Mitsubishi Space Star im Gebrauchtwagen-Check
Eine vernünftige Wahl als Gebrauchter?

Der Space Star ist der Bestseller im Modellprogramm von Mitsubishi. Dabei lockt der japanische Kleinwagen weder mit visuellen Reizen noch mit technischen Finessen. Ist er dennoch eine gute Empfehlung für Gebrauchtwagenkäufer?

Mitsubishi Space Star
Foto: Ingolf Pompe

Ein Gesicht in der Menge ist er nicht gerade, der Mitsubishi Space Star. Er gehört eher zu den unscheinbaren Typen, die so unauffällig im Verkehr mitschwimmen, dass man sie im Alltag – zumindest im übertragenen Sinne – beinahe übersieht.

Aufmerksamkeit bescherten dem als sogenannten Weltauto konzipierten und in Thailand gebauten Kleinwagen in der Vergangenheit allenfalls einige Rabattaktionen, die den Preis fürs Basismodell auf nur noch 6990 Euro purzeln ließen. Damit kabbelte sich der kleinste Mitsubishi zeitweilig sogar mit dem Dacia Sandero um den Pokal des billigsten Neuwagens in Deutschland.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Der Mitsubishi Space Star ist beliebt

Mitsubishi Space Star
Ingolf Pompe
seit seiner Markteinführung 2013 wurden insgesamt 148 145 Exemplare in Deutschland verkauft.

Solche Dumpingpreise mögen dem Space Star zwar kurzfristig einen höheren Bekanntheitsgrad beschert haben, sie erklären aber noch nicht dessen nachhaltigen Erfolg. Denn das relativ einfach gestrickte Wägelchen avancierte rasch zu Mitsubishis Bestseller, der es seit der Markteinführung 2013 auf insgesamt 148 145 Exemplare gebracht hat! Noch im neunten Modelljahr 2021 wurden hierzulande 21 820 Neuwagen verkauft.

Macht laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) Platz zehn unter allen Importmodellen. Die 2021er-Statistik des KBA liefert aber noch weitere interessante Zahlen. So lag der Space Star bei den Privatzulassungen mit einem Anteil von 74,1 Prozent auf Rang zwei hinter dem Dacia Sandero (86,7 Prozent) und erreichte mit 56,8 Prozent sogar die höchste Frauenquote aller Neuzulassungen auf private Personen. Ganz so unscheinbar scheint der Kleine also nicht zu sein.

Jürgen Lindemann, Geschäftsführer des Autohauses Lindemann im schwäbischen Beinstein, haut in dieselbe Kerbe: "Der Typ ist gesucht, länger als eine Woche steht bei uns kein gebrauchter Space Star." Wir haben Glück. In seinem Familien-betrieb, der Mitsubishi als einer der ersten Vertragshändler seit 1978 repräsentiert, dürfen wir uns einen Gebrauchten aus dem Modelljahr 2015 genauer anschauen, bevor der ausgeliefert wird.

Der Basis-Einliter dominiert

Mitsubishi Space Star, Motor
Ingolf Pompe
Der Einliter-Dreizylinder ist sparsam, aber wegen mangelnder Dämmung auch nicht zu überhören.

Das gepflegte, 32 000 Kilometer gelaufene Exemplar entstammt somit der ersten Modellgeneration. Unter der Motorhaube rumort der Einliter-Dreizylinder mit 71 PS, der knapp zwei Drittel aller Space Star antreibt. Was nahelegt, dass die Mehrheit der Käufer diesen Stadtflitzer tatsächlich als solchen einsetzt – und die Kosten im Blick hat. Denn der 80 PS leistende 1,2-Liter-Motor war bislang stets an die höheren und damit zum Teil deutlich teureren Ausstattungslinien gekoppelt. "Bislang" deshalb, weil der Space Star seit dem letzten Jahr in allen Varianten nur noch mit einem leistungsreduzierten 1.2 angeboten wird. Der lässt es ebenfalls bei 71 PS bewenden, bietet aber mehr Drehmoment als der bisherige Basismotor.

