Porsche 911 Carrera S (991)
Erste Fahrt mit der 400 PS starken Sportikone

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Porsche hat den neuen 911 Carrera S auf der IAA in Frankfurt enthüllt und wir sind den 400 PS starken Elfer der 991-Generation bereits gefahren.

Porsche 911 Carrera S
Foto: Achim Hartmann

Neuheiten gibt es zuhauf – im Rahmen der IAA gern auch automobiler Art. Kaum eine dürfte in diesem Herbst vom Sportwagen-affinen Publikum indes so sehnsüchtig erwartet worden sein wie jene aus dem Schwabenland. Hat doch der in den vergangenen Jahren primär aufgrund seiner Eingemeindung in den allmächtigen VW-Konzern in die Schlagzeilen geratene Autobauer Porsche endlich das Geheimnis um den Elfer-Nachfolger gelüftet.

Dass die Enthüllung der Porsche 911 (991) nahezu exakt auf den zehnten Jahrestag des mit der identischen Ziffernfolge bezeichneten Dramas um die New Yorker Zwillingstürme fällt, ist sicher keine Absicht. Es war halt einfach an der Zeit. So gut der seit seinem Erscheinen im Jahr 2004 für einen fahrdynamischen Rekord nach dem anderen gute Kultsportler auch immer noch aufgelegt sein mag, so zeitlos die Formensprache des Elfers vom Typ 997 auch ist – nach sieben Jahren Bauzeit ist nun einmal Schluss mit lustig; wenngleich – wie unlängst der Porsche 911 GT3 RS 4.0 im Supertest bewies - aufgrund der soliden und im höchsten Maße ausgereiften Basis auch mit dem „alten“, 2008 facegelifteten Elfer immer und überall noch was zu holen war.

14 Sekunden schneller auf dem Ring

All das - so war seitens der Weissacher Entwickler zu vernehmen - sei Feinschliff im Detail gewesen, eine Politik der kleinen Schritte. Nun aber, mit dem Neuen Elfer, unternähme man einen Quantensprung. Dass jener sich in einer schlichten Zahl ausdrücken lässt, versteht sich bei den Performance-orientierten Stuttgartern fast von selbst. Im Fall des mit der internen Kennung 991 versehenen neuen Porsche 911 lautet diese 14 - so viele Sekunden schneller soll der mit S-Kennung von 385 auf 400 PS erstarkte Carrera um die Nürburgring Nordschleife pfeilen. Kenner wissen: Das ist eine Welt und in keinem Fall auf die moderate Leistungssteigerung allein zurückzuführen.

Porsche 911 macht einen Quantensprung

„Stimmt“, sagt Baureihenleiter August Achleitner und betont, dass der Schritt vom 997 zum 991 nicht nur in der Zahlenfolge größer sei als jener vom 996 zum 997. Der neue Porsche 911 basiert auf einer von Grund auf neu entwickelten Plattform, darf auf zehn Zentimeter mehr Radstand und eine nunmehr zu 46 Prozent aus Aluminium bestehende Karosserie vertrauen. Die Zelle des neuen Elfers bringt einen halben Zentner weniger auf die Waage als die des alten. Gesetzliche Auflagen und gewachsene Felgenformate bedingen an anderer Stelle zwar eine Gewichtszunahme, unterm Strich soll der optisch markanter gewordene Newcomer dennoch 35 Kilo weniger wiegen als das Vorgängermodell. Das kann sich sehen lassen.
 
Der Großteil des zweistelligen Zeitensprungs auf der Nordschleife dürfte jedoch der Arbeit an Chassis und Getriebe zuzuschreiben sein. Der längere Radstand, die breitere Spur vorn, üppigere Reifenformate mit größerer Aufstandsfläche sowie das neue hydraulische Wankstabilisierungssystem bedingen, wie eine erste Ausfahrt mit dem Porsche 911 (991) auf der hauseigenen Teststrecke in Weissach bewies, ein deutlich gelasseneres Fahrverhalten bei gestiegenem Fahrkomfort.
 
Die neue elektromechanische Lenkung des Porsche 911 erfordert spürbar geringere Haltekräfte, liefert dennoch ausreichend Rückmeldung. Das aufgrund der hecklastigen Gewichtsverteilung einst in schnellen Ecken zu verzeichnende Pumpen des Hinterteils ist zur Gänze passé und lässt das bei Porsche ohnehin vorbildlich zurückhaltend agierende Stabilitätsprogramm namens PSM noch später Handlungsbedarf erkennen. Auch das konsequent neu abgestimmte und in der Folge zackiger und verschliffener arbeitende Siebengang-PDK im Elfer offenbart seine Segnungen nicht nur im Grenzbereich.

Wer gemütlich im Automatikmodus cruist und das rechte Beinchen hebt, wird mit nahezu lautlosem Dahingleiten belohnt. Das von der Entwicklungscrew mit dem Fernweh weckenden Wort „Segeln“ beschriebene Phänomen des Porsche 911 beschreibt ein unmerkliches automatisches Auskuppeln.
 
Doch so gut sich „I am sailing, I am sailing“ – wahlweise von Rod Stewart oder dem neuen Elfer intoniert – auch anhören mag: Lieber ist uns doch die Gänsehaut erregende Stimmgewalt des klappengesteuerten Sportauspuffs des Porsche 911 (991) mit den doppelten Doppelendrohren. Jene ist Unterhaltung genug.


Den ersten Test des Porsche 911 Carrera S lesen Sie in sport auto-Ausgabe 12/2011, ab dem 18. November im Handel. Als Vorgeschmack gibt es ein exklusives Video vom Porsche 911 Carrera S .

Technische Daten
Porsche 911 Carrera S Carrera S
Grundpreis105.173 €
Außenmaße4491 x 1808 x 1295 mm
Kofferraumvolumen145 l
Hubraum / Motor3800 cm³ / 6-Zylinder
Leistung294 kW / 400 PS bei 7400 U/min
Höchstgeschwindigkeit304 km/h
Verbrauch9,5 l/100 km