Ford Mustang 5.0 V8 im Fahrbericht
Fordsche Revolution mit 418 PS

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Nachdem sich fünf Ford-Mustang-Generationen dem direkten Vergleich mit europäischen Konkurrenten entzogen haben, kommt Nummer sechs nun offiziell über den Großen Teich. Dafür gibt es nach 50 Jahren endlich eine Einzelradaufhängung – aber auch eine elektromechanische Lenkung sowie einen Vierzylinder-Turbomotor.

Ford Mustang, Frontansicht
Foto: Ford

Acht Millionen Facebook-Fans können nicht irren: Der Ford Mustang ist online das beliebteste Auto der Welt. Und das, obwohl oder eher gerade weil er nicht perfekt ist. Seit seiner glorreichen Einführung im Jahr 1964 gilt der Ford Mustang als höchst emotionales, aber im sportlichen Sinne sicherlich nicht ideales Auto.

Ford Mustang bekommt eine Einzelradaufhängung

Woran vor allem sein Starrachsen-Fahrwerk schuld ist. Seine Hinterachse verwehrt sich seit 50 Jahren einer Einzelradaufhängung. Der Ford Mustang hat jedoch gelernt, mit dem Manko umzugehen, genauso wie der 911er auch mit seinem hinten überhängenden Motor funktioniert.

Jetzt zieht aber moderne Technik ein: In der ab Mitte 2015 zum ersten Mal auch in Europa erhältlichen sechsten Generation des Ford Mustang bekommt das Gründerauto der Pony-Car-Klasse autarke Aufhängungen am Heck. Damit nicht genug: Die hydraulische Lenkung wird auf eine moderne und effiziente elektromechanische Lenkung umgestellt, und – jetzt müssen viele US-Car-Fans ganz stark sein – es zieht ein Vierzylinder-Turbo in den Ford Mustang ein.

Das ist nicht weniger als eine fordsche Revolution, die da aus dem Werk in Flat Rock, Michigan, rollt. Eine verdammt lecker aussehende Revolution. Es hat dem Ford Mustang schon gutgetan, als sich Ford für die letzte Generation wieder auf die optischen Wurzeln besonnen hat. Der Neue präsentiert sich vor allem mit seinem geschwungenen Fastback noch mal athletischer und stimmiger.

Turbosound überzeugt nicht

Leichter ist er trotz Alu-Motorhaube und -Kotflügeln vorne nicht geworden. Selbst als 2,3-Liter-Vierzylinder wiegt er mit rund 1,6 Tonnen und Handschaltung etwas mehr als der V6-Vorgänger. Die leicht frontlastige Achslastverteilung von 52 : 48 prädestiniert ihn nicht zwingend als Traktions-, aber dafür eher als Driftmeister.

Wobei die 314 PS des direkteinspritzenden Turbos spürbar mit den Pony-Pfunden zu kämpfen haben. Wer sportlich unterwegs sein will, muss die bei schnellen Schaltmanövern etwas schwergängige Sechsgangschaltung fleißig triezen. Power-Oversteering ging auch schon mal leichter – trotzt 434 Nm Drehmoment ab 3.000 Touren. Der künstlich verstärkte, kehlige Sound ist ambitioniert, wird echte Fans aber nicht aus dem Sattel reißen. Mit rund 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h darf gerechnet werden. Genauso wie beim Verbrauch gibt es von Ford aber hier noch keine genauen Daten für Europa.

Sicher ist dafür, dass der nochmals entdrosselte und 418 PS starke V8 deutlich besser geht und mehr konsumiert. Die ca. 4,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h sind jedoch nur eine nüchterne Zahl. Viel entscheidender ist die packend-brabbelnde Art, mit der der Fünfliter-Sauger den Ford Mustang samt Fahrer packt und über die Straße wirft.

Fortschritt im Fahrverhalten

Diese Kombination aus breiter Elastizität, müheloser Ansprache und Blubberbad machen ihn aus – und Sportfahrer an. Dafür müssen diese aber damit leben, dass der V8-Sauger noch mal fast zwei Zentner mehr wiegt als der Turbo und mit 53 : 47 eine noch frontlastigere Gewichtsverteilung besitzt – womit wir beim Handling wären.

In der gefahrenen USA-Variante verleugnet er sein Heimatland nicht: Die Karosserie schwappt in schnellen S-Kurven subtil nach, und die Lenkung ist auf große breite Straßen eingestellt. Ansonsten ist das Fahrverhalten aber ein Riesenfortschritt zum Vorgänger. Alles wirkt viel präziser, leichtfüßiger und auf welligen Straßen spurtreuer.

Wenn da die Europa-Variante mit serienmäßigem Performance- Paket noch was rausholt, dürfen sich auch verwöhntere Piloten freuen. Das Performance-Paket umfasst: straffere Abstimmung, verbesserte Kühlleistung, zusätzliche Versteifung im Motorraum, angepasste Lenkungskennlinie und stärkere Heckstabilisatoren.

Standesgemäße Burnouts mit dem Ford Mustang

Wie von den Daten her zu erwarten, wirkt das Fahrwerk der Vierzylinderversion des Ford Mustang aber prinzipiell schlanker und agiler als jene mit V8. Doch viele mögen ihr Ribeye Steak eben gerade wegen des saftigen Fettauges. Zudem kommt der Coyote-Achtzylinder serienmäßig mit der großen Sechskolben-Brembo-Bremsanlage, während der Vierzylinder bei seiner Vierkolbenanlage mit kleineren Bremsscheiben auskommen muss. Was bei der ersten Ausfahrt aber kein Problem war: Beide besitzen eine Launch Control, aber nur der V8 ein Assistenzsystem für standesgemäße Burnouts. Und der V6? Der Sauger kommt erst gar nicht nach Europa.

Das Interieur hält beim Neuheitenspektakel des Ford Mustang locker mit und wirkt nicht mehr annähernd so nüchtern und plastikhaft wie bisher. Es halten Einzug: kultige Kippschalter, hochwertigere und weichere Materialien, ein serienmäßiges Farbdisplay und je nach Variante sehr bequeme Recaro-Sitze – etwas zum Wohlfühlen eben.

Wenn US-Car-Fans jetzt schon zufrieden brummen, werden sie bei den Preisen laut schnurren: Der V8 soll trotz guter Ausstattung noch unter der 40.000-Euro-Grenze bleiben. Da der Achtzylindermotor aufgrund großer Stückzahlen einer der billigsten auf dem Markt ist, bleibt die Vierzylinderversion nur 5.000 Euro darunter. Da wissen echte Fans doch, was zu tun ist.

Technische Daten
Ford Mustang Coupé 5.0 Ti-VCT V8 GT
Grundpreis44.000 €
Außenmaße4784 x 1916 x 1381 mm
Kofferraumvolumen408 l
Hubraum / Motor4951 cm³ / 8-Zylinder
Leistung310 kW / 421 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch13,5 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten