DFSK Glory 580 und DFSK Fengon 5
So fahren die importierten China-SUV von Dongfeng

China ist nicht nur ein wichtiger Automarkt, sondern längst auch Herkunftsland zahlreicher Marken – mit Europa im Visier. Ein emsiger Importeur aus der Pfalz vertreibt in Eigenregie bereits mehrere China-SUV. Wir stellen Ihnen einige davon in einer losen Serie vor.

DFSK Glory 580, Exterieur/Interieur
Foto: Achim Hartmann

Versuche chinesischer Autohersteller, in Europa Autos zu verkaufen, hat es schon früher gegeben. Eine Erfolgsgeschichte war das nicht, eher ein spektakuläres Scheitern wie 2005, als der SUV Landwind bei einem Crashtest spektakulär kollabierte.

Doch abgehakt ist das Thema nicht. Die Frage in Zeiten der Globalisierung ist nicht, ob chinesische Autos kommen, sondern wann. Die Antwort lautet: Sie sind schon da. Ein Importeur aus Rheinland-Pfalz bringt bereits seit 2016 SUV aus dem Reich der Mitte nach Deutschland und Europa und verkauft mit rund 180 deutschen Händlern pro Jahr rund 1.500 Autos. Das sind nicht viele, doch die japanischen Hersteller verkauften ihre ersten Autos anfangs auch über Tankstellen und feierten jede Zulassung.

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DFSK, Baic, FAW oder Seres heißen die Marken im Portfolio des Importeurs Indimo – kaum jemand kennt sie. Doch das lässt sich ja ändern.

DFSK Glory 580, Exterieur/Interieur
Achim Hartmann
Verspielte Scheinwerfer prägen das Bugdesign des siebensitzigen DFSK Glory 580.

Glory 580: sieben Sitze für unter 24.000 Euro

Also auf nach Schwaallungen in Thüringen, wo das Technik-Center und das sieben Millionen Euro schwere Ersatzteillager von Indimo liegen. Der Kennenlern-Tag startet mit dem Glory 580 des Herstellers DFSK. Dahinter steckt der Großkonzern Dongfeng, bis vor Kurzem per Joint Venture mit Renault verbandelt.

Die Türen des SUV öffnen auch, wenn der Schlüssel in der Hosentasche steckt. Keyless Go ist ebenso selbstverständlich an Bord wie elektrisch einstellbare Sitze, LED-Scheinwerfer, Panoramadach, Navigationssystem mit Bluetooth-Telefonie, Kunstlederpolster, Rückfahrkamera, Parksensoren und, und, und. Was fehlt? Eine Sitzheizung wäre nett und zumindest optional etwas Assistenz, die übers ESP hinausgeht. Doch Spur halten, Spur wechseln und notbremsen muss der Fahrer ohne Unterstützung.

Mit knapp 4,70 Metern Länge ist der Glory 580, der in Crash-Videos des chinesischen Euro-NCAP-Pendants C-NCAP einen stabilen Eindruck macht, nicht gerade klein. Das Design wirkt eher brav, auch die Winterreifen auf kleinen Stahlfelgen pushen den Auftritt nicht in Richtung Stadtgespräch.

DFSK Glory 580, Exterieur/Interieur
Achim Hartmann
Erfreulich un-exotisch wirkt der Innenraum. Große Flächen wie etwa das Armaturenbrett sind weich gepolstert, dazu Holz aus der Tube.

Weiches Kunstleder und Holz aus der Tube

Innen sieht die Sache schon anders aus, denn die Cockpitgestaltung wirkt durchdacht und gefällig, nicht verkünstelt.

Im Sichtbereich dominieren aufgeschäumte Kunststoffe, das Kunstleder ist weich und griff-sympathisch. Glänzendes Holzfurnier aus der Tube bringt oberklassigen Glanz ins Auto, und weder ungleichmäßige Fugen noch Knistergeräusche lassen Nachlässigkeiten bei der Verarbeitung erkennen.

Eine breite Tastenleiste wie bei Mercedes und ein zentraler Dreh-Drück- Steller à la BMW erweisen deutscher Ingenieurskunst ihre Referenz. Ob da schon die Anwälte miteinander ringen? Dem Kunden kann’s egal sein. Die Bedienung ist nicht kompliziert, der Touchscreen halbwegs schnell und gut ablesbar.

Praktisch ist die in der Fläche eigentümlich ungleichmäßig gepolsterte, aber geteilt verschiebbare mittlere Sitzbank. Das Aufrichten der geklappten Lehnen erfordert allerdings viel Kraft, weil da starke Federn energisch entgegenwirken. Dass ganz hinten nur Kinder halbwegs Platz finden, überrascht niemanden, der noch den Zafira von Opel kennt. Ein Kofferraumvolumen nach europäischer Norm kann Indimo nicht nennen, doch auffällig klein ist der Stauraum nicht.

