Neuer Monza-Asphalt schlecht für Mercedes
Problem mit den Aufwärmrunden

GP Italien 2022

Mercedes ist im Rennen besser als auf eine Runde. Das ist ungewöhnlich für ein Auto mit Schwächen. Normalerweise verhält es sich umgekehrt. Das Problem sind die aggressiven Aufwärmrunden, zu denen die Fahrer gezwungen sind.

Safety Car - Formel 1 - GP Italien - Monza - 8.9.2022
Foto: Motorsport Images

George Russell ist auf diesem Gebiet Experte. Er kennt Autos mit Problemzonen. Der 24-jährige Engländer ist sie drei Jahre lang bei Williams gefahren. Dort hat er festgestellt, dass Autos mit Schwachstellen auf eine Runde am Samstag in der Regel besser aussehen als über die Dauerbelastung eines Rennens. "Auf eine Runde mit dem Extra-Grip frischer Reifen kannst du bestimmte Schwächen überspielen. Im Rennen multiplizieren sich dann die Probleme, weil die Reifen immer älter werden."

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Bei Mercedes kehrt sich diese Regel um. Der W13 ist ein Auto mit gewissen Defiziten. Trotzdem ist er im Rennen besser als auf eine Runde. So gut, dass Lewis Hamilton und George Russell den Ferrari schlagen können, der ein klar besseres Rennauto ist. Und dass sie in Zandvoort sogar vom Sieg träumen durften. Mercedes macht am Sonntag die fehlende Rundenzeit mit dem besseren Reifenverschleiß wett. Eigentlich müsste es anders herum sein.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Italien - Monza - 8.9.2022
Wilhelm
George Russell belegt mit 188 Punkten den vierten WM-Platz.

Monza-Asphalt ein Nachteil für Mercedes

In diesem speziellen Fall kommt eine Eigenschaft ins Spiel, die in der DNA des aktuellen Silberpfeils liegt. Er mag seine aerodynamischen und mechanischen Einschränkungen haben, aber er geht nett mit seinen Reifen um. In Gripabbau und Verschleiß ist er dem Ferrari und sogar dem Red Bull überlegen. Das verschafft den Strategen bei bestimmten Rennen, in denen die Zahl der Stopps und die Wahl der Reifen nicht ganz so eindeutig ist, gewisse Freiheiten.

Am Samstag fällt den Fahrern das Erbgut ihres Autos auf den Kopf. Die Regel, dass ein frischer Reifen Mängel beim Abtrieb oder der Fahrdynamik überdeckt, ist außer Kraft gesetzt, weil die Reifen am Mercedes nur mit radikalen Tricks auf Temperatur kommen wollen. Entweder man geht bei der Felgenheizung ins Risiko oder nötigt die Piloten zu extrem aggressiven Aufwärmrunden. "Für uns ist die Runde davor fast schon eine Qualifikationsrunde. Dann kriegen wir den Reifen von innen heraus vielleicht zum Arbeiten, aber wir zerstören auch seine Oberfläche", erklärt George Russell.

Wenn Mercedes seine Autos in den ersten zwei Startreihen platzieren will, darf nicht das geringste schiefgehen. Tiefe Außentemperaturen sind genauso ein Handikap wie Verkehr auf den Aufwärmrunden. Auch der frisch verlegte Asphalt in den drei Monza-Schikanen könnte laut Russell zum Problem werden. "Sie haben den Asphalt auf der Ideallinie auf etwa vier Meter Breite erneuert. Normalerweise ist ein neuer Belag mehr geschlossen und bietet nicht so viel Grip wie alter Asphalt. Das könnte für uns einen Nachteil bedeuten, weil da der Gummi schlechter arbeitet."