Zukunft von Adrian Newey
Alles spricht für Ferrari-Wechsel

Adrian Neweys Abschied von Red Bull ist das große Thema im Fahrerlager. Wenn man die Quersumme aus allen Aussagen nimmt, dann landet Adrian Newey bei Ferrari. Und Red Bull spielt den Abgang des Star-Designers runter.

Adrian Newey - Ferrari - GP Saudi-Arabien 2024
Foto: xpb

Seit dem 1. Mai ist es offiziell. Adrian Newey verlässt Red Bull im ersten Quartal 2025. Nächste Frage: Wo geht er hin: Ferrari oder Aston Martin? Alles deutet auf Ferrari hin. Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man die Quersumme aller Aussagen zu Neweys Abschied von Red Bull nimmt.

Fangen wir mit Ferrari an. Lewis Hamilton verweigert auf die Frage, ob Newey ein Thema bei seinen Vertragsgesprächen mit Ferrari war, die Antwort. Gleichzeitig aber gibt er zu: "Wenn es eine Wunschliste für mein neues Team gäbe, würde Newey ganz oben stehen."

Unsere Highlights

Bislang waren die beiden immer Rivalen. Schon 2025 könnten das Superhirn und der Rekordsieger eine der stärksten Achsen der Formel-1-Geschichte bilden. "Adrians Geschichte und die Ergebnisse der Teams, für die er gearbeitet hat, sprechen für sich. Ferrari hat zwar bereits ein großartiges Team, was man an dem Fortschritt sieht, den sie gemacht haben, aber einer wie Newey wäre eine Bereicherung für jeden Rennstall."

Lewis Hamilton - GP Miami 2024
xpb

Lewis Hamilton grinste verschmitzt, als er nach Adrian Newey gefragt wurde.

Newey macht den Unterschied

Ähnliche Worte hört man von Charles Leclerc. "Newey ist einer von den Leuten, mit denen ich gerne einmal zusammenarbeiten würde. Und er zählt zu den Ingenieuren, die den Unterschied machen können." Der fünffache GP-Sieger glaubt, dass der Moment an dem Newey seinen alten Vertrag gekündigt hat, um noch einmal etwas Neues zu probieren, ideal ist: "Ferrari ist im Augenblick eine begehrte Adresse. Wir sind in der Lage, jeden für uns zu gewinnen."

Tatsächlich läuft das Wasser bei Ferrari gerade bergauf. Es begann mit der Verpflichtung von Hamilton. Dann der starke Saisonbeginn. Der WM-Zweite hat sich auf allen Ebenen gesteigert: Technik, Arbeitsprozesse, Strategie, Boxenstopps. Letzte Woche dann der Fünfjahres-Vertrag mit dem neuen Hauptsponsor HP.

Newey wäre für Teamchef Frédéric Vasseur die Krönung eines Wiederaufbaus, die laut Gerhard Berger das Zeug dazu hätte, die goldenen Jahre mit Michael Schumacher, Jean Todt und Ross Brawn wieder aufleben zu lassen.

Fernando Alonso - GP Miami 2024
Motorsport Images

Aston Martin scheint raus aus der Newey-Verlosung.

Eine Zukunft ohne die Legende

Wesentlich weniger euphorisch hören sich die Aussagen bei Aston Martin an. Man kann aus ihnen schließen, dass der Zug ohne Newey abfährt. Zuerst einmal bekommt Red Bulls Stardesigner viel Lob von Fernando Alonso: "Er ist eine Legende und wahrscheinlich der beste Konstrukteur, den es in der Formel 1 je gegeben hat."

Die Wege von Alonso und Newey haben sich ein paar Mal gekreuzt, doch zusammengekommen sind sie nie. Was beide bedauern. Der Respekt zwischen Fahrer und Ingenieur ist gegenseitig. Alonso verweist bei direkten Fragen auf Teambesitzer Lawrence Stroll, kann sich aber auch eine Zukunft ohne Newey vorstellen. "Wir haben hier bereits sehr gute Ingenieure. Und bei einem Neuzugang dieses Kalibers stellt sich immer die Frage, wie er ins restliche Team passt."

Dann macht der Spanier seinem großen Gegenspieler am Reißbrett eine Kampfansage, die darauf schließen lässt, dass Newey nicht kommt: "Adrian ist einer, der das meiste aus neuen Regeln holt. Aber das ist selbst ihm nicht immer gelungen. 2014 hat Mercedes ihn ausgebremst. Aston Martin will 2026 die Rolle von Mercedes von 2014 einnehmen."

Max Verstappen - GP Miami 2024
Red Bull

Bei Red Bull wollte man den Newey-Abgang nicht überbewerten.

Red Bull auch ohne Newey gut besetzt

Bei Red Bull spielt man den Verlust seines Technik-Gurus herunter. Was soll man auch anderes sagen? Sergio Perez sieht keinen Grund, warum die Erfolgsserie abreißen sollte. "Es ist sicher nicht ideal. Adrian hat für dieses Team unheimlich viel geleistet. Aber irgendwann im Leben kommt der Moment, wo man etwas anderes tun will. Nach 20 Jahren bei einem Team ist das normal. Aber Red Bull hat eine sehr starke Organisation. Mit Pierre Waché, Enrico Balbo und Ben Waterhouse sind wir sehr gut besetzt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass große Teams den Abgang großer Leute verkraften können. Der Erfolg hängt nie von einer Person ab. Christian Horner hat einen großartigen Job geleistet, Red Bull für die nächste Generation vorzubereiten."

Max Verstappen äußert sich ähnlich: "Als Adrian bei Red Bull angefangen hat, war er natürlich extrem wichtig für das Team. Aber seine Rolle hat sich mit der Zeit etwas verändert. Er hat sich auch um andere Projekte gekümmert. Wir haben viele neue gute Leute dazubekommen, die das Entwicklungsteam verstärkt haben. Was die Tagesarbeit angeht, wird sich wohl nicht viel ändern."

Verstappen vertraut der Technik-Mannschaft, die nach der Ära Newey folgt: "Die haben in den vergangenen Jahren gezeigt, wie gut sie ein Auto entwickeln können. Von außen sieht der Abgang ziemlich dramatisch aus, aber intern ist das eine andere Geschichte. Es muss nicht unbedingt etwas Negatives sein, wenn jemand nach so einer langen Zeit geht."

Der Weltmeister sieht keine dramatischen Nachteile für Red Bull, kann sich aber vorstellen, dass Neweys nächstes Team von ihm profitieren wird. "Natürlich kann er einem anderen Team einen Vorteil bringen, mit all dem, was er in den letzten Jahren gelernt hat und was er weiß. Auf der anderen Seite ist 2026 auch alles so anders im Vergleich mit den aktuellen Autos. Keiner weiß, was seine Verpflichtung für eine Wirkung hat."

Live
GP Imola