Er ist die Konstante in der Van-Szene: der VW Bus. Trägt er heute als VW T5 den Namen Multivan, bekommen Familienväter und Freizeitaktivisten leuchtende Augen. Der Testwagen hat den Zweiliter-Vierzylinder-TDI in der stärksten von vier Leistungsstufen unter der Haube: Zwei Turbolader setzen hier 180 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment frei, die das blitzschnell und ruckfrei schaltende Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe DSG zu den Vorderrädern schickt. Alle T5 TDI dürfen 2,5 Tonnen ziehen.
Viano und VW Bus schon seit Jahren im Clinch
Der Mercedes Viano bietet dem VW T5 seit zehn Jahren die Stirn und ist der Einzige in diesem Reigen, den es mit V6-Motoren gibt. Das Spitzenaggregat der Diesel-Palette leistet 224 PS, sein Drehmoment gipfelt bei 440 Newtonmeter und ist der Grund, warum die Fünfgang-Automatik beim 3.0 CDI zur Serienausstattung zählt. Die Anhängelast wird von der Übersetzung der Hinterachse bestimmt: 2.000 Kilogramm dürfen alle Varianten, 2.500 nur die mit Automatikgetriebe und kurz übersetzter Hinterachse schleppen. Der Testwagen mit mittellanger Karosserie ist mit der "langen" Achse unterwegs, drum ist zwar schon bei zwei Tonnen, aber erst bei 201 km/h Schluss.
Mit Spannung erwartet wird der Neuste im Bunde: der Ford Tourneo Custom. Für das Rennen gegen die Luxusversionen von VW T5 und Mercedes Viano legt der Ford sogar den Namen Transit ab. Auch sonst erinnert nichts mehr an den rustikalen Vorgänger, vor allem innen orientiert er sich stark an den Pkw aus dem Hause Ford – inklusive gewöhnungsbedürftiger Bedienung mittels einer Armada von Wippen, Tasten und Knöpfen.
Ford darf 1.600 kg ziehen
Auch Ford hat seinen Top-Diesel zum Vergleich geschickt. Der Vierzylinder mit 2,2 Liter Hubraum leistet 155 PS, das Drehmoment: 385 Newtonmeter. Geschaltet wird exakt und leichtgängig von Hand, ein Automatikgetriebe gibt es nicht. Die Anhängelast hat Ford zwar jüngst von 1.600 auf 2.250 kg erhöht, behält aber das zulässige Gesamtzuggewicht von nur 4.600 kg bei. Wer den Ford Tourneo Custom voll bepackt, darf also trotzdem nur 1,6 Tonnen ziehen. Darum hängt für die Fahrdynamiktests ein 1.600 kg schwerer Dethleffs Camper 560-Wohnwagen an den Haken der Vans. Um vergleichbare Messwerte bei gemäßigtem Tempo zu bekommen, wurde der Dethleffs auf gefährlich geringe fünf Kilogramm Stützlast getrimmt. Auf abgesperrter Strecke wurden so die kritische Geschwindigkeit und die Fahrstabilität ermittelt.
Erstere ist erreicht, wenn sich der tänzelnde Caravan nicht mehr von alleine beruhigt. Beim Fahrstabilitätstest wird das 100 km/h schnelle Gespann ruckartig, aber definiert ins Schlingern gebracht. Sensoren messen die Zeit, bis der Caravan mit Hilfe des serienmäßigen Anhänger-ESP wieder brav hinter dem Zugwagen herläuft. Aber Achtung: Die elektronische Anhängerstabilisierung ist meist nur dann an Bord, wenn die Anhängevorrichtung ab Werk bestellt wird. Dann ist meist auch die Dauerplusleitung für Strom im Caravan vorhanden.
