An Schneewänden entlang im Audi S1 Sportback
Allein zwischen den Bergen

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Der Winter: hart. Die Nächte: kalt. Der Schnee türmt sich auf, gefriert und wird im späten Frühjahr weggefräst. Auf den Pässen bleiben Schneewände wie die Banden einer Rennbahn. Doch nur kurz, man muss das Zeitfenster erwischen. Wir waren mit dem Audi S1 da.

Audi S1 Sportback, Schneewand, Impression, Bernardino
Foto: Hans-Dieter Seufert

Unten im San-Bernardino-Massiv gibt es den Tunnel. Immer. Oben gibt es die Schneise. Manchmal. Nur wenn im Winter meterhoch Schnee gefallen ist und der Pass freigefräst werden muss. So wie im vergangenen Mai, als wir kurz vor der Saisoneröffnung mit einem Audi S1 Sportback zwischen den Schneewänden hindurchgeräubert sind. Ganz oben. Ganz alleine.

Danke, Bernardino-Tunnel

Wir fahren mit dem Audi S1 Sportback zwischen Schneemauern. Links eine Wand, rechts auch. In ihrer Struktur erinnern sie häufig an nachlässig verschalten sowie anschließend weiß gestrichenen Beton. Und ihre Existenz verdanken wir nicht alleine dem harten Winter mit massig Niederschlag, sondern streng genommen dem Bernardino-Tunnel. Seitdem er die Passstraße als Hauptverbindung zwischen den Tälern abgelöst hat, wird im Winter nicht mehr so lange wie früher geräumt, und es ergibt sich damit erst die Chance auf Schneewände – weil sich die weiße Pracht zunächst über Wochen auftürmt, unter der eigenen Last verdichtet und bei frostigen Temperaturen vereist.

Unsere Highlights

Im Frühjahr muss schweres Räumgerät den Weg freifräsen. Links und rechts der Straße entstehen dabei mehr oder weniger glatte, weiße Begrenzungen. Manche sehen verführerisch weich aus, doch der Eindruck täuscht: Sie sind tiefgefroren und damit bretthart. Glücklicherweise, man will ja beim Entlangdonnern nicht von einstürzenden Schneewänden begraben werden.

Faszination Alpenpässe

Doch es nötigt einigen Respekt ab, mit der Bande auf Tuchfühlung zu kommen. Wenn man knapp an bis zu vier Meter hohen Wänden entlangstreift, wirkt die Szenerie schon ziemlich verbarrikadiert. Dann fühlt sich der Audi S1 Sportback noch kleiner an, als er ohnehin ist. Je weiter wir uns der Wand nähern, desto höher das empfundene Tempo – die Begrenzung wischt scheinbar immer schneller im Augenwinkel vorbei. Motorradfahrer kennen das Phänomen.

Das Fahren über einen Pass übt seit jeher einen besonderen Reiz aus. Schließlich liegt er meist ziemlich abgeschieden, schlängelt sich fernab von nennenswerter Zivilisation einsam durch die Berge. Alpenpässe verlaufen normalerweise über den Bergsattel, folgen also der tiefstgelegenen Möglichkeit, um zwischen zwei Bergen hindurchzukommen. Das gibt ihren Verlauf vor und sorgt für die spektakulären Windungen, die sich so grundlegend von Straßen im Flachland unterscheiden.

Doch erst ein gesperrter Pass ermöglicht eremitisches Fahren: völlig alleine, unterwegs nur mit sich selbst und dem Audi S1 Sportback. Nie kann sich die Faszination eines Passes deutlicher erklären als an diesen wenigen Tagen, wenn er noch gesperrt, aber bereits freigeräumt und die Straße von Geröll und Schmutz gereinigt ist. Ohne störenden Gegenverkehr liegt er wie eine verlassene Rennstrecke da und lässt sich auf der Ideallinie erschließen.

Audi S1 Sportback mit 231 PS und 4x4

Der gleißende Schnee reduziert den Kontrast der Landschaft auf ein Minimum, und es bleibt eine weiße Fläche. Hindurch schlängelt sich ein dunkles Asphaltband, darauf zoomt sich ein gelb-schwarzer Audi S1 Sportback von Kurve zu Kurve, intoniert eine wiederkehrende Abfolge von Gasstößen, Schalträuspern, Bremsschaben. Aus der Vogelperspektive muss der kleine Allradler wie ein Slotcar auf einer mit Watte verzierten Spielzeugrennbahn wirken.

Auf den Geraden riskieren wir immer wieder einen verstohlenen Blick zur Seite – ein filmreifes Panorama zieht vorbei. Wir halten kurz an, steigen aus, treten an einer Schneelücke an den Abgrund vor. Man muss diese Aussicht einfach würdigen, diese Zwischenebene: Oberhalb die plastisch ausgeleuchteten Gipfel, unter uns das verschwommene Tal, das durch den Nebel nur schemenhaft zu erkennen ist.

Ab und zu blitzt die Sonne hervor, doch ihre Kraft reicht nicht aus, die unwirtliche Kälte zu vertreiben. Also wieder rein ins mollig warme Auto. Gut, dass der Audi S1 Sportback seine 231 PS auf alle vier Räder verteilt und trotz frostiger Asphalttemperaturen beim Herausbeschleunigen aus Kurven kaum Schlupf produziert. Nur beim Einlenken zeigt sich der Audi überraschend starrköpfig und will über die Vorderachse schieben. Hatte der Röhrl mit dem Quattro damals zunächst nicht auch dieses Problem?

Audi S1 Sportback mit 1,4 Tonnen ein kleines Schwergewicht

Und wie hat er es gelöst? Durch gezielte Lastwechsel. Also lenken wir zackig ein und gehen dabei abrupt vom Gas, schon giert der Audi S1 Sportback mit kontrolliertem Schwimmwinkel. Plötzlich fühlt sich der Kleinwagen gar nicht mehr starrköpfig an. Dank des kurzen Radstands setzt er in Wechselkurven spontan um – das Ganze erinnert ans Wedeln mit Trickskiern.

Eine Rennsemmel mit knapp vier Metern Länge ist bestens geeignet, um sich durch diese überdimensionierte Bobbahn zu schlängeln, ohne anzuecken. Zumal wir heute auf der Ideallinie über den gesperrten Bernardino brettern dürfen, denn es droht kein Gegenverkehr. Wir stechen hinauf, stürzen uns hinab, immer wieder. Bis der Audi S1 Sportback menschelt: Er scheint völlig außer Atem, riecht etwas streng, muss wohl ziemlich schwitzen.

Vor allem die Bremsanlage muss die Serpentinen büßen – sie steht praktisch unter Dauerstress. Der Audi S1 Sportback sieht zwar putzig aus, ist aber schwer, mit 1,4 Tonnen samt Fahrer geradezu übergewichtig. Okay, lassen wir es für heute gut sein. Ein Schluck aus der Wasserflasche, ein letzter Blick übers Panorama, Heimreise.

Bis zum nächsten Mal. Liebe Berge, wir kommen wieder, keine Frage.

Technische Daten
Audi S1 2.0 TFSI Quattro Audi S1 Sportback 2.0 TFSI Quattro
Grundpreis30.700 €31.550 €
Außenmaße3975 x 1740 x 1417 mm3975 x 1746 x 1423 mm
Kofferraumvolumen210 bis 860 l210 bis 860 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung170 kW / 231 PS bei 6000 U/min170 kW / 231 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
Verbrauch7,0 l/100 km7,1 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten