Renault Captur TCe 120 im Fahrbericht
Kleiner SUV mit großen Ambitionen

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Die Kleinwagen-Klasse wächst im doppelten Sinne: Der Renault Captur ist ein Vertreter der neuen Kategorie der Kleinwagen-SUV, bietet aber fast den Platz eines Kompakten. Damit will er auch für kleine Familien attraktiv sein.

Renault Captur TCe 120, Frontansicht
Foto: Hersteller

Im Bereich der SUV (Sport Utility Vehicles), zu deutsch etwa sportliche Multifunktions-Autos, scheint noch echtes Wachstum möglich zu sein. Wie sonst ließe es sich erklären, dass die Hersteller fieberhaft an neuen Varianten dieser Spezies arbeiten? Derzeit liegt SUV-Mode zum gehobenen Kleinwagen-Preis im Trend – und erneut reagieren die französischen Hersteller schnell auf die sich abzeichnende neue Strömung: Renault bringt den Captur.

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Es scheint noch gar nicht so lange her, da erfüllte der Renault Modus den Wunsch nach einem Van im Kleinwagenformat. Jetzt dreht der Konzern mit dem neuen Renault Captur auf SUV-Kurs ein. Damit zeigt die Marke, dass sie möglichst stringent auf den Zeitgeist der Käufer reagiert.

Geschmack ändert sich nun einmal, und variable Plattformen lassen glücklicherweise selbst fundamentale Richtungswechsel zu. So gibt es auf der Basis des Clio neben dem Kombi Grandtour und dem Elektroauto Zoe nun noch den Renault Captur im Offroader-Look.

Renault Captur betört mit seinem Äußeren

Trotz seines expressiven Äußeren muss der Renault Captur Nutzwerte wie etwa einen großen Kofferraum bieten. Bewusst soll der Renault Captur ein Erstwagen für junge Familien oder Singles sein, ist also nicht als reiner Stadtwagen konzipiert – obwohl sein bulliger und dem urbanen Schick verpflichteter Auftritt fast diese Absicht vermuten lässt.
Außer mehr Bodenfreiheit bietet der Renault Captur allerdings keine weiteren Vorteile jenseits befestigter Straßen; Allradantrieb gibt es nicht einmal gegen Aufpreis. Doch wie keine zweite Fahrzeuggattung werden SUV vor allem wegen ihres schönen Scheins gekauft, und der stämmige Renault Captur zieht die Blicke auf sich wie derzeit kaum ein anderer Kleinwagen. Auf dem Weg zum Verkaufserfolg ist die Neugier der Straße dafür eine der besten Voraussetzungen.

Dass er auch innere Werte besitzt, zeigt der Renault Captur mit seiner Rückbank, die sich in Längsrichtung verschieben lässt. Das schafft wahlweise mehr Beinfreiheit oder vergrößert das Kofferraum-Volumen. Im Gepäckabteil steigert ein flexibler Zwischenboden die Transport-Möglichkeiten durch zusätzlichen Laderaum. So lässt sich Kleinkram verstauen, ohne dass er durch den Kofferraum purzelt.

Nicht ganz so üppig sieht es dafür mit dem Quadermaß im Renault Captur aus. Für Sperriges ist der Kofferraum nicht optimal geschnitten, und es fehlt eine Metall-Leiste, welche die hohe Ladekante schützen könnte. Zudem klappen die Rücksitzlehnen nicht eben um, sondern es entsteht ein leichter Anstieg.

Schwaches Fahrwerk und schwacher Motor im Renault Captur

Nicht besonders hochwertig präsentiert sich die Anmutung im Renault Captur. Zwar sieht man, dass sich die Designer austoben durften und ein jugendlich wirkendes Armaturenbrett geschaffen haben. Bei der sicht-, fühl- und hörbaren Qualität muss die Marke allerdings noch deutlich zulegen. Man ruht im Renault Captur in zunächst bequem wirkenden, auf langer Strecke aber zu weichen Sitzen, die kaum Stützfunktion übernehmen. Außerdem nerven laute Windgeräusche bei schneller Autobahnfahrt.

Federn und Dämpfer harmonieren im Renault Captur nicht miteinander, leiten einerseits kurze Bodenwellen an die Passagiere weiter und lassen auf langen Wellen andererseits unangenehmes Nachschwingen zu – hinten Sitzende klagen sogar über Magenverstimmungen. Zudem fördert diese Auslegung nicht gerade präzises Fahren, zumal die Lenkung kaum Rückmeldung bietet und ihre Unterstützung synthetisch wirkt. Weil die Federung viel Bewegung in der Renault Captur-Karosserie zulässt, muss das ESP bei zu schnell angegangenen Kurven rigide eingreifen, um den Renault Captur auf Kurs zu halten – obwohl der Fahrer dachte, er sei gar nicht auf der letzten Rille unterwegs. Dies betäubt das Fahrvergnügen ungemein. Dem Renault Captur fehlt einfach jene Leichtfüßigkeit, die sein flottes Äußeres erwarten lässt.

Obendrein wirkt sein aufgeladener Vierzylinder etwas schlapp, und das beim Renault Captur TCe 120 serienmäßige Doppelkupplungsgetriebe fällt mit Geräuschen samt Verzögerungen beim Zurückschalten negativ auf. Immerhin lässt sich der Viertürer sparsam bewegen: Zurückhaltend gefahren können ihm 5,5 Liter auf 100 Kilometer genügen. Im Fahrberichts-Mittel sind es 8,3 Liter. Wirklich brillieren kann der Renault  Captur erst bei den Bremstests. Weniger als 35 Meter Anhalteweg aus Tempo 100 sind ein hervorragender Wert. Hier fällt nur das teigige Pedalgefühl negativ auf.

Renault Captur punktet bei der Ausstattung

Nicht genug würdigen kann man auch die hervorragende Ausstattung des Viertürers. Zum Fahrbericht tritt der Renault Captur in der Luxe-Version an und verfügt damit bereits serienmäßig über Klimaautomatik, Tempomat und Navigationsgerät sowie 17 Zoll große Alufelgen. In der Kleinwagen-Klasse ist das deutlich mehr als üblich, auch wenn sich damit der Preis entsprechend eher an Kompaktwagen orientiert. Davon unbenommen bleibt das Preis-Leistungs-Verhältnis des Renault Captur auch verglichen mit Konkurrenten wie dem Mini Countryman gut.

Trotzdem ist es fraglich, ob das den Fahrwerks-Malus ausgleichen kann. Jeder, dem schon einmal in einem Auto schlecht geworden ist, wird genau dieses Modell künftig meiden – egal wie trendig und gut ausgestattet es sein mag. So ist der Renault Captur zwar einer der auffallendsten Vertreter der relativ neuen Unterart namens Kleinwagen-SUV – aber es bleibt fraglich, ob der Renault Captur zum erfolgreichsten wird.

Technische Daten
Renault Captur TCe 120 Luxe
Grundpreis21.490 €
Außenmaße4122 x 1778 x 1566 mm
Kofferraumvolumen377 bis 1235 l
Hubraum / Motor1197 cm³ / 4-Zylinder
Leistung88 kW / 120 PS bei 4900 U/min
Höchstgeschwindigkeit192 km/h
Verbrauch5,4 l/100 km