Ferrari will Red Bull fordern
Leclerc kann wieder lachen

Vor einem Jahr blickte Charles Leclerc mit großen Sorgen auf die neue Saison. Diesmal geht der Ferrari-Pilot optimistischer in das erste Rennen. Man will Red Bull dieses Jahr etwas mehr fordern als in der letzten Saison.

Ferrari - Bahrain Test 2024
Foto: xpb

Ferrari atmet auf. Die Hausaufgaben sind gemacht. Der neue SF-24 kann fast alles besser als sein Vorgänger. Er ist einfacher zu fahren, berechenbarer, konstanter und schneller. Doch ist er auch schnell genug? "Wir wissen, wo wir im Vergleich zum Vorjahr stehen, aber nicht im Vergleich zu den anderen. Red Bull zählte zu den wenigen Teams, die keine echte Rennsimulation gefahren sind", rätselte Charles Leclerc.

Der WM-Fünfte von 2023 vergleicht seinen Gemütszustand mit zwölf Monaten zuvor: "Letztes Jahr fiel es mir sehr schwer zu lachen. Es war der schlimmste Test meiner Karriere. Es gab so viele Probleme, dass wir gar nicht wussten, wo wir ansetzen sollten. Diesmal gibt es viele Gründe zu lachen, aber es kann auch sein, dass uns das Lachen noch vergeht." Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn Red Bull erneut mit einem klaren Vorsprung in die Saison geht.

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Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2024
xpb

Red Bull unter Druck setzen

Leclerc geht davon aus, dass das Meisterteam wieder die Nase vorne hat. Wenn es nur nicht so viel ist, dass man die Saison schon wieder abschreiben muss. Dann könnte er sein Ziel von "mehreren Siegen" gleich abhaken. Diesmal hat Ferrari wenigstens ein Auto, das man versteht und auf dem sich aufbauen lässt. "Eine gute Basis hilft. Es ist wichtig, dass in dem Entwicklungsrennen alle Upgrades funktionieren."

Das war letztes Jahr anders. Da dauerte es bis nach der Sommerpause, bis alle Schwächen diagnostiziert waren und eine weitere halbe Saison bis man sich langsam an Red Bull herangerobbt hatte. "Wir müssen wenigstens in der Lage sein, Red Bull wie in einigen Rennen zum Schluss des Jahres unter Druck zu setzen. Dann dürfen wir auch auf Fehler hoffen."

Teamchef Frédéric Vasseur versucht Ferrari seit einem halben Jahr die Red-Bull-Mentalität einzuimpfen. "Sie gehen mit allem ans Limit. Ihre Fehlerrate ist so gering, weil sie erstens daran gewöhnt sind, es so zu machen, und zweitens meistens unbehelligt an der Spitze fahren konnten."

Frederic Vasseur - Ferrari - Formel 1 - GP Bahrain - 28. Februar 2024
Motorsport Images

Frederic Vasseur findet, dass Ferrari ein bisschen mehr wie Red Bull werden sollte.

Defizite in langsamen Kurven

Leclerc wägt beim Betrachten des neuen Red Bull ab: "Es ist schwierig von außen zu beurteilen, wie viel Risiko sie tatsächlich genommen haben. Wir können ja nicht unter die Verkleidung schauen. Wichtig ist das Verständnis. Wenn du weißt, was dein Auto macht, kannst du auch näher ans Limit gehen. Das hat sich bei uns seit letztem Jahr in Zandvoort deutlich verbessert."

Vom Fahrkomfort fühlt sich das neue Auto ähnlich an wie das 2022er-Auto, in dem Leclerc drei Grands Prix gewonnen hat. "Die Balance ist aber völlig anders." Alle Baustellen am SF-24 sind noch nicht ausgeräumt, wie Leclerc zugibt: "Wir haben noch Defizite beim Einlenken in langsame Kurven. Da untersteuert das Auto zu stark. Diese Tendenz sieht man aber bei vielen Autos, wenn ich mir die Aufnahmen der Bordkamera anschaue."

Die zweite Saisonhälfte 2023 gab dem fünffachen GP-Sieger das Vertrauen in sein Team zurück. Teamchef Vasseur steht für neue Visionen und klare Ziele. "Ferrari ist ein spezielles Team. Fred hat Ferrari in erstaunlich kurzer Zeit verstanden und dann auch in eine andere Richtung gelenkt. Er hat alle auf eine neue Arbeitsweise eingeschworen und weiß genau, was er will."

Ferrari - Formel 1 - GP Bahrain - 28. Februar 2024
ams

Kann Ferrari Red Bull wenigstens ein bisschen ärgern?

Hamilton nie Teil von Leclercs Träumen

Das gab dem 26-jährigen Monegassen das Vertrauen, seinen Vertrag bei Ferrari zu verlängern. "Normalerweise entscheide ich öfter mit dem Herzen als dem Kopf. Aber diesmal war es eher eine rationale als eine emotionale Sache. Mir war bei aller Liebe zu Ferrari wichtig, dass wir in die richtige Richtung gehen."

Der neue Teamkollege ab 2025 spielt bei Leclerc noch keine große Rolle. Mit Lewis Hamilton einmal für Ferrari zu fahren, war nie Teil seiner Träume. "Es ist schön, dass wir so eine Ikone wie Lewis an Bord bekommen, doch im Moment liegt der volle Fokus auf dieser Saison."

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