Risse und Dellen an Model 3 Batteriegehäuse
Ab Werk kein TÜV für jungen Tesla

Während sich Tesla für seine Quartalszahlen feiert, wird einem Neuwagen vom Gutachter quasi die TÜV-Plakette aberkannt. Der Grund: Risse im Boden des US-Model-3 und ein 15.000 Euro Schaden.

Riss in Wagenheberaufnahme im Batteriegehäuse von Tesla Model 3 deshalb kein TÜV
Foto: Tesla / Dr. Lindner Rechtsanwälte / Jochen May

Die Qualität bei Tesla steht regelmäßig in der Kritik. Zuletzt wurden den Autos der Amerikaner aber große Fortschritte in Sachen Verarbeitung, Materialqualität und Produktion bescheinigt. Offensichtlich trifft das aber nicht auf alle Fahrzeuge zu – und einem gut ein Jahr alten Model 3 würde laut Gutachter seine HU-Plakette verweigert werden, wenn das Fahrzeug nach drei Jahren das erste Mal beim TÜV-Prüfer vorgeführt wird, wie der Efahrer.de berichtete. Jetzt liegt die Sache bei Gericht. Doch der Reihe nach.

Unsere Highlights

Risse und Dellen am Unterboden

Als der Model-3-Fahrer nach seinem Autokauf im Februar 2021 im Frühjahr das erste Mal die Reifen wechselt, entdeckt er Risse und Dellen in der Bodenkonstruktion an den Wagenheberaufnahmen, die auch Teil des Akkugehäuses sind. Als er Tesla mit dem aus seiner Sicht produktionsbedingten Schaden konfrontiert und eine Nachbesserung fordert, wird er vom deutschen Servicecenter in Berlin abgespeist. Es handle sich aus der Sicht von Tesla nur um ein kosmetisches Problem, das man mit etwas Lack nachbessert.

Das hilft selbstredend nicht gegen Dellen und Risse. Also versucht es der Fahrer des 53.000-Euro-Model 3 erneut und schaltet einen Anwalt ein, nachdem er von Tesla eine Abfuhr auf seinen Wunsch einer Neulieferung erhält.

Riss Wagenheberaufnahme Tesla Model 3 kommt nicht durch den TÜV
Dr. Lindner Rechtsanwälte
Risse in den Wagenheberaufnahmen eines Tesla Model 3 sorgen dafür, dass es keine TÜV bekommt.

Ein bekannter Produktionsfehler

Der Jurist entdeckt daraufhin in der Null-Euro-Rechnung für die Lackierung den Hinweis seitens Tesla: "Der Werkprozess wurde am 26. April 2021 verbessert." Für den Anwalt ist die Sache damit eindeutig. In diesem Satz sieht er ein Eingeständnis dafür, dass die Beschädigungen im Werk entstanden sind und bereits vor der Auslieferung bekannt waren.

Kunde soll Reparatur selbst bezahlen

Also fordert der Anwalt Tesla erneut außergerichtlich zu einem Umtausch des Fahrzeugs auf, doch Tesla sieht den Fehler an der Unterseite des Fahrzeugs aber immer noch als kosmetisch und somit unerheblich an und lehnt ab. Man könne den Schaden allerdings beheben, indem man die gesamte Batterieeinheit tauschen würde, Tesla würde das auch machen, der Kunde solle dann aber selbst für die Kosten aufkommen.

Im September 2021 beantragt der Anwalt des Model 3-Fahrers die Einleitung eines selbstständigen Beweismittelverfahrens beim Landgericht München I, das daraufhin einen Gutachter beauftragt, der den Tesla im April 2022 untersucht.

Gutachter: Kein TÜV bei HU 2024

Das Ergebnis ist verheerend. Denn nicht nur, dass der Gutachter die Kosten für die Schadensbeseitigung auf 15.000 Euro schätzt, er prognostiziert auch: "Aufgrund der festgestellten Beschädigungen am Hebeprofil des Akkugehäuses kann im Rahmen der Hauptuntersuchung nach §29 StVZO eine Prüfplakette an dem hier vorgestellten Fahrzeug nicht zugeteilt werden."

Das heißt, das E-Auto mit seinen knapp 30.000 km Laufleistung bekommt 2024, also im Alter von drei Jahren, keinen TÜV und hätte rein theoretisch schon ab Werk keine Plakette bekommen können. Schließlich waren die Risse an den drei von vier Wagenheberaufnahmen bereits bei der Auslieferung vorhanden.

Tesla muss jetzt Stellung zum Gutachten nehmen. Ein Urteil ist frühestens zum Jahresende zu erwarten.

Umfrage
Vertrauen Sie der Qualität von Tesla-Fahrzeugen?
15573 Mal abgestimmt
Ja, die arbeiten doch mit den gleichen Maschinen wie alle anderen Großserien-Hersteller auch.Nein, die müssen sich erst noch an eine dauerhafte Großserien-Produktion gewöhnen.

Fazit

Jeden Tag gibt es Rückrufe wegen von Autoherstellern wegen den unterschiedlichsten Problemen und Problemchen. Dass ein Autohersteller hier nicht selbstständig tätig wird und ausgelieferte Fahrzeuge aus dem Feld nachbessert, obwohl er den Fehler im Produktionsprozess entdeckt und behoben hat, ist ein Skandal.