VW Caddy Beach (2015) Fahrbericht
Der Bonsai-Multivan

Mit der neuen Generation Caddy feiert auch VWs kleinster Camper seine Wiedergeburt, er heißt jetzt Beach statt Tramper. Wir waren auf Probefahrt mit dem 4Motion-Allrad-Abenteuer-Mobil.

VW Caddy 2.0 TDI BMT 4Motion Beach
Foto: Stephan Lindloff

Aus Tramper wird Beach: zur Markteinführung von Caddy-Generation 4 wird Wolfsburgs kompaktestes Wohnmobil umgetauft. Der Grund dafür liegt in der Marketing-Abteilung (Namensgleichheit zum „großen“ Multivan Beach), nicht aber in der Ausstattung. Denn wer den Caddy Tramper kannte, weiß auch, wie der Caddy Beach funktioniert – die Camping-Zusatzausstattung ist praktisch identisch. Obwohl sich die aus verschiedenen, zum Teil auch einzeln erhältlichen Komponenten bestehende Sondermöblierung des neuen VW Caddy Beach grundsätzlich mit jeder Version der Pkw-Ausführung kombinieren lässt, gibt es für uns natürlich nur eine Wahl: 4Motion!

Unsere Highlights

VW Caddy Beach 4Motion

Denn nur mit dem überlegenen Antriebskonzept eignet sich der kleine Kasten dazu, im Urlaub auch einmal selbst den Trampelpfad zu bestimmen, statt der Herde zu folgen. Trägt ja nicht groß auf, so ein Caddy Beach, im Gegensatz zu einer dieser Alkoven-Burgen mit fließend Warmwasser und Satelliten-TV. Und außerdem ist der Name Programm – ein verschwiegenes Stellplätzchen irgendwo am Meer lässt sich für den 4,4 Meter langen Kompaktcamper allemal finden.

Im Alltag sieht man dem VW Caddy Beach seine Sonderrolle als fahrende Schlafgelegenheit nur an der „Beach“-Dekoleiste knapp über dem Schweller an – genau das Richtige für Menschen, die nur ungerne auffallen und sich auch nicht so sehr mit der üblichen Weißware auf parzellierten Campingplätzen identifizieren möchten. Tatsächlich ist der Caddy Beach im Alltag grundsätzlich genauso nutzbar wie das ganz normale Modell ohne kuschelige Schlafstatt.

Das merkt man natürlich beim Fahren, wo sich der kompakte Hochdach-Van durch eine handliche Flitzigkeit hervortut, die jeden Gedanken an das Thema „Wohnmobil“ weit von sich weist. Über das Thema hintere Starrachse ist bereits viel philosophiert worden, und gelegentlich wurde dem Caddy deshalb Unrecht getan. Denn vorne wird der Komfort gemacht – und da lässt sich der Caddy mit der neu abgestimmten Feder/Dämpfer-Combo wenig vorwerfen. Dass es an der Hinterhand mal kurz rumpelt, wenn eine  fiese Fuge über den Caddy 4Motion herfällt – Schwamm drüber.

VW Caddy Beach mit 122-PS-TDI

Reden wir lieber über den Allradantrieb: den kombiniert VW ausschließlich mit der 122-PS-Variante des Zweiliter-Allzweckdiesels. Dieser geht mit seinen 300 Newtonmeter Drehmoment ordentlich zur Sache und fühlt sich nach großer Fahrt an. Solange man nicht zuvor den überaus vergnüglichen 150-PS-Diesel ausprobiert hat, der allerdings derzeit nur mit Frontantrieb zu haben ist. Für sich betrachtet ist der 90-kW-TDI im Caddy 4Motion damit die goldene Mitte zwischen der doch eher freudlosen 75-PS-Handwerkermotorisierung und der starken 150-PS-Variante.

Dazu kommt, dass der 4Motion-Allradantrieb tatsächlich eine gewisse Fahrdynamik mitbringt. Nun sind Caddy-Käufer in aller Regel keine Touristenticket-Käufer für die Nordschleife, doch schließlich animiert so ein beschlafbares Reisemobil ja auch zum Sightseeing. Und so kann man es auf einer zünftigen Bergstrecke durchaus mal ein bisschen glühen lassen, worauf der Caddy 4Motion mit einem sanften, gut beherrschbaren übersteuern antwortet, bevor die Maßregel-Elektronik des ESP den Zeigefinger hebt.

In Gegenrichtung, im Gelände, darf man sich trotz Allrad von der Pkw-Plattform natürlich keine Wunder erwarten. Schlechtwegetauglichkeit und Strandfahrmöglichkeit, mehr ist nicht. Kurioserweise ist die minimale Bodenfreiheit beim Fronttriebler durch den fehlenden Kraftverzweig sogar um Nuancen höher, lediglich bei An- und Abfahrwinkel sowie bei der mittleren Bodenfreiheit schneidet der Caddy 4Motion dank einem Hauch von Höherlegung etwas besser ab.

Den Bogen zum Multivan aus der Überschrift dieses Beitrags schlägt der VW Caddy Beach 4Motion durch seine vergleichbare Variabilität. Im Alltag ist der Beach ein ganz normaler, fünfsitziger Caddy, das Faltbett verschwindet im Laderaum und bewahrt darüber wie darunter eine einkaufstaugliche Staufläche. Reiseutensilien, Waschzeug und alle anderen benötigten Klamotten lassen sich daheim bequem in die seitlichen Stofftaschen stauen und vor Fahrtantritt einfach in die Halterungen clipsen.

Im grundsätzlichen Aufbau unterscheidet sich der Beach im Standard-Caddy dabei nicht von der rund 50 Zentimeter längeren Maxi-Version – beim Maxi bleibt am Fußende des Betts lediglich ein zusätzlicher Stauraum. Um den trockenen Lebensraum bei Abwesenheit von Kaiserwetter zu vergrößern, lässt sich eine Zeltplane in die aufgeschwenkte Heckklappe clipsen, die damit als Dach eines kleinen Vorzelts mit Stehhöhe umfunktioniert wird – das kostet allerdings Aufpreis.

Dies wäre dann auch das Stichwort: VW Caddy Beach 2.0 TDI BMT 4Motion – das bedeutet ein Preisschild von wenigstens 29.774 Euro, als Maxi werden noch 2.160 Euro Längenzuschlag fällig. Aber schließlich ist ja auch der große Multivan für vieles berühmt, nur nicht für seine günstigen Preise. Immerhin: mit dem Beach zum Beach kann man bereits ab 22.366 Euro fahren, als 1.2 TSI mit 84 PS. Doch auf den bärigen Diesel und den traktionsstarken Allrad verzichten ist, seien wir ehrlich, eigentlich keine Option.

Fazit:

Für einen kompakten Transporter fährt sich der neue VW Caddy ausgesprochen kultiviert. Mit der Beach-Ausstattung mutiert er zum klassischen Surfer-Mobil: ein Schlafplatz mit dem nötigsten Equipment und ohne Schnickschnack. In seiner Klasse hat der neue VW Caddy den zahlreichen Wettbewerbern seinen 4Motion-Allradantrieb voraus – wer in diesem Segment nach Traktion verlangt, hat schlicht keine Alternative. Das lässt sich VW allerdings auch ordentlich bezahlen.

Technische Daten
VW Caddy 2.0 TDI 4Motion Beach
Grundpreis31.071 €
Außenmaße4408 x 1793 x 1887 mm
Kofferraumvolumen3030 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung90 kW / 122 PS bei 2900 U/min
Höchstgeschwindigkeit178 km/h
Verbrauch5,7 l/100 km