus von 130 auf 470 PS, sondern auch ein Fünfzylinderklang, der Walter Röhrl zu seiner Rallye-Zeit im Quattro S1 neidisch gemacht hätte.

Unsere Highlights

Broooooommmmm, die Drehzahlnadel zittert um die 3100 Touren, Bremse lösen – mit perfektem Launch-Control-Start tätowiert der Sportec-Audi RS 470, fast frei von Schlupf, eine 3,8 für den Spurt von null auf 100 km/h in den Asphalt. Das 340 PS starke Serienmodell benötigt für die gleiche Disziplin vier Zehntelsekunden länger (Audi RS3 im Supertest). In beeindruckenden 13,9 Sekunden geht’s über die 200er-Marke (Serie: 17,5 s). Die Höchstgeschwindigkeit des Kompaktsportlers klettert von 250 auf 285 km/h.

Schweizer Tuner legt Audi RS3 tiefer

Letzteres verleitet nicht nur Porsche-Piloten anerkennend den Daumen zu heben, sondern auch die ESP-Lampe zu fröhlichem Dauerblinken auf Bodenwellen. Eine Randnotiz, die dem straffen Bilstein B16 Clubsport-Fahrwerk (Tieferlegung 25 mm) geschuldet ist. Ansonsten verhält sich der Sportec-RS3 im Alltag unauffällig, von der mattroten Folierung mal abgesehen.

ESP off, jetzt wird angegriffen. Auch ohne Regelelektronik glänzt der RS 470, selbst winterbereift auf feuchter Piste, mit Traktion. Auf Schnee dreht der Sportec-Schreck dank Haldex-Kit mit per Fernbedienung dreifach einstellbarer Kraftverteilung sein Heck wesentlich munterer ein als das Serienmodell. Beim sport auto-Allradtest hatte der 0815-Audi RS3 auf Schnee jüngst stoisch über die Vorderachse geschoben.

Was auf verschneiter Piste für launische Drifts taugt, ist bei Trockenheit nur Spielerei. Hockenheim, minus 11 Grad, aber trocken. Klar, Idealtemperaturen für die mitgelieferten 19-Zoll-Räder mit Michelin Pilot Sport Cup sehen anders aus. Doch nach diszipliniertem Warmfahren kommen die Semislicks auch im Winter halbwegs auf Temperatur.

Der Sportec-Audi RS3 lenkt etwas direkter als die Serienversion, aber ebenfalls tendenziell untersteuernd ein. Auch das Tuning-Gerät muss aktiv mit Lastwechseln gefahren werden, um annähernd ein Mitlenkverhalten zu provozieren. Dennoch lässt sich der gutmütige RS kaum zu agilen Heckschwenks bewegen. Unter Last schraubt er sich mit brachialer Traktion aus den Kurven heraus. Ein Muss sind frühe Bremspunkte, ansonsten droht verstärktes Kurveneingangsuntersteuern.

Beeindruckende Rundenzeit auf der Rennstrecke

Apropos Bremse: Die Movit-Bremsanlage fiel nach dem Rennstreckenbesuch durch extreme Geräuschentwicklung auf. Positiver bleiben neben dem Fünfzylinder-Urschrei auch die schnelle Rundenzeit auf dem Hockenheimring von 1.12,7 Minuten (Serie: 1.15,4 min) in Erinnerung.

Sportec-Mannschaft hat Galgenhumor

Abseits von Passstraßen gerät jedoch auch der RS 470 wie seine Serienbrüder auf der Rennstrecke bauartbedingt schnell an seine Grenzen. Angesichts von 1.670 Kilo Eigengewicht bewies die Sportec-Mannschaft immerhin Galgenhumor und klebte dem Audi RS3 Karbonfolie aufs Dach.

Technische Daten
Sportec Audi RS470
Grundpreis62.085 €
Außenmaße4302 x 1794 x 1377 mm
Hubraum / Motor2480 cm³ / 5-Zylinder
Leistung345 kW / 470 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit285 km/h
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten