VW Golf GTD im Fahrbericht
Sparsamer Draufgänger?

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Traditionell trabt beim VW Golf der stärkste Diesel als GTD an. Den Siebener-Golf putscht ein neu entwickelter Zweiliter-Turbo auf 184 PS. Damit möchte der GTD endlich mehr sein als nur der vernünftigere GTI. Klappt das?

VW Golf GD, Frontansicht
Foto: Arturo Rivas

Sollte der Tatzelwurm – wie in der bayerischen Folkore überliefert – tatsächlich ein Verwandter des Drachen sein, dürfte er nun unter Feuchtigkeitsproblemen an der Zündanlage seines Flammenwerfers leiden. Denn als wir den Tatzelwurmpass erreichen – eine acht Kilometer lange Gebirgsstrecke zwischen Rosenheim und der österreichischen Grenze –, warnt ein Schild vor Überflutung. Eine Unannehmlichkeit, die der örtliche Mauteintreiber schnell relativiert: „Ein bisschen Wasser stört Euch doch nicht, oder? Wollt Ihr hoch?“ Nein. Also ja. Und los.

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Neuer Motor für den VW Golf GTD

Die Traktionskontrolle samt dem per elektronischem Bremseingriff simulierten Sperrdifferenzial XDS+ grantelt über die viele Leistung beim Bergaufstart auf nasser Straße. Aber sehen wir das positiv: Das Anfahrschwächeln hat der VW Golf GTD in der neuen Generation definitiv abgelegt.

Immerhin haben die Techniker ihm ja einen neuen Motor entwickelt. Nicht nur, weil das Marketing um etwas mehr Power bat – die 14 PS und 30 Nm mehr hätte das alte Triebwerk auch noch gestemmt. Doch der neue, EA 288 genannte Zweiliter-Turbodiesel trainierte sich Euro 6 an und 0,9 Liter/100 km im Verbrauch ab, liegt nun bei 4,2 Liter. Mit 2000 bar Einspritzdruck sowie einem leistungsstärkeren Turbolader setzt sich der mit variablem Ventilhub ausgerüstete Selbstzünder im VW Golf GTD von den schwächeren Varianten ab.

Neben dem stämmigen Loslegen kann die neue Maschine für einen Diesel sogar quirlig drehen. Das liegt an der Ottoabregelung, informieren die Motorentechniker: Anstatt die Leistung an der Nenndrehzahl abzuhaken, flacht die Kurve sacht bis 5000 Touren ab.
Damit er nicht einfach der stärkste Diesel im Siebener-Golfsrundel ist, sondern der zweitsportlichste (bis er durch den Auftritt des Golf R einen Platz nach hinten rutscht), bekommt er das GTI-Ornat, also Front- und Heckschürze, Dachspoiler, Golfball-Schaltknauf für das präzise Sechsganggetriebe und die Karositze.

VW Golf GTD profitiert vom GTI

All das mischte VW in Details anders ab: Wo der GTI rote Streifen, Nähte und Embleme trägt, hat der VW Golf GTD silberne. Hatten wir schon bei der letzten Generation – wie den Soundaktuator, der im Sport-Modus Auspuffbrünfteln nach innen leitet.

Viel wichtiger ist, dass der Diesel von den dynamischen Verbesserungen des GTI profitiert. So bekommt er die Servolenkung mit progressiver Verzahnung. Die steigert ihre Direktheit mit dem Lenkradeinschlag, ermöglicht so zappelfreie Gelassenheit auf der Autobahn und präzises, antriebseinflussarmes und mit nur 2,1 Lenkradumdrehungen von Anschlag zu Anschlag kurbelarmes Handling.

Die erste VW Golf GTD-Testwagenflotte takelte VW mit dem Sport&Sound-Paket (945 Euro) auf, das neben dem Sound-Aktuator auch rote Bremssättel, 18-Zoll-Räder (Serie 17 Zoll) und ein strafferes, aber weiterhin lagstreckenbequemes Dämpfersetup beinhaltet. Schon serienmäßig um 15 Millimeter tiefer gelegt und mit Sportfahrwerk ausgerüstet, kurvt der VW Golf GTD so noch energischer um Biegungen.


Hohe Fahrsicherheit, wenig Draufgängertum

Wem das Handling wegen der hohen Fahrsicherheit etwas zu besonnen erscheint, kann die Regelschwelle des ESP auf Knopfdruck erhöhen. Dann fühlt sich alles etwas ungestümer an, ohne je der Unvernunft nahe zu kommen.

Die ist ohnehin nicht gerade das Thema des VW Golf GTD, dem bei aller Perfektion eben das kleine bisschen Draufgängertum abgeht. Ja, er ist noch agiler als früher, aber du stürmst mit ihm eben doch lieber lang über die Autobahn, als über verschlungene Landsträßchen zu toben. Dass er im Grundpreis 1000 Euro über dem GTI liegt, gleicht er mit seinen erheblich niedrigeren Kraftstoffkosten schnell aus.

Alles gute Argumente für den Diesel. Dass wir unser Herz und Geld dennoch lieber an den GTI verschleudern würden, dürfte den VW Golf GTD daher ordentlich wurmen.

Fazit

Auch in seiner neuen Generation verbindet der GTD wieder zeitgemäße Sparsamkeit mit druckvoller Antriebskraft und GTI-Aroma, positioniert sich als vernünftigster Power-Golf. Die 1000 Euro Mehrpreis zum GTI gleicht der niedrige Verbrauch leicht aus, das kleine Leistungs-, Tempo- und Faszinationsmanko hingegen nicht ganz.

Technische Daten
VW Golf GTD GTD
Grundpreis32.675 €
Außenmaße4268 x 1790 x 1442 mm
Kofferraumvolumen380 bis 1270 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder
Leistung135 kW / 184 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit228 km/h
Verbrauch4,5 l/100 km
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Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten