Vorschau GP Türkei 2021
Wieder Chaos dank Regen?

GP Türkei

Der Türkei-Grand-Prix könnte wie schon im Vorjahr durch Regen gewürzt werden. Damit bekommen die Mittelfeld-Piloten erneut eine Chance, in das WM-Duell zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton einzugreifen. In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Istanbul-Rennen.

Max Verstappen - Red Bull - GP Türkei 2020 - Istanbul - Rennen
Foto: xpb

2020 reiste Lewis Hamilton noch mit einem komfortablen Vorsprung von 85 Punkten an den Bospurus. Sein zweiter Sieg im Istanbul Park machte den siebten WM-Titel dann endgültig perfekt. Davon ist der Mercedes-Pilot in dieser Saison noch ein gutes Stück entfernt. Max Verstappen ließ sich in den ersten 15 Rennen partout nicht abschütteln und kommt nur mit zwei Zählern Rückstand zum siebtletzten Grand Prix des Jahres.

Wie schon vor elf Monaten könnte wieder das Wetter die Hauptrolle in der Türkei spielen. Vor allem für Samstag und Sonntag sind hartnäckige Regenschauer vorhergesagt. Im Vorjahr zeigte sich, dass der glatte Asphalt in Istanbul schon im trockenen Zustand nur wenig Grip bietet. Bei Nässe bekamen die Fans dann eine richtig unterhaltsame Rutschpartie geboten. Die Startreihenfolge mit Lance Stroll auf Pole Position wurde im Laufe der 58 Rennrunden mehrfach komplett durcheinandergewirbelt.

Unsere Highlights

Hamilton zeigte bei den schwierigen Bedingungen seine Ausnahmeklasse und siegte am Ende mit mehr als einer halben Minute Vorsprung. Dieses Jahr könnte dem Briten aber eine Strafe die Party verhageln. Der Regen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Mercedes den vierten Motor einbaut, was mit einer Rückversetzung einhergehen würde. Auf feuchtem Geläuf bieten sich dafür aber auch mehr Chancen, die verlorenen Plätze wieder gutzumachen.

Die Strecke: Intercity Istanbul Park

Dank Corona feierte Istanbul 2020 ein unerwartetes Comeback im Rennkalender. Zwischen 2005 und 2011 war die Strecke noch Stammgast der Formel 1. Der flüssige Kurs befindet sich etwa eine Stunde östlich der Stadt – auf der asiatischen Seite der Metropole. Viele sagen, die 5,338 Kilometer lange Piste sei einer der besseren Entwürfe von Streckenarchitekt Hermann Tilke.

Sie hat 14 Kurven, sechs davon rechts herum und acht nach links. In Istanbul wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren. Der Kurs hat viel Charakter. Highlight ist Kurve acht, eine Highspeed-Links mit gleich vier Scheitelpunkten. Die modernen Formel-1-Autos schießen auf trockener Piste Vollgas durch den Linksknick. Dabei sind die Piloten über sechs Sekunden Belastungen von mehr als 3g ausgesetzt.

Auf der Zielgerade dürfen die Fahrer den Heckflügel aufklappen. Es ist eine von zwei DRS-Zonen. Die zweite liegt auf der langen Gegengerade zwischen Kurve zehn und zwölf. Laut Mercedes ist die Türkei eine der besseren Rennstrecken, wenn es ums Überholen geht. Wegen des rutschigen Asphalts hält sich der Reifenverschleiß in Grenzen. So gibt es traditonell auch nur wenige Strategie-Optionen, die für Verschiebungen im Feld sorgen könnten. Die Frage ist, wie sich der Asphalt in den letzten Monaten entwickelt hat. Um das schmierige Öl runterzubekommen, wurde mit Hochdruckreinigern nachgearbeitet.

Fast Facts Istanbul

  • Streckenlänge: 5,338 Kilometer
  • Rennrunden: 58
  • Renndistanz: 309,396 Kilometer
  • Anzahl Kurven: 14 (6 rechts, 8 links)
  • Distanz Pole bis erste Bremszone: 170 m
  • Länge Boxengasse unter Speed-Limit: 385 m (ca. 17,3 Sek. Durchfahrtszeit)
  • Vollgasanteil (Rundendistanz): 72 Prozent
  • Pirelli-Reifen: C2, C3, C4
  • DRS-Zonen: 2 (Zielgerade, Gegengerade)

Das Setup

2011 hatte sich Sebastian Vettel im Red Bull noch die Pole Position mit einer Rundenzeit von 1:25.049 Minuten geschnappt. Trotz Vorteilen bei der Leistung und dem Abtrieb kamen die modernen Autos im Vorjahr nicht an die alten Bestmarken heran. Grund dafür war der bereits erwähnte rutschige Asphalt, der schon im Freien Training zu einigen Drehern führte. Im Qualifying und im Rennen verhagelte dann der Regen die Zeitenjagd.

Um auf dem frisch verlegten Untergrund etwas Halt zu finden, mussten die Ingenieure steilere Flügel fahren als zuvor simuliert. Das mechanische Setup galt es ebenfalls anzupassen. Ein Auge mussten die Techniker zudem auch immer auf die tendenziell zu niedrigen Reifentemperaturen werfen. Das Quecksilber soll auch dieses Jahr kaum über die 20°C klettern, wodurch sich die Gummis nur schwer ins richtige Arbeitsfenster bringen lassen.

