Halbzeit-Bilanz der Fahrer in der Formel 1
Wer ist der Chef im Team?

Die Formel 1 befindet sich in der Sommerpause. Grund genug, einen Blick auf die Teamduelle zu werfen. Wer schneidet besser und wer schlechter ab als erwartet? Den Teamkollegen zu schlagen, hat für jeden Fahrer Priorität. Wir geben den Überblick.

Max Verstappen - GP Belgien 2023
Foto: Wilhelm

Red Bull – Verstappen vs. Perez

Nach einem ausgeglichenen Saisonstart hat Max Verstappen seinem Teamkollegen Sergio Perez die Grenzen aufgezeigt. Sowohl der Weltmeister als auch der Mexikaner gewannen jeweils zwei der ersten vier Grands Prix. Voller Selbstvertrauen reiste Perez nach Miami, dem fünften Rennen des Jahres, und verlor im direkten Duell auf der Strecke gegen den Niederländer. Einmal Blut geleckt, legte Verstappen eine Serie von acht Siegen en suite auf die Formel-1-Kurse dieser Welt hin. Im Rennduell steht es somit 10:2.

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Dasselbe Ergebnis steht auch beim Qualifying in den Statistiken. Bei bisher drei gefahrenen Sprint-Wochenenden führt Verstappen sowohl im Sprint-Rennen als auch im Sprint-Qualifying mit 2:1. Die Dominanz Verstappens schlägt sich auch in der Durchschnittsnote von auto motor und sport nieder: 9,50 für Mad Max. Perez erreicht lediglich eine 6,92.

Red Bull - Max Verstappen - Sergio Perez - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Die Frage nach dem Chef im Team stellt sich bei Red Bull nicht. Max Verstappen feierte seit Miami acht Siege in Serie. Teamkollege Sergio Perez bleibt nur die Rolle des Wasserträgers.

Ein von Fans und Experten erhoffter Zweikampf um den Titel machte Verstappen ab Miami einen Strich durch die Rechnung und demütigt seitdem seinen Teamkollegen. In der WM hat er satte 125 Punkte Vorsprung auf seinen Stallgefährten, der sein erster "Verfolger" ist. Verstappen hält bei 314 und Perez bei 189 Zählern. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann der 25-Jährige sich zum dritten Mal zum Formel-1-Weltmeister krönt. Ein Ziel schwebt ihm und seinem Team ebenfalls vor Augen: die perfekte Saison. Red Bull gewann bisher alle zwölf Rennen. Zehn Grands Prix stehen 2023 noch im Kalender.

Mercedes – Hamilton vs. Russell

Erwartungsgemäß enger geht es bei Mercedes zu. Im Gegensatz zur Vorsaison hat aber Lewis Hamilton die Oberhand beim Zweiten der Teamwertung. Der Rekordweltmeister führt im Quali-Duell mit 7:5 gegen den starken Qualifier George Russell. Im Rennen schlägt das Pendel noch stärker Richtung des 38-jährigen Routiniers aus – 9:3 für Hamilton. Nur bei den Sprint-Formaten liegt der hoch gehandelte Russell mit 2:1 sowohl im Sprint-Qualifying als auch im Sprint-Rennen in Front. Bei der ams-Durchschnittsnote hat Hamilton wiederum die Nase vorne: Eine starke 8,0 gegenüber einer 7,75 für den 25-jährigen Russell.

Mercedes - Lewis Hamilton - George Russell - Formel 1 - Teamduelle 2023
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2022 verlor Lewis Hamilton noch das Teamduell gegen George Russell. Dieses Jahr hat der Altmeister den Spieß umgedreht und liegt vor seinem englischen Landsmann.

Das bisherige Mercedes-Highlight in dieser Saison setzte ebenfalls Hamilton. Dem Engländer gelang im Qualifying in Budapest eine Fabelrunde, mit der sich Hamilton sogar knapp die Pole-Position vor Dauersieger Max Verstappen schnappte. Im vergangenen Jahr war es noch George Russell, der für die wenigen Glanzlichter sorgte. In Ungarn fuhr er die erste Pole seiner Karriere ein und gegen Ende der Saison gewann er in São Paulo den ersten Grand Prix seiner Laufbahn – vor Lewis Hamilton.

2023 muss sich der talentierte Engländer mehr strecken, um mit dem Altmeister auf Augenhöhe zu sein. In der Tabelle liegt Hamilton mit 148 Punkten nur einen Zähler hinter dem WM-Dritten Fernando Alonso auf Platz vier. Russell ist WM-Sechster mit 99 Punkten, hat aber auch zwei Ausfälle in der Statistik stehen. Hamilton punktete dagegen wie Verstappen und Fernando Alonso bei jedem Rennen, was uns zu Aston Martin bringt.