Vom harmonischeren Drehmomentverlauf dürfte auch die Automatikvariante mit stufenloser Übersetzung profitieren. Rund zwölf Prozent aller Space Star wurden bisher mit dem CVT-Getriebe verkauft. Das funktioniert im Stadtverkehr zwar ganz angenehm, über Land aber nerven das laute Aufheulen des Motors beim Beschleunigen und der recht zähe Vortrieb. Außerdem gibt es das CVT-Getriebe nur in Kombination mit den Top-Ausstattungen.

Die waren bei dem kleinen Viertürer ohnehin nie gefragt, über 80 Prozent wurden als rabattierte Sondermodelle an den Mann oder die Frau gebracht, Basisversionen zum Dumpingpreis haben einen Verkaufsanteil von 14 Prozent. Was beweist, dass die Klientel des Space Star sehr rational kalkuliert. Denn während etwa viele Dacia-Käufer gerne zu den Topmodellen greifen, verzichtet sie meist auf trendige Extras, die bei uns heute selbst in einem Kleinwagen unverzichtbar erscheinen.

Sicherheitspaket stets Serie

Mitsubishi Space Star, Cockpit
Ingolf Pompe
Einfache Materialien, simple Bedienung: Das Hartplastik-Cockpit ist haltbar, durchaus ansehnlich gestaltet und gibt keine Rätsel auf.

Der Gebrauchte der Lindemanns repräsentiert als Plus-Modell die goldene Mitte. Mit Klimaanlage, CD-Radio, Bordcomputer und elektrischen Fensterhebern vorn fehlt dem grauen Star nichts Wesentliches, zumal alle Varianten das umfangreiche Sicherheitspaket, unter anderem mit ESP und sechs Airbags, an Bord haben.

Dort fühlt man sich selbst als Großgewachsener auf den nur schwach konturierten Vordersitzen passabel untergebracht. Ordentlich auch das Platzangebot im leicht zu enternden Fond, in dem sich zumindest kürzere Fahrten zu viert ohne Verrenkungen absolvieren lassen.

Im Interieur blickt man auf viel Hartplastik, insbesondere beim übersichtlich gestalteten Cockpit. Das kann man als lieblose Sparmaßnahme sehen, muss man aber nicht. Schon gar nicht bei einem Weltauto, das auch klimatischen Extremen mit großer Hitze trotzen muss. Da haben harte Kunststoff-Oberflächen nämlich den großen Vorteil, ihren ursprünglichen Zustand selbst nach vielen Jahren noch beizubehalten – was bei modernen Softlack-Interieurs nicht immer der Fall ist.

Der mag es lieber gemütlich

Bei der Probefahrt offenbart der Space Star aber, wo die Konstrukteure wirklich gespart haben – beispielsweise an der Geräuschdämmung. Der kleine Dreizylinder trommelt vernehmlich die Drehzahlleiter empor, begleitet vom Poltern des Fahrwerks, das auf buckeligen Strecken mehr austeilt als einsteckt. Sportliche Ambitionen kommen im Mitsubishi dennoch nie auf, dafür mangelt es der leichtgängigen, aber sehr indirekten Lenkung an Präzision und Rückmeldung, den Federelementen an Dämpfung und dem Einlitermotor an Elan.

So viel zu den objektiven Fakten, die man als Autotester nicht unterschlagen sollte. Ob sie Einfluss auf eine Kaufentscheidung haben, muss freilich jeder Kaufaspirant selbst entscheiden. Bei der typischen Klientel des Space Star, die sich überwiegend aus jüngeren Einsteigern und vor allem der Altersgruppe ab 50 Jahren rekrutiert, dürften dessen fahrdynamische Defizite allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen. Wer sich für diesen City-Flitzer interessiert, sucht schließlich nicht den sportlichen Wettbewerb, sondern einen sicheren, genügsamen und vor allem verlässlichen Alltagsbegleiter.