DFSK Glory 580, Exterieur/Interieur
Achim Hartmann
Der iDrive von BMW lässt grüßen. Elektrische Handbremse? Natürlich!

Und vorn? Die weichen Polster nehmen Fahrer und Beifahrer mit entschlossen ausgeformten Lehnen in Empfang. Das nur in der Neigung justierbare Lenkrad mündet in eine direkt übersetzte, von Antriebseinflüssen nicht gänzlich freie Lenkung mit gutem Feedback. Sie würde auch in eine europäische Limousine passen, hat sich allerdings in einen schaukelig gedämpften SUV verirrt, der bis auf das starrachsige Querrinnen-Poltern von hinten die weiche Welle reitet und in Kurven sanft untersteuernd keinen ins Unglück reißt.

Der 1,5-Liter-Turbobenziner harmoniert gut mit dem stufenlosen CVT-Getriebe, das in einer zweiten Wählhebelgasse sechs feste Gänge für das dynamische Fahren bereithält. Bis etwa 130 km/h geht es mit den laut Normverbrauch etwas durstigen 145 PS schwungvoll voran, bei höheren Drehzahlen wechselt die Tonlage aber ins Knurrige.

Der Glory 580 ist sicher kein Auto für jene, die durchgängig große Klasse erwarten und dafür tief in die Tasche greifen können. Er belehrt allerdings jene eines Besseren, die denken, Autos aus China seien noch weit entfernt vom Niveau alteingesessener Marken aus Europa oder Asien.

DFSK Fengon 5, Exterieur/Interieur
Achim Hartmann
Das Design verspricht eine Dynamik, die der Fengon 5 im Fahrbetrieb leider nicht einlösen kann.

Fengon 5: Coupé-Aroma liegt in der Luft

Der Fengon 5, das zweite von Indimo importierte DFSK-SUV, ist den meisten bekannten Marken konzeptionell sogar voraus. Denn wie der neue Renault Arkana bringt er eine gefällig designte Coupé-Anmutung in die bürgerliche Preisklasse. Die Basisversion kostet 24.990 Euro, wobei die Ausstattung bis hin zur elektrisch betriebenen Heckklappe wirklich üppig ist.

Für 795 Euro mehr steckt hinter dem gut ablesbaren Touchscreen-Monitor auch ein Navigationssystem. Die Handhabung ist allerdings umständlich, auch Apple CarPlay gibt sich zickig. Oft enden die verstrubbelten Touchscreen-Menüs in einer Ansicht mit chinesischen Schriftzeichen.

Vor dem Wählhebel sitzt wie etwa im Audi A6 ein zweites Display für die Klimatisierung, zu der serienmäßig auch beheizbare Vordersitze zählen.

Wie viele auf Monitore fokussierte Bediensysteme zeigt diese Lösung, dass die gute alte Taste meist die bessere Alter-native ist.

Hier sind klar Abstriche zu vielen Ausführungen etablierter Hersteller zu machen, und diese Feststellung trifft auch auf die Sicherheitsausstattung zu: Wie beim Glory 580 fehlen moderne Fahrerassistenz und auch, was bedenklicher scheint, Kopfairbags.

DFSK Fengon 5, Exterieur/Interieur
Achim Hartmann
Nicht alle SUV-Coupés sind eng. Hier haben auch erwachsene Mitfahrer viel Platz!

Der Motor ist im Grunde baugleich mit dem des Glory 580, schickt aber etwas weniger Leistung in das stufenlose Getriebe, das nicht so gut adaptiert ist wie im Siebensitzer. Hin und wieder, vor allem beim manuellen Schalten durch die Gänge, ruckelt es störend. Wer eine eher gleichförmige Fahrweise ohne hastige Gaspedalbewegungen pflegt, erlebt den Antriebsstrang jedoch als unauffällig und ausreichend kräftig.

Trotz der Coupé-Linie ist im Fond genügend Raum für erwachsene Mitfahrer. Weder Beine noch Kopf eines 1,90-Meter-Passagiers gehen auf Tuchfühlung mit den Vordersitzen oder dem Dach. Für lange Beine sind lediglich die Sitzflächen ein wenig zu kurz geraten; die Oberschenkel hängen haltlos in der Luft.

Da ist der Fahrer eindeutig besser aufgehoben, zumal das in zwei Ebenen justierbare Lenkrad und der vielfach elektrisch einstellbare Sitz ihm eine passende Sitzposition hinter den klar gezeichneten Instrumenten ermöglichen.

Das Fahrwerk macht seinen Job passabel – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie der unins- piriert agierende, leicht genervt klingende Motor liebt es keine großen Veränderungen; dynamische Kurswechsel werden eher träge erduldet als freudig begrüßt. Sicher hat die Serienbereifung aus chinesischer Produktion daran auch ihren Anteil. Aber die lässt sich ja schnell auswechseln.

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Fazit

Der teurere Fengon 5 sieht besser aus als der Glory, erreicht aber in Antrieb und Fahrwerk nicht dessen Qualitäten.