Freitagstrainings für Nachwuchsfahrer
Kalender lässt kaum noch Optionen

GP Niederlande 2023

Das Reglement verlangt, dass jeder Stammpilot in der Formel 1 ein Freitagstraining für einen Junior-Fahrer aussetzen muss. In der zweiten Saisonhälfte bleiben aber kaum noch Möglichkeiten für den vorgeschriebenen Platzwechsel.

Frederik Vesti - Mercedes - F1 - 2023
Foto: Mercedes

Es ist schon lange ein Dilemma in der Formel 1: Um Kosten zu sparen, sind Testfahrten mit den aktuellen Autos während der Saison verboten. Doch damit wird Nachwuchstalenten auch die Chance verwehrt, ihr Können zu zeigen und sich für den Aufstieg zu empfehlen. Übungsrunden dürfen nur in privaten Sessions mit zwei Jahre alten Autos gedreht werden.

Seit dem vergangenen Jahr haben die Teams die Tür für ihre Juniorfahrer wenigstens einen Spalt weit geöffnet. Das sportliche Reglement verlangt, dass die beiden Stammpiloten jeweils ein Freitagstraining pro Saison aussetzen müssen, um ihr Cockpit für den Nachwuchs zu räumen.

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Doch bisher war noch nicht viel von den Junioren zu sehen. Die einzigen Teams, die zumindest einen Teil der Auflagen erfüllt haben, sind McLaren, Alpha Tauri und Williams, die mit Neulingen in die Saison gestartet sind. Mit den ersten Einsätzen von Oscar Piastri, Nyck de Vries und Logan Sargeant in Bahrain hat man den Regeln nach bereits einen der beiden Junior-Einsätze absolviert.

Logan Sargeant - Williams - Bahrain F1-Test - 23. Februar 2023
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Teams mit Rookies im Cockpit, haben eine Hälfte ihrer Verpflichtung schon in Bahrain erfüllt.

Teams warten mit Junior-Einsätzen

Im Vorjahr hatten Red Bull, Mercedes und Williams jeweils einen arrivierten Stammfahrer schon vor den Sommerferien aussetzen lassen. In dieser Saison schieben alle Teams die ungeliebte Pause auf die zweite Saisonhälfte. Jetzt den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist aber gar nicht einfach. Die spezielle Konstellation der kommenden Grands Prix lässt kaum vernünftige Optionen offen.

So kommt in Monza wieder die "alternative Reifenregel" zum Einsatz. Wie schon in Budapest bekommt jeder Fahrer dabei statt 13 nur elf Sätze Slicks für das Wochenende gestellt. Das begrenzte Reifenkontingent limitiert auch die Übungsrunden in den Freien Trainings. Wenn sowieso schon weniger Kilometer zur Verfügung stehen, gibt man natürlich nur ungern einen Teil davon an den Nachwuchs ab.

Dazu kommen noch drei Sprint-Wochenenden. Das mittlerweile bekannte Format sieht vor, dass die Piloten in Katar, Austin und São Paulo nur ein einziges Freies Training vor dem Qualifying am Freitagnachmittag bekommen. Diese einzige Chance zum Üben will man natürlich auch nicht für die Rookies opfern.

Las Vegas ist ebenfalls ungeeignet für den Platztausch. Die Formel 1 ist diese Saison zum ersten Mal im Zockerparadies unterwegs. Da müssen sich alle Piloten erst einmal auf das unbekannte Terrain einschießen. Singapur ist auch kein perfekter Ort für die Junior-Einsätze. Wie bei allen engen Stadtkursen wird jeder Trainingskilometer gebraucht, um einen guten Rhythmus zu finden und Vertrauen aufzubauen.

Robert Shwartzman - Ferrari - F1-Test - Abu Dhabi - 22. November 2022
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Robert Shwartzman wird Sainz in Zandvoort und Leclerc in Abu Dhabi ersetzen.

Pläne von Ferrari und Mercedes

Damit bleiben eigentlich nur noch die Rennen in Zandvoort, Suzuka, Mexiko und Abu Dhabi übrig, um die Stammfahrer aussetzen zu lassen. Problematisch kann es aber auch hier werden, sollten einige Teams noch größere Upgrade-Pakete bringen, die eine Evaluation der erfahrenen Piloten erfordern.

Kurz vor dem Start des Saison-Endspurts haben nun zumindest Ferrari und Mercedes schon die ersten Freitagseinsätze angekündigt. So wird Carlos Sainz in Zandvoort aussetzen, Charles Leclerc muss beim Finale in Abu Dhabi kurz auf die Ersatzbank. Hier kommt jeweils Junior-Pilot Robert Shwartzmann zum Einsatz. "Wir haben unseren Fahrern die Entscheidung selbst überlassen, wann sie pausieren wollen", erklärte Teamchef Frederic Vasseur.

Die beiden Ferrari-Junioren Oli Bearman und Arthur Leclerc müssen noch auf ihre Premiere im aktuellen Scuderia-Renner warten. "Sie sollen sich erst einmal auf den Abschluss der Formel-2-Saison konzentrieren", so Vasseur. Möglich ist auch, dass einer der Piloten aus der Ferrari Academy noch einen Rookie-Einsatz für das Haas-Team absolvieren darf.

Mercedes hat ebenfalls schon mit den Planungen für die Rookie-Einsätze begonnen. In Mexiko darf Frederik Vesti sein Können zeigen. Der Däne führt aktuell die Formel-2-Meisterschaft an und ist damit eines der heißesten Talente auf dem Markt. Der 21-Jährige hatte schon beim Young Driver Test im Anschluss an das Saisonfinale 2022 in Abu Dhabi einen Einsatz im Silberpfeil bekommen.