Aston Martin – Alonso vs. Stroll

Beim WM-Dritten stellt sich nicht die Frage nach der Nummer eins. Fernando Alonso ist in jeder Hinsicht besser als Lance Stroll. Verwunderlich ist das nicht, schließlich mangelt es dem Spanier auch mit 42 Jahren noch nicht an der nötigen Motivation. Von seiner Klasse hat der Mann aus Oviedo ebenfalls nichts eingebüßt. In der Quali-Statistik führt Alonso 10:2 und im Rennen sogar 11:1. Lediglich in Barcelona gelang es dem Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll den zweimaligen Weltmeister zu schlagen.

Immerhin in den Sprint-Rennen führt Stroll mit 2:1. In den Qualifyings für die Sprints steht es dagegen 2:1 für Alonso. Die starken Leistungen des Asturiers münden in einer ams-Durchschnittsnote von 8,83. Nur Klassen-Primus Verstappen ist noch einen Tick besser. Stroll kommt lediglich auf eine 6,83.

Aston Martin - Fernando Alonso - Lance Stroll - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Fernando Alonso beweist auch 2023, dass er zu den besten Fahrern der Königsklasse zählt. Seinen Stallgefährten Lance Stroll hat der mittlerweile 42-Jährige komplett im Griff.

Zu Saisonbeginn schien es noch, als wäre der Kanadier näher an Alonso dran. Trotz seines Handgelenksbruchs vor den Testfahrten stieg er zum ersten Grand Prix in Bahrain in den AMR23 und lieferte mit Platz sechs ein starkes Rennen ab. Doch es blieb bei dem Strohfeuer. Während Alonso in den ersten acht Grands Prix sechsmal auf das Podium fuhr und bei 149 Zählern steht, sammelte Stroll nur 47 Punkte und einen vierten Rang beim Chaos-Rennen in Melbourne. Aston Martins dritten WM-Platz zu verteidigen, wird auch wegen der durchschnittlichen Leistungen Strolls schwierig. Die Konkurrenz von Ferrari und McLaren hat aufgeholt – und die besseren Fahrer-Duos.

Ferrari – Leclerc vs. Sainz

Ein ausgeglicheneres Teamduell weisen die Zahlen bei Ferrari aus, die aber mehr für Charles Leclerc sprechen. Auf eine schnelle Runde gilt der Monegasse ohnehin als einer der besten der Formel 1. Er führt im Quali-Duell mit 8:4 gegen Carlos Sainz. Im Rennen verkürzt der Spanier auf 5:7. Die drei Sprint-Wochenenden nutzte Sainz besser als Leclerc, weshalb er hier sowohl im Rennen als auch im Quali mit 2:1 vorn liegt. Einen Tick besser liest sich die 7,67 als Durchschnittsnote von auto motor und sport für Charles Leclerc. Teamkollege Sainz ist mit einer 7,42 einen Tick schlechter.

Ferrari - Charles Leclerc - Carlos Sainz - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Knapper als bei Aston Martin geht es bei Ferrari zu. Charles Leclerc schneidet besser ab als Carlos Sainz. Der Vize-Weltmeister setzte mit dem schwierig zu fahrenden SF23 mehr Highlights als Sainz.

Die wenigen Ferrari-Highlights setzte Leclerc in dieser Saison. In Baku stellte der 25-Jährige in der Sprint-Quali und der Qualifikation den SF23 auf den ersten Startplatz. Einem Rennsieg läuft die Scuderia aber seit dem GP Österreich 2022 hinterher. Der Frust im Team und bei den Fahrern wächst. Während Leclerc zu Beginn der Saison 2022 noch Rennen gewann und vom WM-Titel träumen durfte, fahren die Italiener dem Dominator Red Bull seit einem Jahr hinterher.

McLaren – Norris vs. Piastri

Glaubt man den Statistiken, scheint es bei McLaren eine klare Nummer 1 zu geben. Lando Norris führt im Rennduell mit 9:3, im Qualifying war Talent Oscar Piastri nur zweimal schneller. Doch der Rookie heizt dem Engländer mehr und mehr ein. In Spa fuhr der Australier bei feuchten und nassen Streckenbedingungen im Sprint-Qualifying und im Sprint-Rennen auf Platz zwei. Kurzzeitig führte der 22-Jährige sogar und ärgerte Überflieger Max Verstappen in seinem MCL60. Im Sprint-Qualifying führt Norris mit 2:1, im Sprint-Rennen dreht Piastri das Ergebnis mit 2:1 zu seinen Gunsten.

