Formel E Berlin 2022 - Ergebnis Rennen 2
De Vries schlägt zurück

Nyck de Vries siegt beim zweiten Rennen der Formel E in Berlin. Der Triumph des Niederländers ist der zweite Saisonsieg des amtierenden Weltmeisters. Das Podest komplettieren Edoardo Mortara und de Vries' Teamkollege Stoffel Vandoorne.

Formel E - Berlin 2022 - Nyck de Vries (Mercedes)
Foto: Motorsport Images

Der Weltmeister Nyck de Vries beendet seine Durststrecke. In Berlin feiert der Mercedes-Fahrer seinen zweiten Saisonsieg und den ersten seit dem Auftakt in Saudi-Arabien. Den Grundstein legte der 27-Jährige beim Start. Von Platz 3 aus überholte de Vries Pole-Setter Edoardo Mortara und seinen ebenfalls aus der ersten Reihe startenden Landsmann Robin Frijns. Gerade das Manöver gegen Mortara war sehenswert: Der Schweizer versuchte, sowohl Frijns als auch de Vries abzudecken, und ließ dabei eine kleine Lücke, die de Vries sah und sich hart an Mortara vorbeiquetschte. Für den Weltmeister kam die Chance selbst "überraschend", danach war die "Pace stark" und de Vries war glücklich darüber, seine Sieglosserie zu beenden – schließlich "hasse" er es zu verlieren.

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Die Anfangsphase war vom Energiesparen der Piloten geprägt und ereignisarm. Im zweiten Rennen stand jedem Fahrer ein Attack-Mode mit einer Länge von acht Minuten zu. Zuerst setzte der Dragon-Penske-Pilot Sérgio Sette Câmara die Extra-Power ein. Nach acht Runden griffen die ersten Fahrer aus der Spitzengruppe zum Attack-Mode. Dazu zählten der auf Platz 1 liegende Nyck de Vries, António Félix da Costa im DS-Techeetah und Stoffel Vandoorne im zweiten Mercedes. De Vries fiel durch das Aktivieren kurz auf den dritten Rang zurück. Ein Missgeschick unterlief Robin Frijns: Der Niederländer wollte eine Runde später auf die Zusatzenergie zurückgreifen, verpasste aber die Aktivierungszone. Er wartete im Anschluss bis zum Ende des ersten Renndrittels, bis er den Attack-Mode schlussendlich aktivierte.

Formel E - Berlin 2022 - Start - Edoardo Mortara (Venturi) - Nyck de Vries (Mercedes) - Robin Frijns (Envision-Audi)
Motorsport Images
Den Grundstein legte der Weltmeister beim Start, als er von Platz 3 kommend sich vor der ersten Kurve an Pole-Setter Edoardo Mortara vorbeiquetschte.

De Vries lässt nichts anbrennen

Der Sieger des ersten Laufs in Berlin, Edoardo Mortara, setzte wie am Vortag den Attack-Mode erst später als seine ärgsten Konkurrenten ein. Dabei fiel er bis auf Platz 5 zurück, während sich de Vries in der Zwischenzeit einen komfortablen Vorsprung herausfahren konnte. Der Porsche-Pilot André Lotterer lag zu diesem Zeitpunkt noch in den Top 3, nachdem ihn aber Stoffel Vandoorne überholt hatte, fiel er schnell auf Platz 7 zurück. Als alle Spitzenfahrer ihren Attack-Mode eingesetzt hatten, lag de Vries bereits knapp drei Sekunden vor Mortara. Die Strategie des 35-Jährigen und seines Venturi-Teams hatte sich im Gegensatz zum Vortag nicht ausgezahlt.

De Vries fuhr in diesem Rennen in seiner eigenen Liga und verwaltete den Vorsprung bis ins Ziel, während Mortara ebenfalls ohne Druck von hinten zum zweiten Mal an diesem Wochenende auf das Podest kletterte. Deshalb zeigte sich der Schweizer nach dem Rennen glücklich, als Fahrer "träumt man von solchen Rennwochenenden" und es fühle sich für Mortara "gerade genauso gut wie im Traum an". Stoffel Vandoorne lag bis kurz vor Schluss hinter dem zweiten Venturi-Piloten Lucas di Grassi, konnte ihn auch dank des Fanboosts am Ende noch abfangen. Damit sammelte der Meisterschaftsführende weitere 15 Zähler und unterstrich seine Konstanz in dieser Saison, auch wenn er sich selbst in Understatement übte: "Es fühlt sich gut an, wieder oben zu sein. Nach dem starken Auftakt in Saudi-Arabien war es ein Auf und Ab, aber wie so häufig ist Berlin ein guter Rennort für uns."

Auffällig in diesem zweiten Rennen war die Überlegenheit der von Mercedes angetriebenen Autos des Werksteams und des Venturi-Rennstalls. Hinter den ersten drei landete Mortaras Teamkollege Lucas di Grassi. Somit waren alle Mercedes in den Top 4. Die anderen Teams konnten den Mercedes-Autos am Ende nichts mehr entgegensetzen und der beste Nicht-Mercedes von Robin Frijns (Envision-Audi) hatte als 5. bereits mehr als 13 Sekunden Rückstand auf den Sieger de Vries.

Formel E - Berlin 2022 - Nyck de Vries (Mercedes)
Motorsport Images
Die Mercedes-Piloten Nyck de Vries und Stoffel Vandoorne hatten nach den Plätzen 1 und 3 gut lachen.

Dämpfer für Meisterschaftskandidaten

Andere Teams hatten an diesem Wochenende in Berlin weniger Grund zu feiern. Jaguar mit ihrem Meisterschaftskandidaten Mitch Evans landete nur auf Platz 10, nachdem der Neuseeländer am Vortag mit Rang 5 noch Schadensbegrenzung betrieben hatte. Für Porsche verlief der Auftritt in der Hauptstadt nicht nach Plan. Im Vorfeld des Wochenendes zeigten sich die Piloten André Lotterer und Pascal Wehrlein noch zuversichtlich. Am Ende war Lotterer mit Platz 8 der beste Porsche-Pilot am Sonntag. Pascal Wehrlein startete nach einem verwachsten Qualifying nur von Rang 19. Vor der Qualifikation veränderte Porsche das Setup an seinem Wagen, das ging nach seiner Aussage nach hinten los. Vor dem Rennen arbeiteten seine Mechaniker eifrig am 99X Electric vom ehemaligen Formel-1-Piloten. Das zeigte Wirkung und Wehrlein fuhr mit einer starken Aufholjagd zumindest auf Platz 12.

In der Weltmeisterschaft liegt Vandoorne mit 111 Punkten nun zwölf Zähler vor Verfolger Mortara, der sich an Jean-Éric Vergne vorbeischob. Mitch Evans fällt auf Platz 4 zurück und hat bereits 28 Punkte Rückstand auf Vandoorne. Die Teamwertung führt das Mercedes-Werksteam mit 176 Punkten vor Venturi an. Der Mercedes-Kunde kommt auf 148 Zähler.

Das nächste Formel-E-Rennen findet am 4. Juni im indonesischen Jakarta statt. Die Formel E selbst startet bis 2024 weiterhin in Berlin, wie die Rennserie am Renntag verkündete.