Fahrbericht neuer Citroen DS 4 Crossback
Rendezvous mit einer Göttin

DS bedeutet ausgeschrieben auch Die Göttin, französisch Déesse. Wie himmlisch wir im neuen DS 4 mit 180 PS starkem Diesel und Automatik tatsächlich unterwegs sind, erläutert der Fahrbericht.

Citroen DS 4, Fahrbericht, 10/2015
Foto: Citroen

Die Götterdämmerung beginnt bei Citroën bereits im Jahr 1955. Damals lanciert der französische Hersteller als Nachfolger der TAV-Limousinen die DS 19 – ein atemberaubender aerodynamischer Entwurf mit innovativer Technik wie etwa der hydropneumatischen Federung und ganz ungewöhnlichen Bedienelementen. Die Bodenfreiheit lässt sich hydraulisch variieren, wobei allerdings die plüschige Weichheit des abgesenkt scheinbar schwebenden Fahrwerks auf der Strecke bleibt.

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Citroën möchte DS als neue, avantgardistische Marke etablieren

Der göttliche Mythos hingegen trotzt seitdem allen Verfallsdaten. Dies bewegt Citroën dazu, am 1. Juni 2014 das Kürzel DS als neue, eigenständige Marke zu etablieren, und mit dem jetzt vorgestellten, tiefgreifenden Facelift des DS 4 wollen die Franzosen im Premium-Segment der kompakten Limousinen für Furore sorgen.

Die Motorisierung der sechs zum Verkaufsstart offerierten, überwiegend neuen Turbo-Aggregate reicht dabei von 120 PS im kleinsten Diesel bis 210 PS im stärksten Benziner, was für beide Karosserie-Varianten gilt: Der Audi-A3- und BMW-1er-Konkurrent kommt ab November zum Einen als Viertürer mit leichter Coupé-Anmutung auf die Straße, zum Anderen aber in einer milden SUV-Version, die sich hauptsächlich durch den Schriftzug Crossback auf der Heckklappe auszeichnet und eine Höherlegung um 40 Millimeter.

Der 180-PS-Diesel im Citroën DS 4 Crossback erweist sich als wohlerzogener Athlet. Sein Drehmoment-Maximum, immerhin 400 Newton-Meter, erreicht er bereits bei 1.750/min. und hält es dann praktisch über den gesamten Drehzahlbereich konstant. Damit nimmt er dem Vierzylinder die Turbo-Unart des plötzlich einsetzenden Schubs nahezu vollständig, und im Zusammenspiel mit der wunderbar präzise schaltenden Sechsgang-Automatik verfügt der neue DS 4 über einen absolut zeitgemäßen Antrieb ohne Schwächen, die ausführlich bekrittelt werden müssten.

Ein wenig Gewöhnung verlangt dagegen die elektrisch unterstütze Lenkung. Aus der Mittelposition heraus setzt sie die Befehle des Fahrers zwar sanft und verzögerungsfrei um, doch beim Rückstellen sollte tunlichst die Hände am Lenkrad bleiben: Gibt der Fahrer es frei, dreht der Elektromotor die Spurstangen ziemlich unvermittelt wieder in die Geradeaus-Position, und wer darauf nicht gefasst ist, lenkt intuitiv noch einmal in Kurvenrichtung nach. So entsteht eine Hin- und Herbewegung der Karosserie, die sich auch auf die Passagiere übertragen kann. Gefährlich oder besonders störend ist das zwar nicht, aber es erinnert ein wenig an die Ur-DS, deren Lenkung sich sogar im Stand vom Volleinschlag in die Null-Position zurück bewegte.

Hände ans Lenkrad, bitte!

Die Bremsbetätigung ist hingegen über die Jahrzehnte vom praktisch weglosen Tritt-Knopf zum normalen Pedal gereift, was jetzt ein gutes Feedback vermittelt und durch herzhaft zupackende Zangen ein so fein dosierbares wie nachhaltiges Verzögern ermöglicht. Vom Stress des Warmfahrens im Test (zehn Vollbremsungen von 130 auf 0,0 km/h) noch suspendiert, konnte die Bremse auf der ersten Probefahrt durchaus überzeugen.

Und die Sitzposition? Bequem und weich gepolstert, vermittelt das Frontgestühl fühlbaren Sitzkomfort, der sich allein durch eine etwas breitere Auflage und etwas stärker konturierte Flankenteile in Sachen Langstrecken-Bequemlichkeit und Seitenhalt noch steigern ließe. Viel Auswahl bietet hier das angebotene Material: Wer die serienmäßigen Stoffbezüge der Sitze scheut, kann zwischen zweifarbigem Nappaleder (Aufpreis 3.290 Euro) und dem edlen Semi-Anilin (3.940 Euro) wählen.