Motoren sind von sehr unterschiedlichem Charakter
Der VW-TDI bläst trotz kleinstem Hubraum ab Standgas zur Attacke. Das DSG schnippt – solange der Pilot das Gaspedal nicht in den Teppich tritt – zwischen 2.000 und 2.500 Touren den nächsten Gang rein. Bergab schaltet es konsequent zurück. Einzig die häufigen Pendelschaltungen an Autobahnsteigungen, bei denen das Getriebe zwischen den Gängen hin und her springt, trüben das Bild. Sparfüchse genießen die Segelfunktion des 470 Euro teuren Blue-Motion-Pakets, bei der die Kupplung beim Rollen automatisch öffnet und der Motor in den Leerlauf fällt. Das klappt sogar mit Last am Haken. Beweis: der mit 14,1 Liter pro 100 Kilometer geringste Gespannverbrauch. Trotz Frontantrieb bringt der Multivan seine Kraft sowohl in engen Kurven als auch beim flotten Anfahren gut auf den Boden.
Diesel im Ford Tourneo Custom schwächelt
Beim Ford Tourneo Custom wird das Drehmoment offensichtlich noch von der inneren Reibung des fast fabrikneuen Motors aufgefressen. Dass der 2,4-Tonner müde wirkt, liegt auch am Drehmomentschutz: Um die Kupplung zu schonen, agiert der Motor im ersten Gang nur mit gebremstem Schaum. Auch die beim Vorgänger bemängelte Anfahrschwäche legt der Neue nicht ganz ab. Eine Standgaserhöhung schützt vorm Abwürgen: Kuppelt der Fahrer ein, gibt die Elektronik Gas. Trotzdem wird der Ford Tourneo Custom-Diesel erst da munter, wo der T5 den nächsten Gang wählt. Dafür hat Ford auch den Verbrauch gezügelt. Mit 1,6 Tonnen am Haken nimmt sich der Ford Tourneo Custom 14,9 Liter, solo ist eine Acht vor dem Komma möglich. Besser als beim Vorgänger, aber noch nicht perfekt ist der Grip der angetriebenen Vorderräder. Vor allem bei Nässe neigt das kurveninnere früh zum Durchdrehen.
Geschmeidig und energisch schiebt der Viano 3.0 CDI an. Doch obwohl schon ab 1.400 Touren Druck da ist, dreht der V6 gerne hoch. Die Quittung gibt’s an der Tanke, wo sich der Benz auf der Verbrauchsrunde 15,9 Liter Diesel pro 100 km schmecken lässt. Auch solo sind Werte unter zehn Liter selten. Dafür kennt der Viano dank Heckantrieb kaum Traktionsprobleme.
Ford Tourneo Custom bietet am meisten Platz
Der VW verwöhnt unterwegs mit dem besten Gespann-Reisekomfort: Der kurze Hecküberhang beugt Pumpbewegungen vor, die Federung reagiert geschmeidig, ohne zu schaukeln. Fahrer & Co sitzen hoch auf langstreckentauglichen Sesseln, was zusammen mit den großen Spiegeln der Übersicht zugute kommt. Auch das Armaturenbrett ist trotz zahlreicher Extras übersichtlich, aufgeräumt und hochwertig, zudem hat der VW ein Klappfach mit Flaschenhalter unterhalb des Schalthebels.
Durch sein weicheres Fahrwerk bewegt sich der luftgefederte Viano etwas stärker unter dem Einfluss des Caravans. Die Sitzposition hinter der flachen Frontscheibe ist etwas weniger erhaben, die Spiegelflächen sind relativ klein.
Der Ford Tourneo Custom hat zwar etwas kurze Sitzflächen, aber der Sitzkomfort wurde ebenso verbessert wie das Arrangement von Lenkrad und Pedalen. Zudem bietet er am meisten Raum für Menschen und Gepäck, jedoch die geringste Zuladung.
Die Gesamtheit der Eigenschaften macht den Multivan zum Sieger dieses Vergleichs. Mit seinem Sahne-Diesel und Flausch-Fahrwerk fährt der Viano auf Platz zwei. Beiden ist der neue Ford Tourneo Custom deutlich näher gekommen, nur nicht beim Preis. Der bleibt weiterhin sein stärkstes Argument.
