Konzeptstudie Sony Vision-S
E-Auto-Prototyp kommt - oder nicht?

Auf der CES 2020 in Las Vegas präsentierte der japanische Elektronik-Konzern die Studie einer Elektro-Limousine, die mit österreichischer und deutscher Hilfe entstanden ist. Nun gibt es weitere Infos zum Sony-Auto, das 2022 auf der CES in einer weiteren Entwicklungsstufe steht.

01/2020, Sony Vision-S Elektro-Limousine
Foto: Sony

Mit einem Video kündigte Sony Anfang 2021 an, dass der Vision-S in Tokio angekommen ist, "um Sensor- und Audiotechnologien weiterzuentwickeln." Der Prototyp werde auch für öffentliche Straßentests in diesem Geschäftsjahr entwickelt. Zu sehen ist in dem Video, wie der Prototyp verladen wird und anschließend durch die Straßen fährt. Zuvor war der Vision-S auf einer Tour durch Österreich zu sehen. Zunächst auf einem erkennbar abgesperrten Testgelände, später aber auch in der Stadt und auf einer Landstraße in den Bergen.

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Im Zuge dieser Veröffentlichungen nannte Sony auch noch ein paar weitere technische Daten zum Vision-S. So erhält das Modell Over-the-Air-Updates und kommuniziert über den 5G-Mobilfunkstandard. Vier Personen finden in dem 2.350 Kilogramm schweren Vision-S Platz. Allrad-Antrieb ist dank der E-Motoren vorne und hinten gesetzt. Das Fahrwerk ist mit Luftfederung ausgerüstet und steht auf 21 Zoll großen Rädern mit Reifen der Dimension 245/40 vorne und 275/35 hinten. Die Länge liegt bei 4,90 Meter, der Radstand des E-Autos bei 3,00 Meter. Die Höhe gibt Sony mit 1,45 Meter an, die Breite mit 1,90 Meter. Die Bodenfreiheit beträgt 120 bis 135 Millimeter, je nach Einstellung der Luftfederung.

Nun, Im August 2021, dämpft Sony trotz der konkreten technischen Informationen zu dem Modell die Erwartungen auf ein Sony-Car. Wir haben "zur Zeit keine konkreten Pläne", sagte Executive Vice President (u.a. für AI Robotic) Izumi Kawanishi dem Fachmagazin "Automotive News". Man befinde sich derzeit noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase. "Wir untersuchen, was wir zum Mobilitätsservice beitragen können. Das ist unsere Grundidee und wir setzen die F&E-Phase (F&E für Forschung und Entwicklung, Anm. der Red.) fort."  Man wolle einen Unterhaltungsraum im Fahrzeug bauen und müsse verstehen, wie das richtige Kabinensystem aussieht, so Kawanishi.

Rückblick: Dass ein Elektronik-Konzern wie Sony bei einer Veranstaltung wie der Consumer Electronics Show Neuheiten präsentierte, ist wenig überraschend. Die Japaner stellten auf der CES in Las Vegas neue Entwicklungen für Fernseher und HiFi-Anwendungen sowie Bild- und Sensortechnologien im Bereich Mobilität vor. Bei Letzterem handelte es sich um ein Gesamtkonzept, das Autos in eine Art Sicherheits-Kokon packen. Die Informationen von verschiedenen Sensoren sollen miteinander verknüpft und derart aufeinander abgestimmt werden, dass ein weiterer Schritt hin zum autonomen Fahren gelingt.

Sony-Technologie innen und außen

Um das Ganze zu veranschaulichen, hat Sony – und das war dann doch überraschend – ein komplettes Auto mit nach Las Vegas gebracht, das die Technik bereits an Bord hat. Die Konzeptstudie Vision-S verfügt über allerlei Bild- und Sensor- sowie KI-, Telekommunikations- und Cloud-Technologien aus dem eigenen Konzern. Insgesamt sind allein an der Außenseite 33 Sensoren installiert, um Personen und Objekte innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs zu erkennen und eine hoch entwickelte Fahrunterstützung zu bieten. Hinzu kommen Kameras statt Außenspiegeln. Das Assistenz-Niveau befindet sich derzeit auf Level 2+, soll aber auf Level 4 und mehr erweiterbar sein.

01/2020, Sony Vision-S Elektro-Limousine
Sony
Im Vision-S-Innenraum werden angesichts des Panorama-Bildschirms Erinnerungen an den Byton M-Byte wach.

Insgesamt habe man das Auto um das Infotainment-System herum aufgebaut. "Der Fahrer und die Passagiere standen bei der Entwicklung im Mittelpunkt und die Frage, wie man sie unterwegs am besten unterstützen und unterhalten kann", erklärt Yuhei Yabe, Projektleiter für den Vision-S und General Manager bei Sony, der sich sonst auch um Themen wie künstliche Intelligenz und Robotik kümmert.

Wie ernst es Sony mit seiner Vision-S meint, zeigt sich auch als wir im Wagen Platz nehmen. Denn neben seriennah wirkendem Gestühl, präsentiert sich das gesamte Interieur des Autos als nahezu serienreif. Klare Oberflächen, ein angenehmes Raumgefühl und eine bequeme Sitzposition runden den ersten Eindruck ab. Sonys Ansatz, sich mit erfahrenen Zuliefern an das Projekt zu wagen hat Wirkung gezeigt. Denn auch die Passagiere im Fond haben ausreichen Bein- und Kopffreiheit, ohne dass der Innenraum beliebig oder nach Standard aussieht.

Sony Vision-S, Interieur
Luca Leicht
Klare Oberflächen, ein angenehmes Raumgefühl und eine bequeme Sitzposition runden den ersten Eindruck ab.

Dafür sorgen allein schon die beiden Dreh-Drücksteller, die vorn wie hinten zwischen den Sitzen untergebracht sind und als weitere Eingabemöglichkeiten für die Infotainment-Landschaft dienen. Ein spannender Ansatz, da gerade selbst die Premium-Autobauer sich aus Kostengründen langsam aber sicher von den redundanten Bedienkonzepten aus Touchscreen- und mechanischer Bedienung mit Knöpfen oder Tastern immer weiter verabschieden.

Besonderen Wert habe man bei Sony aber auch auf das Thema HMI (Human Machine Interface) gelegt, also die Bedienbarkeit des Autos, erklärt Yasufumi Ogawa, einer der Entwickler, die für Sony an dem Projekt gearbeitet haben. "Deshalb haben wir uns für ein solches Konzept entschieden", erklärt Ogawa. Besonders stolz ist der Japaner über die Vernetzung der drei Hauptmonitore, die sich über das gesamte Armaturenbrett erstrecken und links und rechts von den beiden kleinen Bildschirmen der Kamera-Außenspiegel eingerahmt werden.

Sony Vision-S, Interieur
Luca Leicht
Die Passagiere im Fond haben ausreichend Bein- und Kopffreiheit, ohne dass der Innenraum beliebig oder nach Standard aussieht.

So sei das Infotainment-System auch quasi schon fertig entwickelt, erklärt er als er bei unserer Demonstration über den gestochen scharfen LCD-Touchscreen streicht und damit einen Film vom mittleren Monitor auf den des Beifahrers zieht. Kein Ruckeln, kein Zucken, wie bei einem Smartphone. Hier spielt der Elektronik-Riese klar seine Stärken aus. Und auch die Bedienlogik sei klar. Der linke Monitor bietet alle relevanten Informationen für den Fahrer und bietet im Level 2 Betrieb Infos wie Geschwindigkeit, Routenanweisungen und ähnliches. Im mittleren Monitor sind die Hauptmenüpunkte in einzelnen Säulen untergebracht, die durch Tippen und Wischen geöffnet und erweitert, oder sogar auf andere Monitore weitergeschoben werden können. So kann der Beifahrer etwa einen Film im Mittelbildschirm auswählen und ihn sich mit einer Wischgeste direkt auf seinen Screen ziehen.

Sony Vision-S, Redakteur
Luca Leicht
Erste Sitzprobe im Sony Vision-S auf der CES 2020 in Las Vegas.

Besonders relevant ist die Funktion, wenn der Beifahrer etwa einen Film während der Fahrt schauen will, ohne dass der Fahrer davon abgelenkt wird. Möglich soll das auch durch das Sound-Konzept namens "360 Reality Audio" sein, das mit in die Sitze eingebetteten Lautsprechern arbeitet. Das soll nicht nur einen besonders guten Raumklang erzeugen, sondern auch die Möglichkeit schaffen, dass die Mitfahrer unterschiedliche Musik hören oder Filme schauen können. Zu diesem Zweck stehen den Fondpassagieren zusätzlich eigene Bildschirme zur Verfügung. Außerdem soll das Auto stets mit dem Internet verbunden sein, auch um Software-Updates "over the air" zu ermöglichen.

Eigens entwickelte E-Auto-Plattform

Der zusammen mit Magna Steyr aus Österreich, den deutschen Zulieferern Bosch, Continental und ZF sowie vielen weiteren Spezialisten entwickelte Sony Vision-S basiert auf einer eigens entwickelten Plattform. Die viertürige Fließheck-Limousine mit großem Panorama-Sonnendach wird von zwei Elektromotoren angetrieben, die jeweils 200 kW leisten; die Gesamtleistung beträgt demnach 400 kW / 536 PS. Der Allradler soll in 4,8 Sekunden von Null auf Hundert sprinten und maximal 240 km/h schnell fahren können. Die Plattform soll auch andere Karosserieformen aufnehmen können. So seien Coupés ebenso denkbar wie Minivans oder SUV, sagt Sony.

Sony Vision-S, Exterieur
Luca Leicht
Die viertürige Fließheck-Limousine mit großem Panorama-Sonnendach wird von zwei Elektromotoren angetrieben.

Bilder zeigen, dass die Entwickler eine große und flache Batterie im Wagenboden zwischen den Achsen des Sony Vision-S untergebracht haben. Weitere Angaben, etwa zur Reichweite des Elektroautos, bleiben die Japaner bislang allerdings schuldig. Ähnlich verhält es sich mit der generellen Zukunft des ersten Sony-Autos. Der Elektronik-Konzern betonte in der Vergangenheit, nicht an der Produktion eines eigenen Autos interessiert zu sein, sich aber eine Zusammenarbeit mit einem etablierten Autohersteller vorstellen zu können.

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Na klar. Je mehr Bewegung bei den E-Autos ist, umso besser.Bitte nicht. Es gibt wahrlich genug Hersteller, die E-Autos planen.

Fazit

Der Vision-S sieht zwar schon sehr konkret und seriennah aus. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass Sony demnächst unter die Autobauer geht. Realistischer ist es, dass die Japaner auf der CES gebündelt ihre Kompetenz auf den Gebieten Sicherheits- und Unterhaltungselektronik im Automobilsektor demonstrieren wollten. Und das geht besonders plakativ, wenn man dafür gleich ein komplettes Auto präsentiert.