Fahren lässt es sich mit der neuen Citroën DS 4 jedenfalls wie Gott in Frankreich. Das Fahrwerk wirkt straff, aber nicht unkomfortabel, lässt den Crossback trotz seines höheren Schwerpunktes kaum wanken und zeigt sich dann doch eher an den neuen Werten der Muttermarke Citroën orientiert: Wer neun Mal hintereinander mit Sebastien Loeb den Weltmeister-Titel im Rallyesport gewinnt, zuletzt mit dem DS 3, baut heute Fahrwerke, die mit der Sänften-Aufhängung der alten DS nichts mehr zu tun haben. So gesehen, lässt es sich auch mit dem Crossback um die Ecken fegen, dass selbst der junge Herr Loeb sein Vergnügen daran hätte.

Citroën DS 4 mit 180-PS-Diesel und Automatik ziemlich laut

Der gute Komfort-Eindruck erwächst auch aus dem Flüstern der Nebentöne wie Roll-, Wind- und Motorgeräusche: Bis etwa 130 km/h bleibt der DS 4 ein Kammerorchester auf Zimmerlautstärke. Jenseits dieser magischen Grenze pfeift der Fahrtwind dann doch irgendwann zornig um den Aufbau herum, und wer den 180-PS-Diesel gegen den 210-PS-Benziner tauscht, wird mit dem zusätzlichen Tempo auch zusätzliches Tosen registrieren. Eine lästige akustische Belagerung erwächst daraus allerdings nicht, mehr ein harmonisches Unterstreichen der gebotenen Lebhaftigkeit.

Die Ergonomie betreffend, macht der Citroën DS 4 überwiegend einen guten Eindruck: Als Vorreiter des PSA-Konzerns bietet er über die CarPlay-Technologie Zugriff auf alle iPhone-Funktionen, und mit dem New-Mirror-Touchscreen (Sieben-Zoll-Bildschirm) gibt es auch für Android-Benutzer die Möglichkeit, alle Smartphone-Anwendungen per Berührung zu steuern. Der sichere Zugriff auf alle App-Funktionen, so DS, sei damit jederzeit möglich.

Im Fond des Citroën DS 4 sitzt es sich ziemlich eng

Eine Göttin also ohne Fehl und Tadel? Fast. Überschreitet das Längenmaß der Personen auf den Frontsitzen 1,85 Meter, wird es unter dem Dach und im Fond etwas beengt. Der hintere Sitzraum gleicht damit im Kern dem Gepäckabteil mit seinen 370 Litern Fassungsvermögen: zwar vorhanden, aber nicht üppig. Daran orientiert sich anscheinend auch die mögliche Zuladung: Der DS 4 mit dem 180-PS-Diesel wiegt leer je nach Ausstattung bis zu 1585 Kilogramm, darf aber nicht mehr als 390 Kilogramm zuladen.

Die Panoramascheibe erfreut durch ihren hoch in die Blechstirn des Dachs hineinwachsenden Glasanteil mit den lang ausziehbaren Sonnenblenden, doch ist die Übersichtlichkeit nach vorn nicht gerade die Stärke des DS 4: Um etwa beim Parken zuverlässig jenen Punkt auszumachen, an dem der kompakte Viertürer beginnt, empfiehlt es sich, den vorderen Parksensoren Gehör zu schenken.

Als traditioneller Wert bindet die Geschichte der beiden magischen Buchstaben DS an die Technik auch immer das Design: Crossback und Limousine gibt es in neun Außenlackierungen und 30 unterschiedlichen Dachfarben-Kombinationen. Die Lacktöne hören dabei auf so exotische Namen wie Perla-Nera-Schwarz, Whisper, Virtuel-Bleu und Turmalin-Orange.

Funkeln mit Xenon und LED

Zu unterscheiden sind die beiden sonst identischen Karosserie-Versionen übrigens am leichtesten von vorn: Der breite Steg unter dem DS-Kühlergrill ist beim Crossback schwarz gehalten und nicht in Wagenfarbe, während die Limousine darunter außerdem noch eine schmale Chromleiste bereit hält. Tagfahrlicht und Scheinwerfer bestehen aus einer LED- und Xenon-Kombination, es gibt lauflichternde Blinker und, wie in der alten DS, auch Kurvenlicht.

Das Kennenlernen der neuen Göttin endet nach einer ersten Testfahrt im Tal der Loire in der alten Abtei von Fontevraud, vor den Gräbern der Eleonore von Aquitanien, ihres Mannes Heinrich II. und ihres Sohnes Richard Löwenherz. Der hätte wahrscheinlich die Crossback-Version des DS 4 bevorzugt, denn die wird vom Werk als „vielseitig, ausdrucksstark und abenteuerlustig“ positioniert. Es sind genau die Eigenschaften, die vom ritterlichen Held Löwenherz seit Jahrhunderten überliefert werden.

Technische Daten
DS 4 BlueHDi 180 DS 4 Crossback BlueHDi 180 Crossback
Grundpreis30.390 €31.890 €
Außenmaße4284 x 1810 x 1497 mm4284 x 1810 x 1535 mm
Kofferraumvolumen385 bis 1021 l385 bis 1021 l
Hubraum / Motor1997 cm³ / 4-Zylinder1997 cm³ / 4-Zylinder
Leistung132 kW / 180 PS bei 3750 U/min132 kW / 180 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit205 km/h205 km/h
Verbrauch4,3 l/100 km4,3 l/100 km