Performmaster-Mercedes AMG GT im Fahrbericht
Getunter Sportwagen stärker als der AMG GT R

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Tuner Performmaster knöpft sich den Mercedes-AMG GT vor und entlockt dem Sportwagen über Chiptuning mehr als 600 PS. Das sind mehr als ein Serien-AMG GT R leistet. Die Karosserie verfeinert der schwäbische Tuner mit Frontflaps und einem feststehenden Heckflügel. Wie fährt sich der getunte Sportwagen?

Performmaster Mercedes AMG GT - Tuning - Sportwagen
Foto: Rossen Gargolov

So ein Panorama-Glasdach hellt den Innenraum zwar auf, ist für ambitionierte Sportwagenfahrer aber ein zweischneidiges Schwert. Weil dieses Ausstattungsdetail das Gewicht in die Höhe treibt. Im Fall des Mercedes-AMG GT von Tuner Performmaster könnten es also weniger sein als die 1.666 Kilogramm, die der graue Sportwagen mit vollem Tank wiegt, und die er antreiben muss.

In diesem Moment ist das aber egal. Die Ampel lässt sich wunderbar über das Panoramadach anpeilen. Der GT geht dem über zwei Tonnen schweren BMW X5 links neben sich aus der tiefen Sitzposition heraus gefühlt nur bis zur Gürtellinie. Rot, orange, grün: Der Performmaster wütet los. Was für ein Antritt. Was für ein Akustik-Tornado als Verstärker des Fahrerlebnisses. Dabei hat Performmaster am Sound gar nichts gedreht. Alles entspricht der Serie. Beim Schalten rotzt der V8-Biturbo durch die Endrohre, bei Gaswegnahme gewittert es heftig. Gaswegnahme ist ein gutes Stichwort. Besser lupfen, sonst wird es brenzlig. In so einem Sportwagen ist die 70er Zone eine echte Herausforderung.

Unsere Highlights
Performmaster Mercedes AMG GT - Tuning - Sportwagen
Rossen Gargolov
Kleine Carbon-Box, große Wirkung: Performmaster steigert die Leistung des GT von 476 auf 612 PS.

0-100 km/h in 3,6 Sekunden

612 statt der serienüblichen 476 PS: Die Mehrleistung von 22 Prozent ist einer kleinen Tuning-Box geschuldet, die das Leistungsplus unter anderem über mehr Ladedruck, längere Einspritzintervalle sowie andere Zündwinkel erwirkt. Das maximale Drehmoment steigt von 630 auf 780 Newtonmeter (bei 5.120/min). „Sport Plus“ aktivieren, beide Schaltwippen ziehen, mit dem rechten Paddle den Launch-Control-Start bestätigen, Gas durchdrücken: Die Drehzahl pendelt sich zwischen 3.500/min und 4.000/min ein. Dann mit links die Bremse lösen, Feuer. Die Tachonadel arbeitet sich der 100-km/h-Marke entgegen. Nach 3,6 Sekunden ist der Imagespurt erledigt. Vier Zehntel schneller als mit dem Serien-GT. Und im weiteren Beschleunigungsverlauf braucht es nicht zwingend ein Messgerät. Man spürt die Leistungsunterschiede hinter dem Lenkrad.

Die Kurbelwelle dreht mit mehr als 7.000 Umdrehungen, dann legt das Doppelkupplungsgetriebe die nächste der sieben Schaltstufen ein. Im Automatikmodus funktioniert das alles prima. Im manuellen Modus muss man beim Zurückschalten manchmal nachhelfen. Turboloch? Leistungsdelle? Wohl eher Power in allen Lebenslagen. Der Performmaster-GT hängt im Fahrbericht bissig am Gas. Noch bissiger als der Seriensportwagen.

