Vorschau GP Japan 2024
Verstappens Rache in Suzuka?

GP Japan 2024

Zum 34. Mal fährt die Formel 1 ein Rennen in Suzuka. Vor dem GP Japan stellt sich die Frage: Erholt sich Red Bull von der Niederlage in Australien? Konkurrent Ferrari hat nach dem Doppelerfolg in Melbourne Blut geleckt. In der Vorschau haben wir die letzten Infos zum Japan-Klassiker zusammengetragen.

Max Verstappen vs. Carlos Sainz - GP Australien 2024
Foto: xpb

Nach dem GP Australien legte die Formel 1 eine zweiwöchige Pause ein, bevor sie nach Suzuka weitergezogen ist. In Japan findet das vierte Saisonrennen des Jahres statt. Normalerweise steigt die Suzuka-Sause im Herbst. Doch 2024 rückt der Grand Prix ins Frühjar.

Erstmals reist Red Bull mit einer Schlappe im Gepäck zum nächsten Grand Prix. Max Verstappens Bremse verrauchte in Melbourne nach nur wenigen Kilometern. Der Weg für Ferraris ersten Saisonsieg dank Carlos Sainz war frei. Charles Leclerc machte den ersten Doppelerfolg seit dem Bahrain-Grand-Prix 2022 perfekt.

Unsere Highlights

Die Dominatoren der vergangenen beiden Jahre haben somit etwas gutzumachen. Auch ohne den Ausfall Verstappens, hätte Ferrari Red Bull zu Fall bringen können. Sergio Perez verlor im Rennen 56 Sekunden auf Sieger Sainz. Das zeigt die Konkurrenzfähigkeit Ferraris. Red Bull hatte Probleme mit den weichen Reifen von Lieferant Pirelli. Die Gummis auf dem RB20 begannen schnell an zu körnen. Erst zum Qualifying fand das Weltmeister-Team den Speed. Verstappen erkämpfte sich zum dritten Mal in dieser Saison die Pole-Position.

Das Rennen in Japan könnte von Wetterkapriolen heimgesucht werden. An allen drei Session-Tagen könnte es laut dem aktuellen Wetterbericht zu Schauern kommen. Vor allem am Rennsonntag soll es regnen. Wird der Grand Prix freigegeben, dürfte das für Spektakel sorgen. Wer live dabei sein will, sollte sich den Wecker stellen. Qualifying (8.00 Uhr) und Rennen (7.00 Uhr) werden im Frühstücksfernsehen übertragen.

Mercedes - GP Japan 2023 - Suzuka - Streckengrafik
Mercedes

Suzuka zählt zu den Lieblingsstrecken der Formel-1-Fahrer.

Die Strecke: Suzuka Circuit

Schon seit 1987 werden auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs südlich von Suzuka Formel-1-Rennen ausgetragen. Seitdem stößt die schnelle Strecke mit ihrem charakteristischen Achter-Layout bei Fans und Fahrern auf viel Begeisterung. Fließende Kurvenkombinationen, enge Schikanen und Haarnadeln sowie lange Vollgaspassagen sorgen für eine aufregende Mischung.

Fehler verzeiht der Kurs nicht. Im Gegensatz zu den vielen neueren Retorten-Pisten lauern hier noch echte Kiesbetten jenseits der Kerbs und keine asphaltierten Auslaufzonen in der Größe von Supermarktparkplätzen. Die vielen anspruchsvollen Passagen verlangen von den Fahrern stets volle Konzentration.

In den S-Kurven zu Beginn der Runde muss die Linie bei jedem der sechs Richtungswechsel perfekt passen. Im Prinzip lenken die Fahrer von Kurve eins bis Kurve sieben fast durchgehend. Auch die beiden Degner-Kurven (T8 + T9) sorgen traditionell für viel Action und immer wieder für spektakuläre Ausritte. In der schnellen 130R-Kurve bekommen die Piloten dagegen nur noch selten Schweißausbrüche. Dank des hohen Abtriebslevels moderner F1-Autos ist der Vollgas-Knick nicht mehr die große Herausforderung, die er früher einmal war.

Suzuka zählt neben Monaco, Budapest und Katar zu den vier Strecken im Rennkalender mit nur einer DRS-Zone. Wie in den Jahren zuvor verzichtet die FIA weiterhin aus Sicherheitsgründen darauf, die lange Anfahrt zur 130R in eine DRS-Zone zu verwandeln. So dürfen die Piloten den Heckflügel nur auf der Zielgeraden flach stellen. Überholen ist auf dem flüssigen Layout keine einfache Angelegenheit. Neben der ersten Kurve bieten die enge Spoon-Kehre (T11) und die Zielschikane (T16) noch die besten Chancen für eine Attacke.

Pirelli - Reifen - GP Japan 2024 - Formel 1
Pirelli

Das sind die Anforderungen, die Suzuka an die Reifen stellt.