Immerhin hat Pirelli bei der Wahl der Mischungen etwas gegengesteuert. Statt der drei härtesten Sorten wie im Vorjahr haben die Italiener nun die mittelharten Varianten C2 bis C4 im Gepäck. Man darf gespannt sein, ob der Asphalt innerhalb eines Jahres etwas an Griffigkeit zugelegt hat. Große Hilfe von Rahmenrennen gibt es beim Gummilegen übrigens nicht. Neben der Formel 1 ist nur der sogenannte "Intercity Cup" in Istanbul am Start.

Pirelli-Infografik - GP Türkei 2021
Pirelli
Pirelli bringt dieses Jahr etwas weichere Reifen mit als noch 2020.

Upgrades

An dieser Stelle müssen wir uns leider wiederholen. Im Saisonendspurt kommen die Technikfreunde dieses Jahr kaum auf ihre Kosten. Alle Teams haben die Entwicklung an den 2021er Autos längst abgeschlossen. Der gesamte Fokus liegt auf den komplett neuen Modellen für 2022. Jetzt werden höchstens noch Kleinteile nachgeschoben, die sich seit einigen Wochen in der Pipeline befinden.

Interessanter ist die Lage an der Motorenfront. Ferrari hatte in Sotschi das Auto von Charles Leclerc mit einem verbesserten Hybrid-Antrieb ausgerüstet. Gut möglich, dass Carlos Sainz nur ein Rennen später nachzieht, was allerdings eine Startplatzstrafe nach sich ziehen würde. Der Regen könnte noch einige weitere Teams dazu verleiten, bei den Antriebseinheiten über das erlaubte Limit zu gehen. Gut möglich, dass es nach dem Qualifying noch zu Verschiebungen im Feld kommt.

Die Favoriten

Nach den beiden Mercedes-Strecken in Monza und Sotschi wartet nun mit Istanbul wieder ein Kurs, bei dem sich vorher nicht so einfach sagen lässt, welches der beiden Top-Teams im Vorteil ist. Die Geraden in Istanbul sind nicht ganz so lang wie zuletzt. Bei den Kurven wechseln sich schnellere und langsamere Ecken ab. Am Ende wird es wohl auf das richtige Setup und die Tagesform ankommen.

Nach dem verregneten Rennwochenende im Vorjahr ist die Datenlage eher dürftig. Da sind Überraschungen nicht ausgeschlossen. Bei den erneut wechselhaften Wetteraussagen wären Prognosen reine Kaffeesatzleserei. Nur so viel: Nach der Glanzleistung beim Türkei-Grand-Prix 2020 würden wir zumindest nicht gegen Lewis Hamilton wetten.

Die Mittelfeldteams haben zuletzt gezeigt, dass sie auf nasser Fahrbahn mit den Top-Autos mithalten können. Natürlich sind hier zu allererst McLaren und Ferrari zu nennen. Im Duell der beiden Traditionsteams dürfte die Scuderia wieder stärker auftrumpfen. Motorleistung spielt in Istanbul keine ganz so große Rolle. Hier ist ein guter Allrounder gefragt.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Türkei 2020 - Istanbul - Rennen
xpb
Lewis Hamilton feierte 2020 nicht nur den Sieg sondern auch den vorzeitigen Titelgewinn.

So lief das Rennen im Vorjahr – GP Türkei 2020

Das Istanbul-Rennen 2020 wird den Fans wohl noch lange Zeit in Erinnerung geblieben sein. Bei schwierigen Bedingungen auf der feuchten Piste kamen nur wenige Piloten fehlerfrei über die Runden. Die Zuschauer bekamen einen Ausrutscher nach dem anderen geboten. Valtteri Bottas legte gleich mehrere Pirouetten auf den Asphalt. Zu Beginn zeigte Pole-Setter Lance Stroll seine Regenqualitäten. Der Kanadier drehte die ersten (und einzigen) 32 Führungsrunden seiner Karriere. Doch nach seinem zweiten Stopp auf frische Intermediates fiel der Kanadier immer weiter zurück.

Lewis Hamilton und Sergio Perez kamen nach ihrem ersten Wechsel auf Intermediates nicht mehr rein und drehten auf den abgefahrerenen Gummis weiter überraschend schnelle Runden. In Runde 37 machte der Mercedes-Star dann kurzen Prozess mit seinem Racing-Point-Konkurrenten. Bis ins ins Ziel hatte er den Vorsprung auf 31,6 Sekunden ausgebaut. Mit dem Sieg machte Hamilton gleichzeitig den Titelgewinn klar.

Um die weiteren Podiumsplätze wurde bis zum Ende hart gefightet. Charles Leclerc kam bei einer Attacke auf Perez in der letzten Kurve etwas aus dem Tritt und musste nicht nur dem Mexikaner, sondern auch seinem Ferrari-Teamkollegen Sebastian Vettel den Vortritt lassen. Max Verstappen hatte sich durch einen Dreher ebenfalls im Duell mit Perez schon in der Frühphase um alle Siegchancen gebracht. Der Holländer landete am Ende auf Rang sechs.

In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die wilden Szenen aus dem Vorjahr.

Zeitplan - GP Türkei 2021

Session

Termin

Training 1

Fr. 8. Oktober - 10.30 Uhr

Training 2

Fr. 8. Oktober - 14.00 Uhr

Training 3

Sa. 9. Oktober - 11.00 Uhr

Qualifikation

Sa. 9. Oktober - 14.00 Uhr

Rennen

So. 10. Oktober - 14.00 Uhr