Das kostet das Performmaster-Paket

Performmaster spendiert dem GT Anbauteile für die Karosserie, die in dieser Form auch auf den GT S passen. Unser Testwagen trägt die Flaps unterhalb der seitlichen Kühleinlässe (1.640 Euro) und den Heckflügel (2.830 Euro), der auf den Original-Befestigungspunkten aufbaut und sich formschön bis über die Rücklichter zieht. Inzwischen hat Performmaster auch Seitenschweller-Flaps und einen neuen Diffusor nachgelegt. Die orangen Bremssättel sind übrigens nur lackiert. Da setzt der Tuner auf die Keramikbremsanlage von AMG (Scheibendurchmesser vorn/hinten: 402/360 Millimeter). Der dezente Aufkleber am Seitenschweller unterstreicht die Philosophie: Dem schwäbischen Tuner geht es nicht ums Auffallen. Performmaster glänzt lieber mit Leistung. Und wir müssen ein dickes Lob aussprechen: In gut zwei Wochen in der Redaktion hat der getunte GT nicht ein einziges Mal gezickt. Keine Fehlermeldungen auf dem Display, keine Leistungsausfälle: weder im Alltag noch auf der Rennstrecke. Auch nicht bei Hitze.

Die Preise sind inklusive Mehrwertsteuer, Lackierung, Montage und Teilegutachten. Der Vorteil des Performmaster-Pakets: Der GT lässt sich mit wenigen Handgriffen wieder in den Serienzustand zurückbauen – optisch wie leistungstechnisch. Und der Tuner aus dem Osten Stuttgarts verspricht für den Antriebsstrang (Motor, Getriebe, Turbo, Differenzial und weitere Teile) eine Garantie von 24 Monaten bis maximal zum dritten Jahr der Erstzulassung oder bis 100.000 Kilometer. Auf der Fahrwerksseite gönnt Performmaster dem GT die KW-Variante 4 gegen 6.170 Euro. Summa summarum liegt der getunte Sportwagen in etwa auf dem Preisniveau des 522 PS starken GT S.

Abstimmung: leichtes Untersteuern

Der Performmaster-GT bewahrt sich einen Schuss Restkomfort. Schläge städtischer Gullideckel dringen zwar durch, werden aber im Verhältnis ausreichend weggedämpft. Man sitzt ja schließlich in einem Sportwagen. Hier ein komfortables Fahrwerk zu verlangen, würde in etwa der Anweisung an einen Wasserfloh nach Tiefgang entsprechen.

Auf der Landstraße, aber vor allem auf der Rennstrecke untersteuert der Performmaster-GT minimal stärker als das Serienauto. Die Abstimmung ist sinnvoll gewählt. 612 PS und 780 Nm in einem bissigen Hecktriebler könnten schnell in Abflüge münden. Der GT beherrscht aber auch den sauberen Ausfallschritt. Früher Gaseinsatz am Ausgang des Kreisverkehrs und das Heck keilt leicht aus, bevor das ESP eingreift. Die Lenkung agiert präzise, sodass man sich sauber auf der Ideallinie einhaken kann und auf den gripstarken Semi-Slicks Typ Michelin Pilot Sport Cup 2 durch die Kurve surft.

Gibt es was auszusetzen? Wenig bis gar nichts. Einen Ratschlag hätten wir: Bitte aufpassen und nicht den Kofferraumdeckel einfach zuschlagen: Sonst klatschen die schwertförmigen Endplatten des Heckflügels, der während der Fahrt bei 120 km/h automatisch ausfährt, auf die hinteren Kotflügelausläufer. Ein kleiner Makel eines ansonsten feinen Optikpakets.

Dass der Performmaster-GT Autobahnen niederrennt, müssen wir nicht weiter ausführen. Die Spitzengeschwindigkeit von 330 km/h ist ein Wort. Jedoch sind solche Geschwindigkeiten nur nachts zu erreichen: wenn überhaupt. Besser – und sicherer: lieber dafür auf eine Rennstrecke mit einer endlos langen Geraden gehen.

In der sport auto 9/2018 lesen Sie den Tuning-Test des AMG GT von Performmaster. Hier können Sie unser Heft bestellen.

Fazit

Optisch wie technisch: Performmaster hat ein gutes Tuning-Paket für den Mercedes-AMG GT zusammengestellt. Die Leistung wurde gesteigert, ohne ins Utopische zu verfallen. Die Tuning-Box ist schnell verbaut und auch schnell wieder draußen: Bei über 90 Prozent Leasing-Kunden ein wichtiges Merkmal. So sollte Tuning sein.

Technische Daten
Performmaster AMG GT
Außenmaße4544 x 1939 x 1288 mm
Kofferraumvolumen350 l
Hubraum / Motor3982 cm³ / 8-Zylinder
Leistung450 kW / 612 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit330 km/h
Verbrauch11,4 l/100 km