Porsche kämpfte bis Mai um F1-Einstieg
Vier Versuche von Porsche scheitern

GP Spanien 2023

Porsche hat viermal an der Formel-1-Tür angeklopft, und jedes Mal fiel sie zu. Nach der Red Bull-Absage gab es noch Flirts mit Williams, McLaren und zuletzt mit Aston Martin, wo aber Honda das Rennen machte.

Porsche F1 Concept - Mark Antar Design
Foto: Mark Antar Design

Porsche und die Formel 1, das ist eine unglückliche Liebesbeziehung. Die Traum-Ehe will einfach nicht klappen. Den schwäbischen Sportwagenhersteller zog es wie die Konzernschwester Audi in die Königsklasse. Beide arbeiteten im letzten Jahr an einem Formel-1-Einstieg. Doch während Audi mit Sauber längst einen Landeplatz gefunden hat und ab 2026 mit einem eigenen Team und einem neu konstruierten Antrieb aus Ingolstadt antritt, steht Porsche immer noch mit leeren Händen da.

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Wie mittlerweile durchgesickert ist, gab es mehr als nur einen ernsthaften Versuch, in der höchsten Spielklasse des Motorsports Fuß zu fassen. Die Ehe mit Red Bull schien bereits geschlossen. Porsche wollte 50 Prozent von dem österreichischen Formel-1-Team übernehmen und zusammen mit RB Powertrains einen Motor entwickeln. Das Projekt scheiterte im letzten Moment, weil Porsche zu viel Einfluss forderte, Red Bull aber lieber unabhängig bleiben wollte. Das Weltmeister-Team verbündete sich vier Monate nach der Scheidung mit Ford.

Williams als zweite Anlaufstelle

Trotzdem hielten die Schwaben eisern an ihrem Formel-1-Plan fest und stellten ein Budget bereit, den Motor zu entwickeln. Basis sollte der V6-Turbo ein, der bereits 2018 auf dem Prüfstand stand. Das Projekt wurde damals auf Eis gelegt, weil Porsche in den Strudel des Dieselskandals geriet. Außerdem wurden in Weissach Pläne durchgespielt, wie man die Infrastruktur modernisieren und rechtzeitig zum Start der 2026er-Saison auf Formel 1-Niveau heben könnte. Ohne Red Bull hätte man den Antrieb im Alleingang entwickeln und fertigen müssen.

Neues Porsche Wappen Logo Emblem 2023
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Hätte man das neue Porsche-Wappen vielleicht in der Formel 1 gesehen?

Die zweite Anlaufstelle von Porsche war Williams. Doch der englische Traditionsrennstall lehnte eine Teambeteiligung ab. Die Beweggründe der amerikanischen Investmentfirma Dorliton Capital für ihren Kurs der Ablehnung sind nicht ganz klar. Es kann nicht nur daran liegen, dass man sich mehr Geld verspricht, je länger man wartet. Der Schuss kann auch nach hinten losgehen.

Nach Williams kam McLaren

Nach Williams klopfte Porsche bei McLaren an. Mit dem gleichen Plan wie ein Jahr zuvor Audi. Man war am Rennteam und der Sportwagen-Manufaktur interessiert. Für McLaren würde der Einstieg eines Großserienherstellers schon deshalb Sinn ergeben, weil man dringend Partner bei der Elektrifizierung und Hybridisierung seiner Sportwagen braucht.

Doch der Versuch sich einzukaufen scheiterte aus den gleichen Gründen wie bei Audi. Es ist bei McLaren schwer abzuschätzen, wie viele Verbindlichkeiten man mit erwirbt und welche Fallstricke es bei der Seriensparte gibt.

Porsche gegen Honda

Die größte Chance tat sich für Porsche dann bei Aston Martin auf. Auch hier wieder mit einer Beteiligung an den Straßensportwagen und dem Rennteam im Paket. Aston Martin hatte erkannt, dass man bei der Komplexität des Antriebs ab 2026 nur als Werksteam Aussicht auf Erfolg hat. Es gab aber neben Porsche noch einen zweiten Kandidaten. Honda hatte schon im Februar ein Formel-1-Comeback beschlossen und suchte noch einen Partner.

Aston Martin - Honda - Formel 1
Motorsport Images
Bei Aston Martin setzte sich Honda durch.

Der Deal zwischen Aston Martin und Porsche scheiterte angeblich erst Anfang Mai. Aston Martin drängte mit Honda in der Hinterhand auf eine schnelle Entscheidung. Die konnte und wollte der Vorstand im VW-Konzern nicht übereilt treffen. Kaum stieg Porsche aus der Nummer aus, erhöhte der chinesische Autogigant Geely seine Anteile bei Aston Martin Lagonda auf 17 Prozent.

Für Aston Martin war Honda am Ende die attraktivere Braut. Die Japaner geben sich mit der Entwicklung und Bereitstellung der Technik zufrieden, fordern keine Teamanteile und mischen sich auch sonst nicht groß in die Belange des Rennstalls ein. Sie bauen derzeit den erfolgreichsten Antrieb im Feld und haben in Sakura eine funktionierende Infrastruktur. Auf der Seite der Technik gab es da bei Porsche größere Fragezeichen.

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