McLaren - Lando Norris - Oscar Piastri - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Das Teamduell bei McLaren verspricht für die Zukunft würzig zu werden. Oscar Piastri beweist als Rookie sein Talent und kommt dem Teamleader Lando Norris immer näher.

Lando Norris hat mit 69 Zählern gegenüber den 34 von Oscar Piastri die Oberhand. Die repräsentative ams-Durchschnittsnote zeichnet jedoch ein anderes Bild. Bei Norris steht eine 7,67 im Notenheft und eine 7,17 bei Piastri. Der verbesserte McLaren und die wachsende Erfahrung dürften Norris im Duell mit seinem jungen Teamkollegen zukünftig die ein oder andere Sorgenfalte auf die Stirn treiben. Die Fahrerpaarung beim Traditionsteam verspricht eine Menge Potenzial und Zündstoff.

Alpine – Ocon vs. Gasly

Gespannt blickte die Formel-1-Welt auf das Teamduell bei Alpine. Die französische Nationalmannschaft der Königsklasse verpflichtete vor der Saison Pierre Gasly und setzte ihn in das zweite Cockpit neben Landsmann Esteban Ocon. Es ist bekannt, dass die beiden nicht die besten Freunde sind. In Australien kamen sich die beiden in die Quere und kegelten sich gegenseitig von der Bahn. Dem Team gingen bei dem Chaos-Rennen viele Punkte flöten. Einen alleinigen Schuldigen benannte die Teamführung nicht.

Alpine - Pierre Gasly - Esteban Ocon - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Das französische Nationalteam Alpine hat eine heißblütige Fahrerpaarung. Ocon und Gasly sollen nicht die besten Freunde im Grid sein. Sie boxten sich in Australien bereits von der Strecke.

Im Qualifying steht es 6:6, das Rennduell führt Gasly mit 6:5 an. Knapp geht es auch bei den Sprint-Formaten zu. Beim Sprint-Qualifying liegt der ehemalige Mercedes-Junior Ocon mit 2:1 in Front. Gasly entschied zwei von drei Sprint-Rennen für sich. In Spa gelang dem ehemaligen Red-Bull-Piloten sogar Platz drei. Ocon sammelte mit 35 Punkten zwölf Zähler mehr als sein französischer Landsmann. Einen Tick besser schneidet der Ungarn-Sieger von 2021 auch bei der ams-Note ab. Ocon hält bei einer 6,83 – Gasly bei einer 6,50. Das Highlight der Saison setzte Ocon mit Platz drei in Monte Carlo.

Williams – Albon vs. Sargeant

Alex Albon kann als einziger Pilot eine weiße Weste im Qualifying-Duell nach zwölf Saisonrennen vorweisen. Der Thailänder lässt seinem US-amerikanischen Teamkollegen Logan Sargeant nicht den Hauch einer Chance. Im Rennduell steht es nur 2:10 aus Sicht des Rookies. Die beiden Erfolge kamen jedoch aufgrund von Ausfällen bei Albon zustande. Im Sprint-Qualifying und im Sprint-Rennen führt der ehemalige Red-Bull-Mann mit 3:0. Alle elf Konstrukteurs-Punkte sammelte die klare Nummer 1 des Teams.

Williams - Logan Sargeant - Alex Albon - Formel 1- Teamduelle 2023
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Das Teamduell bei Williams entscheidet Alex Albon klar für sich. Der Thailänder dominiert seinen Rookie-Stallgefährten Logan Sargeant. Der US-Boy muss sich um sein Cockpit für 2024 sorgen.

Am deutlichsten wird die Diskrepanz bei den Noten von auto motor und sport. Bei Alex Albon steht eine starke 7,50 im Notenheft. Logan Sargeant ist mit einer 4,83 der schlechteste aller Fahrer. Die schwache Performance setzt den 22-Jährigen unter Druck. Sargeant muss um seinen Platz für 2024 bangen.

Haas – Hülkenberg vs. Magnussen

Nico Hülkenberg ersetzte zu Beginn der Saison 2023 seinen Landsmann Mick Schumacher bei Haas. Der 35-Jährige schaffte es nach einer Pause von drei Jahren zurück in ein F1-Stammcockpit – und Hülkenberg überzeugte auf Anhieb. Im Qualifying glänzt der Deutsche mit starken Leistungen und führt mit 9:3 gegen Kevin Magnussen. Das Rennduell gestaltet der Däne ausgeglichen – 6:6. Im Sprint-Qualifying hat Hülkenberg mit 2:1 leicht die Nase vorne, während Magnussen in den Sprint-Rennen mit 2:1 führt. Hülkenberg landet bei einem ams-Notendurchschnitt von 6,75 – Magnussen schneidet mit 6,08 schwächer ab als sein Teamkollege.

