Lada Granta im Fahrbericht
Brüderchen Günstig

Der Lada Granta wildert im Revier anerkannter Günstigmarken wie Dacia. Doch hat der exotische Russe mehr auf dem Kasten als nur einen niedrigen Preis? Wir klären das.

Lada Granta, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Richtig schlechte Autos gibt es nicht mehr. Sagt man jedenfalls. Nun, bei Lada gab es hier und da noch solche Exoten. Umso größere Hoffnungen ruhen nun auf dem neuen Lada Granta. So ganz neu ist er nicht, durch Russland rollt er schon seit 2011, inzwischen hat er es auf Platz zwei der dortigen Verkaufs-Charts geschafft. Ob neben dem Einstieg von Renault/Nissan auch eine Testfahrt Wladimir Putins dazu beitrug? Egal, wie: Der unter anderem in Togliatti produzierte Viertürer Lada Granta ist ein robuster Alltagstyp mit klassischem Stufenheck, in dessen Kofferraum 480 Liter hineinpassen. Menschen, die bei coupéhaften Formen Pickel kriegen, sollten mal bei ihrem Lada-Händler vorbeischauen. Wenn sie einen finden – das deutsche Netz ist, sagen wir mal, luftig gespannt.

Unsere Highlights

Lada Granta negiert Premium

Einigermaßen luftig geht es auch im Innenraum des Lada Granta zu. Der Verzicht auf modische Formen hat nämlich Vorteile. Etwa einen einfachen Einstieg durch die großen, weit öffnenden Türen. Hier muss niemand Angst haben, von flachen Dachpfosten einen Scheitel gezogen zu bekommen.

Spätestens nach dem Platznehmen auf den spärlich gepolsterten Möbeln und einem ersten Rundblick ist klar: Premium überlässt Lada anderen. Hartplastik in diversen Beschaffenheiten dominiert die Szene. Immerhin ist es im Lada Granta klapperfrei montiert und leicht abwaschbar. Leicht bedienbar ist der Lada Granta mit klarer Instrumentierung und eindeutig beschrifteten Reglern und Hebeln sowieso. Der Bordcomputer informiert über alles Wesentliche – nur die Außentemperatur verschweigt er uns. Einfach Scheibe runter und selbst fühlen. Wobei auffällt, dass sich die Seitenscheiben nicht vollständig versenken lassen – selbst vorn. Dabei müssen sie auch die Kühlfunktion übernehmen, denn eine Klimaanlage gibt es nicht.

Saugmotor alter Schule und bescheidenes Fahrwerk

Wohl aber genug Platz für vier, gekrönt von einem üppigen Kofferraum, der sich durch Umklappen der einteiligen Lehne erweitern lässt. Im Bug des Lada Granta steckt ein 1,6-Liter-Sauger alter Schule, der willig anspricht und fix vorwärtsgeht, obenraus jedoch laut und zäh wird. Im mittleren Drehzahlbereich bereitet der mit einem Fünfganggetriebe gekoppelte Vierzylinder dafür richtig Freude. So spaßig der Eintonner loslegt, so bescheiden sind seine Fahrwerksqualitäten. Gröbere Unebenheiten werden noch ausreichend gefiltert, kürzere kommen durch.


Zudem missfällt die träge reagierende Lenkung spätestens bei Geschwindigkeiten über 100 km/h mit einer störenden Gefühllosigkeit um die Mittellage. Hinzu kommen schwache Traktion sowie Antriebseinflüsse, die einem ähnlichen Erfolg des Lada Granta wie in Russland hierzulande wohl immer noch entgegenstehen.

Fazit

Der Granta wandelt auf den Spuren des Dacia Logan, erreicht aber insgesamt nicht das Niveau der Konkurrenz.

Technische Daten
Lada Granta 1.6
Grundpreis7.290 €
Außenmaße4260 x 1700 x 1500 mm
Kofferraumvolumen480 l
Hubraum / Motor1596 cm³ / 4-Zylinder
Leistung64 kW / 87 PS bei 5100 U/min
Höchstgeschwindigkeit168 km/h
0-100 km/h11,4 s
Verbrauch6,6 l/100 km
Testverbrauch8,1 l/100 km