Christian Danner exklusiv
"Formel E wird nicht neue Formel 1"

Als einer der wenigen Experten durfte Ex-Formel 1-Pilot Christian Danner bereits ein Formel-E-Auto fahren. Das Konzept der neuen Serie findet er positiv, bei der Technik sieht er noch Potenzial. Im Interview schildert der Fachmann seine ersten Eindrücke zur neuen Rennserie.

Christian Danner - Formel E-Test - Donington - 07/2014
Foto: Formula E
Wie war Ihre erste Reaktion, als Sie von der neuen Formel E gehört haben?

Danner: Grundsätzlich ist Potenzial da. Ich finde es auch richtig, mit allen Möglichkeiten Motorsport zu betreiben. Ob Elektromotor oder Gasturbine - das ist mir egal. Es ist Racing und demnach gut, das ist ein Pluspunkt. Ich finde das Konzept ist ein guter Ansatz. Anders als das, was wir kennen. Sie setzen dort an, wo wir hier in der Formel 1 Probleme haben. Zum Beispiel mit der Facebook- und Twitter-Einbindung, der Musik- und Entertainment-Schiene und dass man in die Innenstädte geht. Dann kommt noch das grüne Image dazu.

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Sie durften in Donington schon ein paar Runden in einem Formel E-Auto testen. Wie war Ihr Eindruck?

Danner: Durch meinen Partner DHL wurde ich zu einer Testfahrt eingeladen. Es war eine positive Überraschung. Zwar sieht das Auto etwas komisch aus, aber ein Rennauto ist ein Rennauto. Bei einem Formel-Auto bekomme ich sowieso ein warmes Herz. Im ersten Moment war es seltsam, weil du nichts hörst. Die Reifen haben total viel Grip, das hätte ich nie gedacht. Ich bin 8 Runden gefahren und sofort in den Bereich gekommen, in dem du am Limit fährst. Es war echt ganz lustig. Du hast etwas Power-Übersteuern und Untersteuern beim Einlenken.

Die Piloten müssen während des Rennens das Auto wechseln. Was sagen Sie als ehemaliger Rennfahrer zu der Technik?

Danner: Die Technik ist für mich nüchtern betrachtet eher ein Marketing-Gag und keine puristische Ingenieurskunst. Da ist sicher noch Luft nach oben. Ich sehe es positiv, aber auch realistisch. Ich bin mit 70 Prozent Batterie-Kapazität gefahren und habe 8 Runden geschafft, da war die Batterie komplett leer. In anderen Motorsport-Arten kannst du aber auch nicht immer volle Pulle fahren. Dass man auf das Energiemanagement achten muss, finde ich grundsätzlich nicht so schlimm.

Wird die Formel E in Konkurrenz zu klassischen Motorsport-Serie stehen?

Danner: Grundsätzlich kann uns das ein neues Publikum bringen. Dort werden Leute Motorsport schauen, die damit bisher nichts zu tun hatten. Wenn man die damit infizieren kann, dann haben wir gewonnen. Aber wenn man glaubt, dass das die neue Formel 1 ist, dann hat man sich geschnitten. Ich habe mal verglichen, die Autos fahren Formel Ford-Zeiten. Damit kannst du Rennen fahren, Formel Ford ist auch klasse. Es muss nicht immer Formel 1 sein. Aber es wird nicht den Zirkus hier ablösen. Es dreht sich viel um Investitionen und meiner Meinung nach auch um einen Börsengang in der Zukunft und nicht darum, die Welt mit neuen Motorsport-Highlights zu beglücken. Das ist für mich aber auch völlig in Ordnung. Wir werden gute Rennen sehen und sicher interessante Events haben.

Glauben Sie daran, dass sich in Zukunft große Hersteller in der Formel E engagieren?

Danner: Ob es zu einer durchschlagenden Technologie-Explosion führt und jeder sein eigenes Auto baut, werden wir sehen. Eine leichte Grundskepsis habe ich da. Aber es liegt immer an der Plattform. Da muss ich an die A1-Serie denken. In der Formel E wird viel mit Visionen gearbeitet.

Sind Sie bei einigen Rennen dabei?

Danner: Ich werde zum Auftakt nach Peking reisen. Als DHL-Botschafter werde ich den Gästen das Thema Formel E erklären. Ob ich dort auch mal eine Runde fahre, weiß ich noch nicht.