Haas - Nico Hülkenberg - Kevin Magnussen - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Nico Hülkenberg feierte bei Haas ein starkes Comeback als Stammpilot. Der Deutsche ist der bessere Mann im US-Team und hängt Kevin Magnussen vor allem im Qualifying regelmäßig ab.

In der für das Team wichtigen Konstrukteurs-Wertung fuhr Hülkenberg neun der insgesamt elf WM-Punkte ein. Magnussen muss sich strecken, um einen Vertrag für 2024 bei dem US-Rennstall zu bekommen. Mangels Alternativen scheint der ehemalige McLaren-Pilot bei Teamchef Guenther Steiner gute Karten zu besitzen.

Alfa Romeo – Zhou vs. Bottas

Das von den Noten schwächste Fahrer-Duo besitzt Alfa Romeo. Valtteri Bottas kommt nach zwölf Rennen nur auf eine ams-Note von 5,42. Teamkollege Guanyu Zhou ist nur unwesentlich besser und steht bei einer 5,58. Das Qualifying-Duell führt der langjährige Mercedes-Mann Bottas mit 7:5 und das Renn-Duell mit 8:4 an. An den Sprintwochenenden führt Zhou sowohl im Qualifying als auch im Rennen mit 2:1. Bottas sammelte bisher fünf WM-Punkte, Zhou vier Zähler. Nur Alpha Tauri ist 2023 schlechter.

Alfa Romeo - Valtteri Bottas - Guanyu Zhou - Formel 1 - Teamduelle 2023
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Die beiden Alfa-Romeo-Piloten überzeugten 2023 selten. Sowohl die Leistungen von Valtteri Bottas als auch von Guanyu Zhou waren überschaubar und bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau.

Beide Fahrer hoffen darauf, dass sie bis einschließlich 2026 weiterhin im Auto sitzen. Audi tritt dann in der Formel 1 an. Mit einem Werk im Rücken will das in Hinwil stationierte Team die Königsklasse aufmischen. Die Frage wird jedoch sein, ob Bottas und Zhou die Verantwortlichen überzeugen können. Die Tendenz spricht eher gegen die beiden Piloten.

Alpha Tauri – Tsunoda vs. Ricciardo/de Vries

Das Schlusslicht der Konstrukteurs-Wertung hat 2023 schon ein Opfer gefordert. Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko hatte nach zehn Rennen genug von Rookie Nyck de Vries gesehen und schmiss den Niederländer hochkant raus. Zu Saisonbeginn versprach sich Red Bulls B-Team noch viel vom ehemaligen Formel-2- und Formel-E-Champion. Doch der 28-Jährige enttäuschte die Verantwortlichen und war nicht der erhoffte Teamleader. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen verlor er das Duell gegen Yuki Tsunoda mit 2:8. Das Sprint-Quali-Duell gewann der Japaner mit 2:0, während die Sprint-Rennen 1:1 endeten.

Alpha Tauri - Yuki Tsunoda - Daniel Ricciardo - Formel 1- Teamduelle 2023
Red Bull

Daniel Ricciardo bekam nach Silverstone das Cockpit von Nyck de Vries bei Alpha Tauri. Der Niederländer überzeugte nicht. Jetzt will Ricciardo seine F1-Karriere revitalisieren und Teamkollege Yuki Tsunoda in der zweiten Saisonhälfte nass machen.

De Vries Leistungen resultierten auch in einer ams-Durchschnittsnote von 5,0. Seit dem GP von Ungarn sitzt Daniel Ricciardo im zweiten Alpha Tauri. Für den 34-Jährigen ist es vielleicht die letzte Chance, in der Formel 1 wieder Fuß zu fassen. Der Australier hofft dank guter Leistungen eine Option für das zweite Red-Bull-Cockpit zu sein. In den ersten beiden Grands Prix wusste der achtmalige Rennsieger zu überzeugen. Sowohl im Renn- als auch im Quali-Duell steht es 1:1. Das Sprint-Qualifying und das Sprint-Rennen in Spa entschied Ricciardo sogar für sich. Seine ams-Durchschnittsnote ist mit 7,0 die Gleiche wie bei Teamkollege Tsunoda.

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