Fast Facts

  • Streckenlänge: 5,807 km
  • Rundenanzahl: 53 Runden
  • Gesamtdistanz: 307,471 km
  • Anzahl Kurven: 18 (8 links / 10 rechts)
  • Rundenrekord (Rennen): 1:30.983 min (Hamilton, 2019)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:27.064 min. (Vettel, Q3 2019)
  • Distanz Pole-Position bis erste Bremszone: 276,8 Meter
  • Länge der Boxengasse: 398 Meter
  • Vollgas-Anteil (Rundenzeit): 64,9 Prozent (Rundendistanz: 73,4 Prozent)
  • Top-Speed: 325,9 km/h
  • DRS-Zonen: 1 (T18-1)
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 80 Prozent (4/5)
  • Reifensorten: C1, C2 & C3

Das Setup

Die vielen schnellen Richtungswechsel verlangen Stabilität im Auto und viel Grip vor allem auf der Vorderachse. Untersteuern kostet Vertrauen und beansprucht die Reifen über Gebühr. Zu steil dürfen die Flügel aber auch nicht stehen, um auf den langen Vollgaspassagen nicht zu viel Luftwiderstand zu bieten. In den Freien Trainings müssen Fahrer und Ingenieure den optimalen Kompromiss finden, was mit den Groundeffect-Autos nie einfach ist.

Tückisch ist in Suzuka auch immer der Wind, der durch die Nähe zum Meer stets mit einer steifen Brise weht und nicht selten mehrmals am Tag die Richtung wechselt. Für den Motor stellt die Strecke ebenfalls eine etwas höhere Belastung dar. Der Vollgas-Anteil (gemessen auf die Rundendistanz) liegt bei 73,4 Prozent. Die Bremsen sind durch die vielen flüssigen Passagen und die eher niedrigen Temperaturen dagegen weniger gefordert.

Bei der Abstimmung der Dämpfer gibt es normalerweise keine großen Herausforderungen. Der Asphalt weist traditionell nur wenige Bodenwellen auf. In Kurve 8 wurde vor dem letzten Auftritt der Formel 1 ein ganz neuer Belag verlegt. Bis auf die Zielschikane sind die Kerbs flach. Da können die Fahrwerke ordentlich heruntergeschraubt werden, was der Aerodynamik zugutekommt. Pirelli bringt wie üblich die härteren Reifenmischungen mit nach Japan: C1 bis C3. Wie im Vorjahr erwarten wir eine Zweistopp-Strategie, falls es trocken bleiben sollte.

Carlos Sainz - Ferrari - GP Japan 2023 - Suzuka
Wilhelm

Die schnellen Kurven in Suzuka erfordern viel Abtrieb.

Technik-Updates

Nach drei Saisonrennen werden die Teams allmählich ihre ersten Upgrades an die Rennstrecke bringen. Wie wir hören, soll vor allem Branchenprimus Red Bull ein größeres Paket in Suzuka an den RB20 schrauben. Es sind die ersten umfassenderen Weiterentwicklungen am Auto von Max Verstappen und Sergio Perez.

Konkurrent Ferrari versucht es in Japan mit einem kleinen Update. Bis zum Rennen in Imola müssen sich die Fans der Scuderia auf den großen Umbau des SF-24 gedulden. Bei den restlichen Teams gehen wir davon aus, dass sie für den Großen Preis von Japan ebenfalls kleine Upgrades vorbereitet haben. Alpine bringt einen neuen Frontflügel und einen ersten Teil zur Gewichtsreduzierung nach Suzuka.

Am Ende des Feldes muss sich Sauber weiterhin ausharren, ehe das Boxenstopp-Problem gelöst ist. In jedem Rennen der diesjährigen Saison verkantete eine Radmutter auf der Nabe. Die Mechaniker mussten sie dann händisch tauschen. Das kostete viel Zeit. Sauber arbeitet seit mehreren Wochen mit seinen Zulieferern an der Lösung des Problems. Doch die Vorlaufzeit für die neuen Teile ist so lang, dass das Team auch noch in Suzuka mit dem alten Equipment arbeiten muss.

Max Verstappen - Red Bull - GP Australien 2024
xpb

Red Bull will mit einem größeren Technik-Upgrade nachlegen und Ferrari so auf Distanz halten.

Die Favoriten

Ferrari hat in Melbourne gewonnen. Red Bull stürzte ab. Die Frage nach dem Favoriten stellt sich trotzdem nicht. Ein Ausreißer rüttelt da nicht an den generellen Kräfteverhältnissen. Red Bulls Speerspitze Max Verstappen fiel am Anfang des Rennens aus. Zudem ist in Suzuka das Layout und die Anforderungen an das Auto samt Reifen völlig anders. Die schnelle Strecke erfordert viel Abtrieb in den Kurven. Das war Red Bulls Steckenpferd in den vergangenen Jahren.

Hinter Max Verstappen im Red Bull erwarten wir Ferrari. Die Italiener machten in den ersten drei Saisonrennen einen starken Eindruck. Nach den Podestplätzen in Bahrain und Saudi-Arabien rückte Ferrari in Australien Red Bull auf die Pelle. Spezielles Melbourne-Layout und körnende Reifen hin oder her: Mit dem SF-24 ist dem Team ein deutlicher Schritt nach vorne gelungen. In Suzuka gilt es, auch auf einer vermeintlichen Red-Bull-Strecke in Schlagdistanz zu bleiben.

