DS9
Französischer Luxus aus Fernost

DS Automobiles, die Premium-Marke von Stellantis, bereichert den Markt für feine Automobile mit einer fünf Meter langen Limousine. Wie nobel ist der Luxusgleiter?

DS9
Foto: Dani Heyne

Luxuslimousinen – eine in letzter Zeit ziemlich seltene Gattung in der automobilen Berichterstattung. Nun legt DS Automobiles, Edelmarke aus Frankreich, mit dem DS9 eine prestigeträchtige Limousine auf, die auch Frankreichs Premier Emmanuel Macron chauffieren wird. Also nehmen wir doch gleich mal Platz – hinten rechts selbstverständlich. Als erstes fällt das "rubi-rote" Sofa auf. Beheizt, belüftet und bezogen mit Leder von Rindern aus höheren Lagen in Bayern – zwecks möglichst weniger Mückenstiche. Der gebotene Sitzkomfort ist tatsächlich hoch und eines Staatsmannes würdig. Zumal die Beinfreiheit dank des langen Radstands von 2,89 Metern üppig ausfällt. Die Gestaltung der Rücksitzanlage soll übrigens an metallene Armbänder klassischer Uhren erinnern. Mittig eine belederte Lounge-Armlehne mit USB-Anschlüssen, Fächern, Lichtleisten, die beim Aufklappen erstrahlen.

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Französische Handwerkskunst, verpackt in ein Automobil

Überhaupt sind die Damen und Herren bei DS in Paris sehr detailverliebt. Ganz bewusst, um ihrer Marke die Exklusivität französischer Haute Couture zu verleihen. Beispiele sind schnell gefunden: Perlenstickereien in den Türverkleidungen, ein Chronograph, der sich beim Start um 180 Grad aus dem Armaturenbrett herausdreht, ein Lautstärkeregler aus Kristallglas oder all die verfeinerten Metalltasten in der Mittelkonsole. Allerdings wird der Pariser Chic in Shenzhen (China) verschraubt, verklebt, vernäht und nach Europa exportiert. China ist schließlich Hauptmarkt für große Limousinen.

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Dani Heyne
Die kuschelige Bank kann massieren, heizen und lüften

Dagegen wirken die Antriebsvarianten der 4,9 Meter langen Limousine eher emotionslos. Basismotorisierung (PureTech 225) ist ein 1,6 Liter großer Benziner mit 225 PS, der ab 1.900 U/min solide 300 Nm vorhält. Das reicht für 236 km/h und einen Nullhundert-Wert von 8,8 Sekunden. Im aktuellen Topmodell E-Tense 225 arbeitet der Turbobenziner im Verbund mit einem 81 kW starken E-Motor, gekoppelt an eine Achtgangautomatik. Eine bekannte Plug in-Hybrid-Kombination auf Basis der EMP2-Plattform, die auch im Peugeot 508 oder Citroën C5 Aircross zum Einsatz kommt. Solange es bei gemäßigter Geschwindigkeit bleibt, sorgt der E-Motor für leisen und angemessen kraftvollen Schub. Maximal – bei vollem Akku – um die 50 Kilometer. Oder bis 135 km/h. Die Batteriekapazität beträgt 11,9 kWh.

Komfort geht vor

Je nach Fahrmodus (Elektro, Hybrid oder Sport) oder bei hoher Last muss der DS9 seinen 180 PS starken Verbrenner anwerfen. Der tönt wenig spektakulär, bleibt aber bei schneller Fahrt leise. Zudem knippst der PHEV den Benziner schnell wieder aus und setzt auf den E-Motor. Immer darauf bedacht, den Fahrkomfort hoch zu halten. Der Achtgang-Wandler arbeitet meist geschmeidig und mit viel Bedacht. Richtig voran geht’s nur im Sport-Modus. Dann powern beide Motoren zusammen und der 1,845 Tonnen schwere Fünfsitzer spurtet in 8,7 Sekunden auf 100 km/h. Bei 240 km/h ist Schluss. Im Vergleich zum Basismodell ist der PHEV also minimal flotter. Grund? Natürlich das Mehrgewicht, denn der PureTech 225 wiegt nur 1540 Kilogramm.

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Dani Heyne
Der PHEV startet bei knapp über 50.000 Euro.

Nein, der Plug-in schätzt mehr den gediegenen Komfort einen großen Limousine. Passend dazu bemüht sich die Active Scan Suspension via Frontkamera, Sensordaten und Adaptiv-Dämpfern um hohen Federungskomfort. Das gelingt auf diesem ersten Ausflug nicht immer. Insbesondere kleine Unebenheiten sollte die Kamera besser erkennen.

Preislich startet der PHEV bei 52.810 Euro in der Performance Line. Der Testwagen ein Rivoli + kostet 55.560 Euro. Wobei der elitäre Fond zum Luxuspaket Opera zählt, für das DS 4.500 Euro zusätzlich berechnet. Damit spielt der DS9 auf dem Level einer Plug in-Variante der Mercedes E-Klasse (300e), wohlgemerkt mit Stoffsitzen und weit weg vom Flair einer luxuriösen Limousine.

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Fazit

Gewiss ist der DS9 ein feines Auto mit vielen Finessen, die kein anderer Hersteller bietet. Zudem zollen wir viel Respekt, das Stellantis ihn hierher verschifft. Aber die Erfolgschancen halten sich sehr in Grenzen. Dafür sind die Gegner zu hart und das Segment leider im Sinkflug.