Formel E in Rom 2021
Siege für Vergne & Vandoorne

Beim zweiten Double-Header der Formel E-Saison ging es drunter und drüber. Die Siege auf dem Stadtkurs von Rom gingen an Jean-Eric Vergne im DS-Techeetah und an Mercedes-Fahrer Stoffel Vandoorne. Audi hatte eine Menge Pech. Bei BMW und Porsche fehlt es offensichtlich am rechten Renn-Speed.

Stoffel Vandoorne - Mercedes - Formel E - ePrix - Rom 2021
Foto: Mercedes

Nach dem Doppelschlag von Saudi-Arabien gastierte die Formel E für das dritte und vierte Saisonrennen in Italiens Hauptstadt. So viele Unfälle wie bei diesen beiden Rennen im Stadtteil EUR sind höchst selten. Nicht immer schlich sich der Gegner auf leisen Sohlen an. Manchmal wurde auch plump geholzt.

Wobei man zur Verteidigung der Crashpiloten auch festhalten muss: Die Straßenverhältnisse – mal nass, mal trocken, mal irgendwas dazwischen – waren trickreich. Und Formel E-spezifisch münden Fahrfehler oder Schubser eben nicht in wüstenähnlichen Auslaufzonen, wo sie oft ohne Konsequenzen bleiben. Stattdessen rumpelt es eben in den Mauern.

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Vergne trotzt Unfall im Training

Den Auftakt zur Crashorgie in Rom machte Oliver Turvey am Ende des Freien Trainings. Der Brite im Nio übersah die karierte Flagge und rammte drei Kilometer später mit Wucht den stehenden DS-Techeetah von Jean-Éric Vergne und den BMW von Jake Dennis. Die Beiden machten sich gerade für die routinemäßigen Startübungen fertig. Alle Beteiligten blieben gesund, aber das Chassis des Nio war erledigt und Turvey musste beim ersten Rennen zuschauen.

Ironie des Schicksals: Unfallopfer Vergne gewann das Rennen von Startplatz fünf aus. Der zweifache Meister profitierte von Fehlleistungen der Konkurrenz. In der zweiten Runde boxte Andre Lotterer beim Kampf um die Spitze den unschuldigen Stoffel Vandoorne ins Aus. Für das überhastete Manöver des Porsche-Fahrers hatten die Kommissare kein Verständnis. Eine Zeitstrafe bedeutete den Absturz aus den Top 10.

Lange sah dann Lucas di Grassi wie der sichere Sieger aus. Doch plötzlich wurde der Audi langsamer. Wie sich später herausstellte, war eine Antriebswelle gebrochen. Das Malheur passierte in einer unübersichtlichen Kurve und löste prompt eine Kettenreaktion aus. Vandoorne entgleiste beim Ausweichmanöver auf einer Bodenwelle, und zu allem Überfluss touchierte er auch noch das Auto von Teamkollege Nyck de Vries. Max Günther überstand den simultanen Highspeed-Dreher ohne Mauerkuss.

Jean-Eric Vergne - DS-Techeetah - Formel E - ePrix - Rom 2021
Formula E
Jean-Eric Vergne gewann den ersten Lauf in Rom.

Zweiter Saisonsieg für Mercedes

Die Aufräumarbeiten gingen gemächlich vonstatten, und so endete das Samstag-Rennen hinter dem Safety-Car, zum zweiten Mal in Folge. Hinter dem Sieger Vergne trudelten die Jaguar von Sam Bird und Mitch Evans im Ziel ein. Die Beiden waren im Mittelfeld gestartet und sowohl der Brite wie auch der Neuseeländer agierten sehr geschickt.

Auch dank einem Quäntchen Glück gelang es ihnen, sich aus Scharmützeln heraus zu halten und den hervorragenden Rennspeed ihrer Jaguar umzusetzen. Eine gute Leistung zeigte auch Rene Rast im Audi. Der DTM-Champion fuhr von Startplatz 20 auf Rang sechs nach vorne. "Darauf kann man aufbauen", meinte Rast.

Bei Mercedes haderte man nicht lange mit dem Doppelausfall: Nach dem Motto "Neues Spiel – neues Glück" spuckte die Mannschaft von Teamchef Ian James in die Hände, und sie wurde belohnt. Vandoorne gewann das Sonntagsrennen von Startplatz vier aus. Der Belgier erlebte erste Reihe Mitte, wie sich der sensationelle Trainingsschnellste Nick Cassidy ohne Not schon in der ersten Runde ohne Mithilfe eines Gegners beim Anbremsen drehte und in den Notausgang verabschiedete.

Norman Nato, der Trainingszweite, wie Cassidy ein Formel E-Rookie, konnte nicht lange Widerstand leisten und auch Pascal Wehrleins Porsche war kein ernsthafter Gegner für den Belgier im Mercedes. Der Deutsche rettete hinter dem überraschend stark auftrumpfenden Alexander Sims im Mahindra immerhin den dritten Platz in Ziel, fasste dann aber nüchtern zusammen: "Im Rennen finden die anderen nach einiger Zeit mehr Speed als wir."

Lucas di Grassi - Audi - Formel E - ePrix - Rom 2021
Motorsport Images
Fortsetzung der Unfallserie: Wie in Saudi-Arabien krachte es mehrmals. Hier rollt Lucas di Grassi im waidwunden Audi aus.

Jaguar in der WM vorn

Die Meisterschaft scheint für Porsche in diesem Jahr in weiter Ferne, zumal Andre Lotterer erneut einen Nuller schrieb: Zunächst wurde er bestraft, weil seine Mechaniker im Grid zu lange arbeiteten, dann gab es eine Busse wegen zu hoher Energie-Nutzung, zurückzuführen wohl auf einen Fehler in der Software.

Zwei "Ego-Shooter" fielen am Sonntag unangenehm auf. Nissan-Mann Oliver Rowland war gleich in zwei Kollisionen verwickelt. Teamkollege Sebastien Buemi schickte nach einem Auffahrunfall auf der langen Geraden den Audi seines Lieblingsfeinds Lucas di Grassi spektakulär in die Mauer.

Die Meisterschaft führen die Jaguar-Piloten Bird (43 Punkte) und Evans (39) an. Dritter ist Robin Frijns (34) vor dem Mercedes-Duo Vandoorne (33) und de Vries (32). In der Team-WM liegt Jaguar mit 82 Punkten vor Mercedes (65) und DS-Techeetah (46).