Williams zeigt Interesse an Adrian Newey
Beginnender Red-Bull-Zerfall?

Jeden Tag gibt es neue Schlagzeilen um Adrian Newey. McLaren-Boss Zak Brown sieht den Abgang als Beweis für erste Auflösungserscheinungen bei Red Bull. Und bei Williams wirbt man um die Dienste des Starkonstrukteurs.

Adrian Newey - Red Bull - Formel 1 - GP Miami - 3. Mai 2024
Foto: Red Bull

Adrian Newey sitzt in Miami wie immer auf seinem gewohnten Platz am Red-Bull-Kommandostand. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, als wäre in den vergangene Tagen nichts passiert. Dabei hat der Ingenieur mit der Ankündigung seines Abschieds vom Weltmeisterteam eine kleine Schockwelle durch das Fahrerlager geschickt. Gefühlt ist nun die halbe Formel 1 hinter dem Stardesigner hinterher.

Nach Aston Martin und Ferrari hat nun auch Williams Interesse signalisiert. Teamchef James Vowles versuchte gar nicht erst zu verheimlichen, dass er Newey gerne nach Grove lotsen würde. "Wir haben erst einmal nur ein kurzes Gespräch geführt. Immerhin war Williams das Team, bei dem Adrian seinen Durchbruch gefeiert hat. Wir sind ein Rennstall ohne politische Spielchen. Ein kleines, familiäres Team, das den Weg zurück an die Spitze sucht. Das würde doch perfekt passen, wenn jemand eine neue Herausforderung will."

Unsere Highlights
James Vowles & Zak Brown - GP Miami 2024
xpb

Für Williams wäre Newey ein goldenes Los. Bei McLaren sieht man Auflösungserscheinungen bei Red Bull.

Williams punktet mit Wohlfühl-Atmosphäre

Für ein Kellerkind wie Williams könnte ein Ingenieur vom Kaliber Adrian Neweys eine Abkürzung nach oben bedeuten. Vowles streute dem umworbenen Techniker schon mal ein paar Rosen: "Es gibt kein Team, und dabei zähle ich uns selbst, McLaren und Red Bull dazu, bei dem er nicht einen bedeutenden Unterschied gemacht hat. Da müsste man schon sehr dumm sein, wenn man zu diesem Zeitpunkt nicht zumindest ein paar Gespräche in Gang setzen würde."

Bei Williams weiß man aber auch, dass man beim Gehaltspoker nicht mit Ferrari oder Aston Martin mithalten kann. Deshalb setzt Vowles auf den Wohlfühl-Faktor, um Newey anzulocken. "Wir sind nicht Teil eines großen Autoherstellers. Wir sind eine Gruppe von Individuen, die von sich aus dabei sein wollen. Bei uns geht es nur ums Racing", so Vowles.

Adrian Newey - Ferrari - GP Saudi-Arabien 2024
xpb

Ferrari scheint immer noch die erste Anlaufstelle für Newey zu sein.

Red Bull in instabilem Zustand

Bei McLaren blickt man interessiert von der Seitenlinie auf den Bieterwettbewerb um Newey. Laut Zak Brown ist die eigene Technikabteilung auch ohne den 65-Jährigen gut genug aufgestellt. Der US-Amerikaner nutzt die Diskussion aber, um über den beginnenden Zerfall bei Red Bull zu spekulieren. "Vor sechs Monaten wäre ich von seinem Abschied noch überrascht gewesen. Aber bei all dem, was da seit Jahresbeginn abgegangen ist und so gut, wie ich Adrian als Mann von höchster Integrität kenne, bin ich jetzt nicht überrascht, dass er etwas Neues sucht."

Brown sieht den Zustand von Red Bull als instabil an. Er deutet an, dass nach Newey noch mehr Abgänge folgen könnten. Angeblich bewerben sich bereits die ersten Mitarbeiter des Weltmeisterteams bei der Konkurrenz: "Es ist wahrscheinlich der erste Dominostein, der gefallen ist. Da fliegen momentan einige Lebensläufe herum. Aber was McLaren angeht, bin ich sehr zufrieden mit der Arbeit, die hier von den Männern und Frauen geleistet wird. Ich habe vollstes Vertrauen in das Team, das wir haben."

Christian Horner, Max Verstappen & Helmut Marko - GP Miami 2024
Red Bull

Heile Familie oder Zweckgemeinschaft? Bei Red Bull versucht man den Newey-Abgang kleinzureden.

Marko spricht von Burnout

Bei Red Bull dementierte man natürlich, dass Newey das Team wegen der Querelen rund um Christian Horner vorzeitig verlässt. Teamberater Helmut Marko sprach im TV-Interview bei Sky von fehlender Motivation und einer Art Burnout. "Ich fürchte aber, dass er nach einer gewissen Nachdenkphase wieder diesen Renn-Spirit, den Rennhunger, haben wird, und der dann einem anderen Team und nicht uns zur Verfügung steht."

Auch Horner selbst versuchte den Eindruck zu erwecken, dass sich der Newey-Abgang schon vor der Affäre angekündigt hatte: "Wir haben schon vor zwölf Monaten Gespräche darüber geführt, ob Adrian nicht einen Schritt kürzertreten will. Ich weiß, dass er darüber schon etwas länger nachdenkt. Und wir haben für diesen Fall vorgeplant." Von einem beginnenden Red-Bull-Zerfall will der Teamchef nichts wissen: "Unsere wichtigsten Säulen für die Zukunft stehen. Das technische Team ist durch langfristige Verträge abgesichert."

Live
GP Imola