McLaren war sowohl in Saudi-Arabien als auch in Australien die dritte Kraft. Wobei der Abstand in Melbourne auf Red Bull und Ferrari deutlich kleiner war, als in den Rennen zuvor. Lando Norris gelang außerdem der erste Podestplatz für McLaren in dieser Saison. Auch wenn viele Experten das Team nach der starken zweiten Hälfte des Vorjahres näher an der Spitze gesehen hatten, zeigte McLaren einen deutlich besseren Auftakt als in der vergangenen Spielzeit. Suzuka dürfte zudem nach dem Gusto des MCL38 sein. Letzte Saison waren die McLaren in Japan flott unterwegs. Schnelle Kurven liegen den Papaya-Rennern.

Die größte Wundertüte der Top-Teams ist momentan Mercedes. Die Silberpfeile verloren in den schnellen Ecken in Jeddah zu viel Zeit. In Melbourne baute das Team den W15 um und war in den Highspeed-Passagen gut unterwegs. Dafür ging zu viel Zeit in den langsamen Kurven flöten. Wir gehen davon aus, dass Mercedes Probleme haben wird, Red Bull, Ferrari und McLaren herauszufordern. Lewis Hamilton und George Russell müssen sich wohl eher um Fernando Alonso im Aston Martin Sorgen machen.

Toro Rosso führte zuletzt die zweite Tabellenhälfte knapp vor Haas an. Die US-Amerikaner konnten in Melbourne sogar doppelt punkten. Doch dem VF-24 fehlt es noch an Gesamtabtrieb. Williams könnte deshalb an Haas vorbeispringen. Alpine dürfte das Suzuka-Layout entgegenkommen. Nur an zwei Stellen des Kurses ist gute Traktion gefordert und die ist aktuell die Achillesferse des A524. Sauber wird sich strecken müssen, um in den Kampf an der Spitze der "Formel 1b" eingreifen zu können.

Max Verstappen - Formel 1 - GP Japan 2023
Red Bull

Max Verstappen jubelte bei der Japan-Ausgabe 2023 über seinen dominanten Sieg.

So lief der letzte GP Japan (2023)

Max Verstappen nutzte seine Pole-Position und ging in Führung. Lando Norris im McLaren schnappte sich seinen Teamkollegen Oscar Piastri und war erster Verfolger des Weltmeisters. Dahinter sortierten sich die Ferrari von Charles Leclerc und Carlos Sainz ein. Guanyu Zhou beschädigte sich bei einer Startkollision mit Alex Albon seinen Alfa-Sauber. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Strecke, um diese zu säubern.

In Runde 3 holte sich Sergio Perez einen frischen Frontflügel ab, der Mexikaner im zweiten Red Bull hatte sich diesen bei einem Feindkontakt mit Lewis Hamilton beschädigt. Den Restart zwei Umläufe später entschied Verstappen für sich. Am Ende des Feldes boxte Logan Sargeant (Williams) in der Haarnadelkurve Valtteri Bottas von der Strecke. Der Alfa-Sauber-Pilot musste kurz danach aufgeben.

Dasselbe Foul wie Sargeant beging auch Perez. Der Red-Bull-Mann rumpelte in den Haas von Kevin Magnussen, der weiterfahren konnte. Dagegen zog Red Bull das Auto von Perez zunächst zurück. Um eine Startplatz-Strafe für das nächste Rennen in Katar zu umgehen, schickte Red Bull seinen Piloten noch für drei Extra-Runden zurück auf die Strecke. Perez saß die Fünf-Sekunden-Strafe während des Japan-Rennens noch ab und stellte seinen RB19 dann endgültig in die Garage.

An der Spitze überholte Piastri Norris per Undercut. Doch McLaren ordnete kurz darauf an, die Positionen zu tauschen. Norris hatte die bessere Pace. Verstappen blieb auch nach dem zweiten Stopp einsam an der Spitze und gewann den Grand Prix. Dank des Triumphs fixierte der Niederländer den zweiten Konstrukteurs-Titel für Red Bull in Folge.

Norris und Piastri komplettierten das Podium. Vierter wurde Charles Leclerc. Lewis Hamilton konnte Carlos Sainz nur knapp hinter sich halten. Der Spanier hatte gegen Ende des Rennens noch George Russell auf Rang sieben verdrängt. Fernando Alonso wurde Achter. Die Alpine-Piloten Esteban Ocon und Pierre Gasly vervollständigten die Top Ten.

In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Bilder des Rennens in Suzuka aus dem Vorjahr.

Zeitplan GP Japan 2024

Tag

Session

Uhrzeit (MEZ)

Freitag, 05.04.2024

1. Training

04.30 - 05.30 Uhr

2. Training

08.00 - 09.00 Uhr

Samstag, 06.04.2024

3. Training

04.30 - 05.30 Uhr

Qualifikation

08.00 - 09.00 Uhr

Sonntag, 07.04.2024

Rennen

ab 07.00 Uhr

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten