Formel E London 2021
Streit nach Audi-Boxen-Trick

Bei der Rückkehr der Formel E nach London sorgte Audi mit einer kreativen Regelauslegung für Diskussionen. Ein kleiner Fehler ließ den cleveren Trick der Ingolstädter jedoch krachend scheitern. Die beiden Siege gingen an die Briten Jake Dennis (BMW) und Alex Lynn (Mahindra).

Lucas di Grassi - Formel E - London 2021
Foto: Motorsport Images

Nach fünf Jahren Pause war die Formel E mal wieder in London unterwegs. Die lokalen Veranstalter hatten für das Elektro-Spektakel einen ganz neuen Kurs gesteckt, der zu einer Hälfte im Freien und zur anderen Hälfte unter den Dächern der Excel-Veranstaltungshalle verlief. Damit bekam der ePrix leicht den Flair einer Indoor-Kart-Veranstaltung.

Beim ersten Teil des Double-Headers startete Alex Lynn von der Pole Position. Im Laufe des Rennens lieferte sich der Brite ein spannendes Duell mit Landsmann Jake Dennis. Als der Mahindra-Pilot das zweite Mal in die Zone für den Attack Modus abbog, übernahm Dennis die Führung, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab.

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In den letzten Runden legte Nyck de Vries noch einen starken Schlussspurt hin. Zuerst schob sich der Mercedes-Youngster vorbei an Sebastien Buemi auf Rang drei. Dank Fanboost konnte der Holländer dann auch noch Lynn die zweite Position abjagen. Weil Buemi nachträglich noch disqualifiziert wurde, kam André Lotterer als bester deutscher Pilot in seinem Porsche auf Rang vier in die Wertung.

René Rast - Formel E - London 2021
FIA FE
Im zweiten London-Rennen wurde jede Menge Kleinholz produziert.

Di Grassi sorgt für Diskussionen

Beim zweiten Lauf am Sonntag wurde dann deutlich mehr Action geboten. Vom Start weg ging es auf der Piste wild zur Sache. Weil sich das Überholen auf dem engen Kurs in London deutlich schwerer gestaltete als auf anderen Strecken, gingen vor allem die Piloten im Hinterfeld viel Risiko bei ihren Attacken. Das führte zwangsläufig zu einigen Kollisionen.

Das erste Mal musste das Safety Car auf die Bahn geschickt werden, als sich Sebastien Buemi und Rene Rast in Kurve 11 nicht über die Vorfahrtsregeln einig waren. Eine zweite Safety-Car-Phase wurde nötig, nachdem die beiden ehemaligen Teamkollegen Antonio Felix da Costa und Andre Lotterer in Kurve 1 kollidierten.

In dieser zweiten Safety-Car-Phase bog der auf Rang zehn gestartete Lucas di Grassi überraschend in die Boxengasse ab. Weil der Weg an den Garagen vorbei schneller war als das Hinterherzuckeln hinter dem Safety Car auf der Strecke, schob sich der Brasilianer durch den kreativen Trick plötzlich in Führung.

Lucas di Grassi - Formel E - London 2021
FIA FE
Lucas di Grassi überquerte die Ziellinie als Erster, wurde aber nachträglich aus der Wertung genommen.

Geldstrafe für Audi

Allerdings hatte Audi im Reglement den Passus übersehen, dass ein Pilot bei der Fahrt durch die Boxengasse auch kurz vor der Garage halten muss, was Di Grassi versäumt hatte. Also sprachen die Schiedsrichter eine Durchfahrtsstrafe gegen den Audi-Piloten aus.

Weil die Verantwortlichen am Kommandostand den Regelverstoß aber nicht einsehen wollten und Di Grassi weiter Führungsrunden drehen ließen, blieb der Rennleitung nichts anderes übrig als schließlich die schwarze Flagge zu schwenken und den Meister von 2017 zu disqualifizieren.

Di Grassi ließ sich aber auch davon nicht zur Aufgabe bewegen. Und so rollte der Audi am Ende in Führung liegend über die Ziellinie. Wie sich später herausstellte, hatte Audi seinen Piloten gar nicht über die Sanktionen informiert. