Mercedes E 220 d 4Matic All-Terrain im Fahrbericht
Der neue Gelände-Kombi ist besser als ein SUV

Will man die Überlegenheit eines Allradantriebs vorführen, geht man als Hersteller ganz weit hinauf. Dorthin, wo die Alpen schon im November schneesicher sind: aufs Timmelsjoch im österreichischen Tirol. Auf dem verschneiten Pass überzeugten wir uns von der Traktionsfähigkeit des Mercedes E-Klasse All-Terrain. An zwei fahrintensiven Tagen fanden wir 10 Punkte, die erst bei einer längeren Testfahrt auffallen.

Mercedes E 220 d 4MATIC All-Terrain
Foto: Daimler

1. Serienmäßig verwöhnt der All-Terrain mit einer Dreikammer-Luftfederung. Die federt nicht nur äußerst komfortabel (siehe auch Punkt 2), sondern sie lässt sich auch auf Knopfdruck in der Höhe verändern: Im Gelände um plus 20 Millimeter bis Tempo 35. Doch schon auf Niveau Null ist der All-Terrain 15 Millimeter höher als eine E-Klasse.

2. Der Reisekomfort des All-Terrain ist hervorragend und sticht jedes traditionelle SUV aus – ganz so, wie man das von einer E-Klasse mit Luftfederung erwartet. Dennoch nimmt der All-Terrain Passstraßen so willig, dass man hier zu den wirklich Schnellen gehört – wenn man will. Auch das kann er besser als ein herkömmliches SUV.

Unsere Highlights

3. Der All-Terrain steht auf großem Fuße, kommt mit den Rädern der Mercedes S-Klasse. Die messen nicht nur mindestens 19 Zoll (20 Zoll gegen Aufpreis), sondern sie bieten vor allem einen 40er Querschnitt, also eine hohe Flanke. Das erlaubt hervorragendes Anfedern, welches die prinzipiell etwas straffere Grundabstimmung von Druck- und Zugstufe im Vergleich zum E-Klasse T-Modell nahezu ausgleicht.

Mercedes E 220 d 4MATIC All-Terrain
Dirk Weyhenmeyer
Zusätzlich zu den vier Fahrmodi der E-Klasse gibt es beim All-Terrain einen namensgebenden Fünften. Wählt man in der Mittelkonsole All-Terrain vor, dann hebt sich das Fahrwerk um 20 Millimeter an, erhöht also die Bodenfreiheit.

4. Permanenter Allradantrieb ist serienmäßig. Die Kraftverteilung haben die Ingenieure auf 45 Prozent nach vorn und 55 nach hinten festgelegt. Davon unabhängig kann allerdings eine Lamellenkupplung bei Bedarf 50 Nm an die Vorder- oder Hinterachse schieben, etwa, wenn eine Achse auf glattem Untergrund steht.

5. Zusätzlich zu den vier Fahrmodi der E-Klasse gibt es beim All-Terrain einen namensgebenden Fünften. Wählt man in der Mittelkonsole All-Terrain vor, dann hebt sich das Fahrwerk um 20 Millimeter an, erhöht also die Bodenfreiheit (siehe auch Punkt 1). Zudem ist das ESP auf den Einsatz im Gelände programmiert.

6. Wie bei der E-Klasse gibt es auch im All-Terrain eine Art Sport-ESP; es lässt sich im Fahrmodus Individual unter Antrieb aktivieren. Hierfür muss man im Untermenü Antrieb Sport + vorwählen. Dann erlaubt die Traktionskontrolle mehr Schlupf an der Hinterachse und gestattet am Kurvenausgang dezenten, aber spürbaren Schwimmwinkel.

Mercedes E 220 d 4MATIC All-Terrain
Dirk Weyhenmeyer
Darstellung der All-Terrain-Funktion auf dem Multimedia-Bildschirm der E-Klasse.

7. Mit seinen 400 Nm Drehmoment schiebt der 220 d (2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel) machtvoll los, dürfte selbst mit voller Beladung keine Schwierigkeiten haben. Mehr Drehmoment ist Luxus, den man sich natürlich gönnen kann, aber nicht benötigt.

8. Wie die E-Klasse kann auch der All-Terrain teilautonom fahren, also selbständig auf der Autobahn die Spur halten oder auf Wunsch wechseln (für letzteres muss man den Blinkerhebel betätigen). Dank Teslas aberwitzigem Vorpreschen in dieser Angelegenheit sieht sich Mercedes (und viele anderen Hersteller) genötigt, nachzuziehen. Es soll ja Kunden geben, die zwar ein Auto kaufen, sich aber lieber von einem Computer fahren lassen. Die können dann endlich ungestört während der Fahrt mit ihrem Smartphone spielen …

Mercedes E 220 d 4MATIC All-Terrain
Dirk Weyhenmeyer
"Der All-Terrain ist der bessere SUV als sämtliche GLXe von Mercedes. Er kann im Gelände mehr, als sich (fast) alle Kunden trauen werden - ohne (!!!) den Passagieren auf geteerten Straßen die spürbaren Komfort-Nachteile eines hochbauenden SUV zuzumuten.", so Redakteur Marcus Peters.

9. Noch eine technische Errungenschaft, auf die wohl viele Automobilisten verzichten könnten: Der All-Terrain lässt sich via Smartphone (statt Schlüssel) öffnen und starten. Als würde das Smartphone nicht schon genug in unsere Privatsphäre eingreifen. Und als wäre Autosoftware nicht schon genug hackergefährdet. Das beste am NFC-Schlüssel (NFC = near field communication): Es gibt keinen Kaufzwang.

10. Der All-Terrain ist (für fast alle Interessenten) der bessere SUV als sämtliche GLXe von Mercedes. Er kann im Gelände mehr, als sich (fast) alle Kunden trauen werden – ohne (!!!) den Passagieren auf geteerten Straßen die spürbaren Komfort-Nachteile eines hochbauenden SUV zuzumuten. Der All-Terrain fährt ebenso erhebend wie eine E-Klasse und trampelt nicht wie ein Elefant durch Kurven.