Cadillac ATS 2.0 Turbo im Fahrbericht
Mit ungekannter Fahrdynamik

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Cadillac will mit dem neuen Einstiegsmodell ATS dem BMW 3er und anderen Premium-Limousinen der Mittelklasse Kunden klauen. Als Zweiliter-Turbobenziner tritt er mit 276 PS und Hinterradantrieb an.

Cadillac ATS 2.0 Turbo, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Autos der US-Nobelmarke Cadillac trifft man hierzulande bislang eher selten an. Damit sich das ändert, schicken die Amerikaner nun ein neues Basismodell nach Europa – den Cadillac ATS. Mit einer Länge von 4,64 Metern, einem kräftigen Turbo-Benziner und Heckantrieb ordnet er sich in das Segment des BMW 3er ein.

Beim ersten Probesitzen überrascht der Cadillac ATS mit einer für Modelle dieser Marke eher unbekannten Materialqualität und solider Verarbeitung. Doch jetzt nicht zu lange staunen, Startknopf drücken. Was ist das? Ein Begrüßungs-Jingle ertönt, das Infotainment-System fährt hoch. Tatsächlich gleicht die Bedienung des berührungsempfindlichen Monitors der moderner Smartphones. Da auch die Funktionen der Klimaanlage darüber gesteuert werden, kommt die Mittelkonsole des Cadillac ATS mit lediglich vier Bedienelementen aus. Das sieht aufgeräumt aus und funktioniert nach kurzer Eingewöhnung prima.

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Cadillac ATS überzeugt fahrdynamisch

Nochmals den Startknopf drücken, und der mit 1,36 bar aufgeladene Vierzylinder im Cadillac ATS beginnt mit der Arbeit. Akustisch ähnlich freudlos wie ein BMW 328i, beschleunigt der Direkteinspritzer jedoch mit beeindruckender Vehemenz, die keine Zweifel an seinem maximalen Drehmoment von 353 Newtonmetern aufkommen lässt. Die Werksangabe für den Standardsprint von null auf Tempo 100 verfehlt der ATS allerdings um 1,2 Sekunden.

Dafür hält der Cadillac ATS ein anderes Versprechen seines Herstellers: das der besonders hohen Agilität. Beinahe schon gierig stürzt er sich in Kurven, lenkt ebenso präzise wie dynamisch ein und verkneift sich dabei unbeholfenes Wanken. Die von ZF zugekaufte Lenkung vermittelt ebenso viel Rückmeldung wie die Mehrlenker-Doppelgelenk-Vorderachse. Hinten arbeitet eine aufwendige Fünflenker-Konstruktion ähnlich wie bei BMW. Damit folgt der Cadillac ATS Kurvenradien mit nur geringer Seitenneigung und nahezu neutralem Eigenlenkverhalten davon waren bisherige Modelle der Marke so weit entfernt wie Detroit von München.

Eingeschränkter Komfort, eingeschränkte Modellauswahl

Doch die Abstimmung geht zu Lasten des Federungskomforts – trotz adaptiver Dämpfer. Selbst in der „Tour“-Einstellung bleibt der Cadillac ATS betont straff. Dass dennoch beispielsweise beim Überfahren von Querfugen keine harten Schläge zu den Insassen durchdringen, zeugt von einer gelungenen Feder-Dämpfer-Kombination.

Ein ganz auf Dynamik getrimmter Cadillac also – warum nicht? Nur die träge Sechsstufen-Automatik stört dabei. Alternativ steht im Cadillac ATS ein manuelles Sechsganggetriebe zur Wahl, dann sogar mit mechanischer Differenzialsperre für eine noch bessere Traktion.

Ob der Cadillac ATS seinem Hersteller bessere Absatzzahlen in Europa beschert? Gut möglich, wenn auch in überschaubarem Rahmen – was weniger am Cadillac ATS selbst liegt, sondern daran, dass es ihn bislang nicht mit Dieselmotor oder als Kombi gibt.

Fazit

Handling und Qualität des ATS sind durchaus wettbewerbsfähig, doch der Federungskomfort kommt dabei zu kurz.

Technische Daten
Cadillac ATS 2.0 Turbo Elegance
Grundpreis39.580 €
Außenmaße4644 x 1805 x 1427 mm
Kofferraumvolumen381 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung203 kW / 276 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit240 km/h
0-100 km/h6,9 s
Verbrauch8,2 l/100 km
Testverbrauch10,9 l/100 km
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Auto Straßenverkehr 13 / 2021
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Erscheinungsdatum 26.05.2021

76 Seiten