Alfa Romeo Mito und Citroen DS3 im Fahrbericht
Zwei edle Kleine mit großem Turboherz

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Traditionsmarken unter sich: Mit dem DS3 zielt Citroën auf Edel-Kleinwagen vom Schlage des erfolgreichen Alfa Romeo Mito. Zwei Mini-Sportler mit Turboherzen im Vergleich.

Zwei edle Kleine mit großem Turboherz
Foto: Achim Hartmann

Wer inmitten der Autokrise groß rauskommen will, muss sich klein machen. Während Limousinen und SUV im XL-Format nur schwer Käufer finden, erlebten Kleinwagen 2009 ein Zulassungsplus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vom Abwrack-Fieber befeuert, profitierten hauptsächlich die günstigen Modelle. Dass klein aber auch chic sein kann, will nach Mini, Fiat 500 und Alfa Romeo Mito nun auch der Citroën DS3 beweisen, dessen Namensgebung ein Hauch von Geschichte umweht. DS hieß schließlich Citroëns Avantgarde-Ikone der Fünfziger, die bei ihrer Präsentation alle anderen Autos auf einen Schlag alt aussehen ließ.

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Der Citroën DS3 gefällt durch frisches Design

Ähnliche Effekte sind vom Citroen DS3 nicht zu erwarten – frisches Design aber schon. Tatsächlich fällt der sportliche Ableger des Citroen C3 mit seiner flossenartigen B-Säule, die das Dach scheinbar schweben lässt, und dem angriffslustigen Kühlerschlund samt LED-Tagfahrlichtern im Straßenbild auf. Die Wahrscheinlichkeit, dort auf ein identisches Exemplar zu treffen, kann über Zweifarblackierungen, Dach-Dekors, unterschiedliche Spiegelkappen oder Felgeneinsätze Richtung null reduziert werden. Verwandlungskünstler Mini lässt grüßen. Citroën-Fahrer freuen sich auch über bodenständige Qualitäten wie das großzügige Raumgefühl vorn, Sitze mit viel Seitenhalt, gute Übersichtlichkeit oder den ordentlichen Kofferraum. Die tiefschwarzen Klavierlack-Leisten machen jeden Konzertflügel eifersüchtig und glänzen mit dem Chromschmuck um die Wette. Ein so hochwertiger und mit seinen vielen Ablagen auch praktischer Innenraum war bei den Franzosen bisher nicht selbstverständlich. Auf der Wunschliste bleiben indes Instrumente, die bei Lichteinfall problemlos ablesbar sind, und ein Navigationsgerät mit weniger verquaster Menüführung. Liebenswerte Schrulligkeiten wie die feststehende Lenkradnabe von Kompakt-Bruder Citroen C4 suchen Marken-Fans hingegen vergebens.

Der Mito ist ein waschechter Alfa Romeo

Beim Alfa Romeo Mito ist der Name nicht nur eine Verneigung vor Milano und Torino, den Firmensitzen von Alfa und Konzernmutter Fiat. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das Wort auch Mythos – und den versucht das Basismodell der Traditionsmarke auf 4,06 Meter Länge einzuköcheln. Kühler-Scudetto, Scheinwerfer im 8C-Design oder die klassischen Kleeblatt-Felgen erheben den Sprössling zur rollenden Zitatesammlung. Eine Augenweide auch die Analoguhrensammlung im Armaturenbrett, die direkt aus einem Sportwagen verpflanzt worden zu sein scheint. Die ansteigende Coupé-Linie samt Mini-Heckscheibe macht den Alfa allerdings extrem unübersichtlich und sorgt für Platzangst in Reihe zwei. Kaum zu glauben, dass dem Mito nur 14 Zentimeter auf einen VW Golf fehlen sollen.

Die beiden Mini-Sportler überzeugen mit guten Fahrleistungen

Doch echte Alfisti schauen ohnehin lieber nach vorn. Vor allem, wenn unter der Haube eines der neuen Multi-Air-Triebwerke sitzt, das durch seinen hydraulischen Ventiltrieb ohne Einlassnockenwelle auskommt und für jeden Zylinder und Lastzustand eine optimale Öffnung verspricht. Zusammen mit seiner Turboaufladung erreicht der Multi-Air knapp 100 PS Literleistung. Kein Wunder, dass der 1,4-Liter keine Mühe mit dem 1,2-Tonner hat und vom Start an wuchtig durchzieht. Noch leidenschaftlicher geht er zur Sache, wenn die serienmäßige Fahrdynamik-Regelung DNA (Dynamik, Normal, All-Wetter) Gaspedalkennlinie, ESP-Abstimmung und Drehmoment-Kurve auf Angriff stellt. Doch so sehr er sich auch bemüht, der DS3 im Rückspiegel wird nicht kleiner. Schließlich trumpft der Citroën nicht mit vergleichbaren Motor-Innovationen auf, dafür jedoch mit mehr Hubraum und Leistung bei knapp zwei Zentner weniger Gewicht. Volles Drehmoment bereits bei 1.400/min und leichtfüßige Drehfreude mit hohem Sucht-Potenzial sorgen für Fahrleistungen, die in den siebziger Jahren noch großen Sportwagen zur Ehre gereicht hätten.

Dem DS3 fehlt es etwas an Komfort

Passend zum Temperament seines 1,6-Liter-Turbos wirft sich der Citroën leidenschaftlich ins Kurvengeschlängel, bleibt lange neutral und lastwechselfrei, um zur Not mit feinen ESP-Eingriffen nachzuhelfen. Spaß macht auch der Griff zum Schalthebel des präzise rastenden Sechsgang-Getriebes – ebenfalls keine Citroën-Selbstverständlichkeit. Nur die synthetische Lenkung könnte auf kurvigen Strecken mehr Rückmeldung liefern. Mit dem schwebenden Fahrgefühl seines Namensvetters hat der DS3 jedoch gründlich abgeschlossen. So poltern selbst kleine Autobahn-Querfugen bis in die Lenkung durch und sorgen zusammen mit dem vibrationsarmen, aber im oberen Drehzahlbereich vorlauten Motor für wenig Komfort.

Der Mito ist nur auf den ersten Blick günstiger als der DS3

Obwohl der Alfa so herzergreifend auf Sportler macht, kann er mit seiner früher einsetzenden Untersteuerneigung, um Traktion scharrenden Vorderrädern und dem wenig exakten Fünfgang-Getriebe fahrdynamisch nicht restlos überzeugen. Verkehrte Welt: Im direkten Vergleich punktet ausgerechnet der Alfa mit seiner schluckfreudigeren Federung, besser gedämmten Motor- und Fahrwerksgeräuschen sowie den langstreckentauglicheren Sitzen. Mit einem Basispreis von 17.450 Euro kommt der Mito nur auf den ersten Blick günstiger als der DS3 für 19.800 Euro. Citroën liefert den starken Benziner nämlich allein in der umfangreich bestückten Top-Version Sport Chic aus, während beim Alfa Klimaanlage, 17-Zoll-Alufelgen oder Bluetooth-Freisprechanlage extra bezahlt werden müssen und ihn unter dem Strich teurer machen. Beim Verbrauch herrscht hingegen nahezu Gleichstand. Auch wenn sich die Werte für Kleinwagen nicht besonders sparsam lesen: Gut acht Liter/100 km sind für den gebotenen Fahrspaß der kleinen Turbos angemessen.

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