Und in dieser Hinsicht erfüllt Mitsubishis Kleinster alle Erwartungen. Beide Dreizylinder geizen beim Spritkonsum. Wer es darauf anlegt, schafft mit dem 1.0 sogar Verbrauchswerte von unter fünf Litern auf 100 Kilometer. Keine allzu großen Löcher reißen außerdem die alle 20 000 Kilometer fälligen Inspektionen in die Haushaltskasse. Laut Bernd Lindemann, Kfz-Meister und Werkstattleiter, reicht die Preisspanne von knapp unter 200 Euro bis knapp über 300 Euro, abhängig von Laufleistung und Wartungsumfang. "Die Technik des Space Star ist nicht nur robust, sondern auch sehr schrauberfreundlich. Alle Komponenten sind gut erreichbar", nennt er die Gründe für die überschaubaren Wartungskosten. Dann steuert er den Wagen auf die Hebebühne, damit wir uns selbst ein Bild davon machen können.

Zuverlässige Technik

Mitsubishi Space Star, Hilfsrahmen
Ingolf Pompe
Nur die Achskomponenten und der vordere Hilfsrahmen weisen Rost auf, der allerdings noch keine Auswirkungen auf die Haltbarkeit hat.

Beim genaueren Blick präsentiert sich der Unterboden nach sieben Jahren in einem guten Zustand. Nur die Achskomponenten und der vordere Hilfsrahmen weisen Rost auf, der allerdings noch keine Auswirkungen auf die Haltbarkeit hat. Überraschenderweise sind sämtliche Schnittkanten und die einsehbaren Hohlräume der untenrum nur grundierten Karosserie frei von Korrosion, obwohl nirgendwo Spuren von Schutzwachs zu sehen oder zu ertasten sind.

Keine Frage, hier offenbart sich am deutlichsten, wo die Hersteller bei der Produktion solch preisgünstiger Autos sparen – auch auf Kosten der Haltbarkeit. Trotz der zwölfjährigen Garantie gegen Durchrostung sollte daher eine akribische Prüfung des Unterbodens zum Pflichtprogramm bei der Besichtigung eines gebrauchten Space Star gehören!

Außerdem fallen noch die bereits deutlich verschlissenen Bremsscheiben vorn und die Abgasanlage auf, die mit Katalysator, Mittel- und Endschalldämpfer aus einem Teil besteht. "Das mussten wir bei einem Space Star aber noch nie ersetzen", beruhigt Bernd Lindemann. Falls doch fällig, kostet ein Neuteil aktuell "komplett 404 Euro plus Steuer".

Mitsubishi Space Star, Bremse
Ingolf Pompe
Die Bremsscheiben verschleißen trotz des geringen Gewichts rasch.

Generell überzeugt der Kleinwagen mit hoher Zuverlässigkeit sowohl die Kundschaft der Lindemanns als auch die Mitsubishi-Fans in den Internet-Foren. Dort diskutiert man in erster Linie über Bremsenverschleiß, die schwächliche Lüftung, eine spät einrückende und nicht immer standfest wirkende Kupplung oder Probleme mit zugesetzten Wärmetauschern. Letztere kennt auch Bernd Lindemann: "Das betraf die frühen Modelle bis 2015. Ursache waren Produktionsrückstände, die den Wärmetauscher verstopften. Der wurde dann auf Garantie getauscht, auch bei einigen Fahrzeugen unserer Kunden." Einen Rückruf gab es noch 2019, bei dem das Steuergerät der Start-Stopp-Automatik eine neue Software erhielt, das war es schon.

Ansonsten herrscht weitestgehend Ruhe an der Technik-Front. Gelängte Steuerketten, Getriebeschäden, Ölverlust? Sind beim Space Star kein Thema. Die beruhigende Wirkung einer fünfjährigen Garantie dagegen schon.

Das Erfolgsrezept des unscheinbaren Space Star ist also ein ganz einfaches: Er wird gekauft, weil er mit technischen Problemen ebenso wenig auffällt wie mit seinem Äußeren.

Mitsubishi Space Star
Ingolf Pompe
Zum Abschluss noch ein Foto nebem seinem gefacelifteten Bruder. Technisch nahezu identisch, aber optisch wurde stark Hand angelegt.
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