Formel E in Mexiko 2020
Sieg für Jaguar-Fahrer Evans

Mitch Evans fuhr in seinem Jaguar beim Rennen in Mexiko zum Sieg. Der Neuseeländer angelte sich damit auch die Tabellenführung von Mercedes-Mann Stoffel Vandoorne. Porsche überzeugte nur im Training. Daniel Abt verunfallte schwer.

Mitch Evans - Jaguar - eprix - Mexiko 2020
Foto: Formula E

Nein, eine überragende Dramaturgie konnte das Formel E-Rennen in Mexiko nun wirklich nicht bieten. Der Kampf um den Sieg war nämlich schon nach 400 Metern so gut wie entschieden. Mitch Evans gelang es mit einem beherzten Spätbremsmanöver, André Lotterer, den Trainingsschnellsten, auszutricksen. Der Jaguar-Fahrer stach in Kurve eins innen durch und fuhr fortan ziemlich unbehelligt von lästigen Verfolgern in Richtung Glückseligkeit. Porsche-Fahrer Lotterer musste nach Kontakt mit Evans in der scharfen Rechtskurve einen weiten Umweg nehmen.

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Evans hatte ziemlich leichtes Spiel. „Ich habe nur darauf geachtet, dass alles im grünen Bereich bleibt“, resümierte der 25-Jähige mit dunkler Stimme nach dem Rennen. Anders als vor einem Monat in Chile, als er sogar von der Pole-Position ins Rennen, sich dann aber noch Maximilian Günther (BMW) und António Félix da Costa (DS-Techeetah) beugen musste, verwaltete Evans seine Energieressourcen und die Michelin-Einheitsreifen in bravouröser Manier. „In Santiago hatten wir ein Software-Problem“, erläuterte Jaguar-Teamchef James Barclay.

In Mexiko bewiesen die Jaguar-Techniker, dass sie ihre Hausaufgaben perfekt gemacht haben. Nie hatte man das Gefühl, dass Evans von einem der Verfolger noch unter Druck gesetzt werden könnte. Für Jaguar und Evans war es der zweite Sieg in der Formel E seit dem Rennen in Rom im April 2019.

Start - Formel E - Mexiko 2020 - Evans - Lotterer
Formula E
Die Entscheidung fiel bereits am Start: Evans boxt sich auf der Innenseite an Lotterer vorbei.

Enttäuschung für Porsche

Nach der Super Pole war André Lotterer noch obenauf. Er sicherte sich drei Zähler für die Fahrer-Meisterschaft. Und er konnte von seinem ersten Sieg in der Elektroserie träumen.

Doch dann missglückte Lotterer der Start: „Die Reifen haben zu sehr durchgedreht.“ Das Zweikampfverhalten von Mitch Evans bewertete der Deutsche als „sehr aggressiv.“ Das war nur der Anfang vom Ende. Lotterer touchierte noch den Virgin-Audi von Sam Bird und nach weiteren Feindkontakten, unter anderem mit dem Mercedes von Nyck de Vries, zeigte die Karosserie des Porsche 99X Electric Auflösungserscheinungen. So endete Lotterer verheißungsvoller Mexiko-Aufttritt ziemlich sang- und klanglos mit einer Aufgabe in der Box.

Auch Neel Jani, der zweite Porsche-Fahrer blieb ohne Punkte. Erneut konnte der Schweizer im Qualifying nicht überzeugen. Jani schaffte es wieder nicht, den Vorteil der späten Startgruppe im Quali für sich zu nutzen. Platz 14 am Start, Platz 14 nach einer Durchfahrtstrafe wegen eines Technik-Fauxpas – das hieß: null Punkte.

Ebenfalls eine Nullrunde verbuchte das Mercedes-Werksteam. Nyck de Vries sauste mit Karacho in den Notausgang der Startgeraden und jammerte dann: „Ich hatte keine Bremsen mehr.“ Stoffel Vandoorne, der als Tabellenführer nach Mittelamerika gereist war, schied ebenfalls aus, nachdem er, auf Rang fünf liegend, die Wand bürstete, und zwar ohne tatkräftige Mitwirkung eines Gegners. Teamchef Ian James blieb da nur der Kummer: „Ein charakterbildendes Wochenende.“

Übler Unfall von Daniel Abt

Gemischte Gefühle hingegen bei Audi: Daniel Abt wurde nach einem heftigen Frontal-Einschlag in die Mauer im Freien Training per Helikopter ins Krankenhaus gebracht. „20 g“, meldete Abt. „Mein härtester Crash bisher.“

Der Allgäuer wurde bald wieder entlassen. Er verpasste zwar das Qualifying , meldete sich aber fit fürs Rennen. Nach einem Dreher schied Abt allerdings aus. Teamkollege Lucas di Gassi zeigte wieder einmal eine seiner typischen Aufholjagden. Der Brasilianer machte aus dem bescheidenen 16. Startplatz noch Rang sechs – eine bemerkenswerte Leistung.

Den Vogel in puncto Rennperformance schoss aber Alexander Sims ab. Der Brite im BMW zeigte mehr als ein Dutzend fabelhafter Überholmanöver. Sims schnupfte 13 Konkurrenten auf, kam als Fünfter ins Ziel und liegt nun auf Tabellenplatz zwei, nur einen Zähler hinter Spitzenreiter Evans. Rätselhaft hingegen das Abschneiden von Maximilian Günther. Der Bayer hatte keine schlüssige Erklärung für Platz elf, sogar noch zwei Plätze hinter Pascal Wehrlein. Der Mahindra-Fahrer startete nach eine Strafe wegen Getriebewechsels von ganz hinten und musste obendrein einen Drive-Through-Buße erdulden.

Zurück in der Spur ist DS-Techeetah. Antonio Félix da Costa wurde wie schon Chile Zweiter. Vielleicht wäre mehr drin gewesen, aber fragwürdige Taktikspielchen und Plätzetausch-Manöver mit Teamkollege Jean-Éric Vergne warfen die DS zurück. Und Evans genoss so einen ruhigen Nachmittag.