BMW Alpina B5 im Fahrbericht
Alpina kommt dem BMW M5 zuvor

Alpina gehört zu den Schnellen im Land. Nun bereichert bereits kurz nach der Einführung des BMW 5er der B5 Biturbo die Szene und schließt damit eine offene Flanke im bayerischen Programm.  

BMW Alpina B5 Biturbo

Der Alpina B5 Biturbo hat den optimalen Reifegrad erreicht, und das deutlich früher als bislang in der Alpina-Tradition: Bereits ein halbes Jahr nach der Markteinführung des BMW 5er erfolgt die Degustation des darauf basierenden Alpina-Derivats.

Alpina B5-Basis ist der BMW 550i

Ein Schnellschuss? „Die Entwicklung des BMW Alpina B5 Biturbo begann vor fast zwei Jahren“, besänftigt Alpina-Chef Andreas Bovensiepen. Schließlich gelten die Modelle aus Buchloe schon immer als Grand Cru unter den Automobilen und sind vom konzeptionellen Eilverfahren so weit entfernt wie der blecherne Drehverschluss vom edlen Bordeaux. Allerdings zeigt sich die Alpina B5-Basis, der BMW 550i, für die Abrundung einer Alpina-Cuvée als Rebsorte von bester Lage. Üppig vorhandener Hubraum sowie Biturbo-Technologie bieten eine geradezu optimale technische Basis, um sie mit viel Ingenieurskunst noch weiter zu verfeinern. Im Vergleich zur Serienmodell des BMW 5er senken beim Alpina B5 Biturbo im Fahrbericht spezielle Kolben das hohe Verdichtungsverhältnis des Achtzylinders. Das ermöglicht den eigens konzipierten Turboladern einen höheren Ladedruck von maximal 1,0 anstatt 0,8 bar.


Im Vergleich zum BMW-Basis hat der Alpina B5 100 PS und 100 Newtonmeter hinzugewonnenen Um das thermische Wohlergehen sorgen sich größere Ladeluftkühler sowie zusätzliche Öl- und Wasserkühler. Diese betten sich hinter die eigens im Windkanal optimierte Frontschürze, wodurch die Nebelscheinwerfer zwangsläufig entfallen. Ein zu verschmerzender Verlust angesichts des großen und feinen Buketts, das der Alpina B5 im Fahrbericht ansonsten verströmt. Und dazu zählen nicht nur die im Vergleich zur Basis hinzugewonnenen 100 PS und 100 Newtonmeter. Der 307 km/h schnelle Alpina B5 Biturbo ist ein Gaumenschmaus mit vielen Facetten, fein in die Linie eingearbeiteten Spoilern und Schürzen sowie vier prächtig entwickelten Endrohren. Er steht auf wuchtigen und dennoch filigran erscheinenden 20-Zoll-Felgen, wirkt trotz der kosmetischen Maßnahmen weder obszön noch übertrainiert.

Gelungene Melange aus Sportlichkeit und Eleganz

B5 steht für Alpina at its best. Ein 95.400 Euro teurer, exzellent gekelterter Tropfen, der keinen Konkurrenzvergleich scheuen muss. Der seinen Genießer mit einer gelungenen Melange aus Sportlichkeit und Eleganz verzückt – im Innenraum beispielsweise in Form von feinst verarbeitetem Holz und maßgeschneidertem Leder. Ein warmer, wohliger V8-Klang umhüllt den Alpina B5 im Fahrbericht. Er wird niemals unsittlich laut oder penetrant, selbst wenn der elastische Achtzylinder ausgelassen auf der großen Drehmoment-Plattform tanzt und bei 5.500 Umdrehungen zur Höchstleistung aufläuft.

Der Alpina B5 wahrt die edle Form, lässt Taten anstatt Töne sprechen. Unmissverständlich. Bereits bei niedrigsten Drehzahlen schippt der Alpina B5 Biturbo im Fahrbericht reichlich Kohlen in den Kessel. Das aufgeladene Triebwerk reagiert spontan auf Gaspedalreize, drückt früh mit der Macht seines Drehmoments und portioniert die Kraft über eine exzellent arbeitende Achtgang-Automatik.

Alpina B5 ist scharf gemacht zur fahrdynamischen Exkursion

Das vom Serien-BMW bekannte Getriebe des Alpina B5 im Fahrbericht ist auf die gestiegenen Machtverhältnisse angepasst und mit der Alpina-eigenen Switch-Tronic gekoppelt. Was in der Praxis bedeutet: elegant walten lassen oder durch die Druckknöpfe auf der Rückseite des Lenkrads engagiert selbst schalten – links runter, rechts hoch, ohne den faden Beigeschmack einer Zugkraftunterbrechung. Zudem hält das Getriebe im Sportmodus die Gänge, dreht den V8 des Alpina B5 Biturbo bis zum Maximum aus.

Beim Schaltvorgang erfolgt eine Einzelzylinder-Ausblendung, gefolgt von einem rennwagenähnlichen Ploppen der Zündunterbrechung, während der 1,9-Tonner weiterhin unvermindert die vehemente Flucht nach vorn verfolgt. Jener Sportmodus, anwählbar über den Dynamic Drive-Schalter neben dem Wählhebel, zieht gleichfalls an den Zügeln des Fahrwerks. Nun straffen sich die neu programmierten Dämpfer analog zu den zirka zehn Prozent härteren Federn. Der Alpina B5 ist scharf gemacht für die fahrdynamische Exkursion, gestattet seinem Oberkörper im Fahrbericht nur noch wenig Wankarbeit und legt den ansonsten gut ausgeprägten Komfort damit erst einmal beiseite.

BMW M5 lässt noch mindestens ein Jahr auf sich warten

Direkt und neutral bewältigt die wuchtige Alpina B5-Gestalt im Fahrbericht knifflige Agilitätsaufgaben, lenkt gierig ein, windet sich leichtfüßig durchs kurvenreiche Allgäuer Hinterland. Und rechtfertigt damit eindrucksvoll den technischen Aufwand, der hinter Michelin-Reifen der neuesten Spezifikation sowie der von Alpina veränderten Vorderachsgeometrie steckt. Gut also, dass der BMW Alpina B5 Biturbo vergleichsweise früh entkorkt wurde. Er kommt zu einer Zeit, in der der Werks-BMW M5 noch mindestens ein Jahr auf sich warten lässt. Derweil befriedigt er die automobilen Kehlen mit einem breit gefächerten Aroma zwischen Eleganz und Sportlichkeit. Und das, ohne sich dabei selbst einen über Gebühr hinter die Binde zu kippen.

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Technische Daten
Alpina B5 Biturbo
Grundpreis95.400 €
Außenmaße4899 x 1860 x 1469 mm
Kofferraumvolumen520 l
Hubraum / Motor4395 cm³ / 8-Zylinder
Leistung373 kW / 507 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit307 km/h
Verbrauch10,8 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten