Suzuki Swift Sport Rallye-Umbau
Der Nikolaus und ein ganz besonderer Schlitten

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Die Supermärkte räumen schon den Lebkuchen in die Regale, und auch der Nikolaus ist längst bei der Arbeit. Fürs diesjährige Fest arbeitet er an einem ganz besonderen Schlitten. Rallye-Profi Niki Schelle baut einen Suzuki Swift Sport zu einem noch sportlicherem Flitzer um.

Suzuki Swift, Frontansicht
Foto: Archiv

Alle glauben noch immer, dass der Weihnachtsmann sein Hauptquartier am Nordpol hat oder in Rovaniemi, dabei weiß im Landkreis Schongau jedes Kind, dass der Nikolaus aus Böbing kommt. Wenn der Sommer vorbei ist, steht Weihnachten praktisch vor der Tür, und so brennt in der neuen Werkhalle am Ende der Schöffauerstraße jetzt spät abends noch Licht.

Und auch wenn es vielleicht wenig kreativ und produktiv aussieht, wenn Nikolaus Schelle, genannt Niki, gerade die Dämmmatten aus dem Fußraum eines kleinen Suzuki Swift Sport rausreißt – es handelt sich um die Vorbereitung zu einem besonders schmucken Weihnachtsgeschenk.

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Aus Suzuki Swift Sport als Stunt-Auto

Schelle war viele Jahre lang Rallye-Profi, und wenn es etwas gibt, dass der Schotter-Spezialist nicht leiden kann, dann schlechtes Spielzeug in gekünstelter Verpackung. Tiefstgelegte Krawallbüchsen, die den Insassen die Plomben aus den Zähnen schütteln. So ist zum Beispiel Tuning, das zwar schnell aussieht, aber in der Realität keine besseren Zeiten liefert, dem Oberbayern ein Graus. Schelle ist viele Jahre lang für Suzuki gefahren und mit dem japanischen Unternehmen immer noch verbandelt. Der Kleinwagenhersteller hat sich mit schnellen Swift einen Namen gemacht, aber mit der jüngsten Ausführung ist der schnellste aller Suzuki-Lenker nicht so ganz zufrieden. Wie wäre es, wenn man dem ambitionierten Jungvolk mal ein Auto hinstellen würde, mit dem sich die Stunts, die es sonst nur aus Kinofilmen oder Rallye-Videos kennt, auch wirklich machen lassen?

Und so muss jetzt als Erstes unnützer Lärmschutzballast raus aus dem Suzuki Swift Sport. Es soll ja auch Spaß machen, und dazu gehört nun einmal auch ordentlicher Krach. Den liefert der speziell entwickelte Sportauspuff nämlich nur bedingt, die dicken Rohre aus dem Hause HJS reduzieren erheblich den Staudruck und verbessern damit das Ansprechverhalten des 136 PS starken Zweiliter-Saugers. "Ab 4.000 Umdrehungen dreht er viel freier hoch", weiß Fachmann Schelle.

Der Fahrer des Suzuki Swift Sport kommt in den Käfig

Das Ausbeinen der Karosse des Suzuki Swift Sport dient hauptsächlich der Gewichtsersparnis. 50 kg liegen am Ende inklusive Rückbank auf dem Haufen der Entbehrlichkeiten. Die Sachen müssen auch deshalb raus, weil sonst der Schweißer nicht richtig arbeiten kann, denn anschließend kommen 40 Kilo Stahlrohr in den Swift. Ein professioneller Überrollkäfig soll für Sicherheit sorgen und das Chassis für ein präziseres Fahrverhalten steifer machen.

Ein Gewindefahrwerk von KW hat Schelle schon eingebaut. Um moderate zwei Zentimeter hat er den Swift tiefergelegt. "Er soll schon sehr dynamisch sein, aber auch noch einen gewissen Restkomfort bieten", sagt Schelle. Es hilft nichts, wenn das Auto ständig springt. Räder, die in der Luft sind, können keinen Vortrieb leisten. In diesem Zusammenhang hat Schelle auch eine Differenzialsperre vorgesehen, die mit 40 Prozent Sperrwirkung gerade in engen Kurven und bei Nässe für ordentlich Zug sorgt. "Da merkst du gar nicht mehr, dass du in einem Fronttriebler sitzt", schwärmt der Experte.

Auf zur Rallye mit dem Suzuki Swift Sport

Bösen Überraschungen bei zu engen Kurven baut eine größere Bremsanlage vor, die problemlos hinter die 17-Zoll-Räder passt. Schelle hat allerdings Compomotive-Felgen mit größerer Einpresstiefe vorgesehen, die für eine drei Zentimeter breitere Spur sorgen. Anders als bei manchen Tuning-Autos soll im Radhaus bei engeren Lenkwinkeln nichts schleifen und auch die Kinematik des Fahrwerks nicht ungünstig verändert werden. So bleibt es bei der Reifenbreite bei 195 Millimetern. Bei der ersten Probefahrt des Suzuki Swift Sport auf der flüssigen Landstraße nach Sprengelsbach lässt sich schon viel Vorfreude entwickeln; dabei ist die größte Gaudi noch gar nicht eingebaut. Neben der vorgeschriebenen Feststellbremse wird im leergefegten Innenraum künftig ein martialischer Hebel in die Höhe ragen, der die hydraulische Handbremse betätigt. Mit einem leichten Zupfer lässt sich dann das Heck wie bei einem richtigen Rallyeauto um die Ecken werfen.

Natürlich lässt sich der fertige Suzuki Swift Sport auch für echte Rallye-Einsätze zulassen. Sportsitze und Hosenträgergurte kommen eh rein, es fehlen dann nur noch Feuerlöschanlage und Unterbodenschutz. Der Innenraum wird weiß leuchten, die Hülle mit Klebefolie in mattem Gelb gestaltet. Der Ex-Rallye-Profi hat es nicht so sehr mit Äußerlichkeiten, weiß aber, dass bei Geschenken auch die Verpackung wichtig ist.

Und so hat er von der Motorsport-Abteilung einen Dachflügel kommen lassen, wie ihn sonst nur die 200 PS starken Swift aus der Junioren-WM trugen. Das Kohlefaserbrett am Dachende ist nicht ganz billig, "macht aber schon was her", findet Schelle. Und wer jetzt findet, dass nicht nur der Nikolaus so einen Schlitten fahren sollte, der schreibe ganz schnell einen Wunschzettel an Suzuki. Dort denkt man bereits über eine Kleinserie nach.