Alfa-Sauber verliert Platz acht
Mexiko-Pleite könnte Millionen kosten

GP Mexiko 2023

Von den Startpositionen neun und zehn hoffte Alfa-Sauber auf Punkte. Am Ende stand die Mannschaft aus der Schweiz mit leeren Händen da. Doppelt bitter auf einer Rennstrecke, die wie maßgeschneidert für den C43 war.

Guanyu Zhou - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Mexiko 2023 - Mexico City
Foto: xpb

Der GP Mexiko könnte Alfa-Romeo-Sauber noch teuer zu stehen kommen. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou starteten nebeneinander aus der fünften Reihe. Das Team hatte die Vorlage von Alpine und Aston Martin genutzt, die beide in der dünnen Höhenluft schwächelten. Der eine, weil es dem Motor an Leistung fehlt und die Elektromaschinen zu früh in den Ladebetrieb übergehen. Der andere, weil er sich mit seinem Auto im Irrgarten bewegt.

Von den Plätzen neun und zehn konnte es nur eine Marschroute geben: Die Alfa-Piloten sollten ein paar Punkte aus Mexiko-Stadt mitnehmen. Auch wenn den Strategen klar war, dass mit Alexander Albon und Lando Norris mindestens zwei schnelle Gegner von hinten kommen würden. Beide überholten die Alfa-Sauber dann auch tatsächlich im Rennen. Weder Zhou noch Bottas hielten sich in den Punkten.

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Und als ob das aus Sicht des Schweizer Rennstalls nicht schon schlimm genug gewesen wäre, landete Alpha Tauri dank Daniel Ricciardo auch noch einen Treffer. Mit einem Schlag sprang Red Bulls B-Team vom letzten auf den achten Platz, vorbei an Alfa-Sauber, das mit 16 Zählern punktgleich ist. In den letzten drei WM-Läufen samt Sprint in Brasilien geht Alpha Tauri als Favorit ins Duell, weil der AT04 inzwischen das bessere Auto ist.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Formel 1 - GP Mexiko 2023 - Mexico City
xpb

Alfa-Sauber rutschte in Mexiko auf Platz acht der Konstrukteurs-Wertung ab.

Der Kampf um das Preisgeld

Williams hat als WM-Siebter auf beide ein Polster von zwölf Punkten. Jede Position ist Millionen wert, wie der Blick auf die Ausschüttung der Formel 1 in dieser Saison zeigt. Da kassierte der WM-Siebte des Vorjahres 82 Millionen aus dem F1-Topf. Der Achte bereits vier Millionen weniger. Der WM-Neunte bekam noch 73 Millionen US-Dollar Preisgeld ausgeschüttet. Dort rangiert Alfa-Sauber. Zum Vergleich: 2022 belegte das Team aus Hinwil den sechsten Platz und erhielt dafür 92 Millionen. Der WM-Zehnte kassierte übrigens noch 68 Millionen.

Die Summen werden sich verändern – je nachdem, ob die Formel 1 in diesem Jahr mehr einnimmt oder weniger. Aber sie geben ein gutes Gefühl, was auf dem Spiel steht im Vierkampf der Hinterbänkler Williams, Alpha Tauri, Alfa-Sauber und Haas. Jede verpasste Chance schmerzt. In Mexiko fiel Bottas wie so oft in der Startrunde zurück. Der Teamkollege hielt sich zunächst auf Rang zehn.

Das Team splittete die Taktik: Zhou kam früh zum ersten Stopp, Bottas später. Der Finne schaffte es nicht bis zur Unterbrechung, den Reifenwechsel hinauszuzögern. Im zweiten Rennteil verhedderte sich dann auch noch ein Abreißvisier in einem der hinteren Bremsschächte. Bottas musste die Bremstemperaturen mehr managen, als es ihm lieb war. Zhou stand mit zu alten Reifen am Neustart. Beide hatten mit der Vergabe der Punkte nichts mehr zu tun. Bottas kollidierte obendrein mit Lance Stroll.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Lance Stroll - Aston Martin - GP Mexiko 2023 - Mexiko-Stadt - Formel 1
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Valtteri Bottas rumpelte Lance Stroll von der Strecke und schmiss die Chance auf Punkte weg.

Mexiko eigentlich wie gemacht für Sauber

Dabei hatte eigentlich alles gepasst. In der Hitze verfolgte die Alfa-Piloten nicht das übliche Problem mit den Reifen. Je kühler, desto schlimmer: Dann bekommen sie die Reifen nicht auf Temperatur. Je heißer, desto besser. Mit den letzten Upgrades wurde der C43 besser in schnellen Kurven. Das Auto präferiert jetzt nicht mehr die langsamen, sondern zeigt sich ausgeglichener.

Auf einem Asphalt ohne Bodenwellen konnten die Ingenieure den C43 tieflegen. "Strecken wie Austin sind tödlich für uns. Mit den vielen Bodenwellen müssen wir im Heck höher fahren, was Abtrieb kostet. Wir hätten es gar nicht wie Aston Martin und Haas machen können und aus der Boxengasse starten. Selbst mit frischer Schutzplanke hätten wir nicht weiter runtergehen können, mit der Bodenfreiheit", erzählt der stellvertretende Teamchef Alessandro Alunni-Bravi.

Auch die Beschaffenheit des Asphalts an sich half den Schweizer Autos. Plus die dünne Höhenluft mit 22 Prozent weniger Sauerstoffgehalt. In Mexiko fahren alle mit größtmöglichen Flügeln, die sich aber so verhalten wie in der Monza-Konfiguration. Es gibt einfach nicht genug Luftpartikel, damit die Aerodynamik wie üblich funktioniert. Effiziente Autos verlieren ihren Vorteil, weil geradeaus weniger Luft verdrängt werden muss.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - GP Mexiko 2023 - Mexiko-Stadt - Formel 1
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Dank der letzten Upgrades funktioniert der C43 nun besser in schnellen Kurven.

Interlagos keine Alfa-Strecke

Der große Schwachpunkt des C43, der hohe Luftwiderstand, bremste diesmal also nicht ein. Auch mit der Kühlung hatte man keine Probleme. Beim Vergleich zwischen der Fahrzeugvorstellung während "Show and tell" am Freitag und dem Auto in der Startaufstellung am Sonntag fiel auf, dass die Ingenieure die Verkleidung sogar noch enger ziehen konnten. Das bringt Performance. Es half alles nichts.

In Brasilien dürfte Alfa-Sauber wieder leiden. Die Strecke verlangt Kompromisse bei der Aerodynamik-Konfiguration und dem Setup – zwischen langsam und schnell, zwischen Kurve und Gerade. Da dürfte der C43 wieder von seiner Ineffizienz heimgesucht werden. Die können die Ingenieure erst mit dem nächstjährigen Auto beheben. Vermutlich war man beim Packaging unter der Verkleidung und mit den Kühlern etwas zu konservativ, was sich auf die Aerodynamik auswirkt. Letzter Nachteil: Der Asphalt in São Paulo ist wieder welliger.

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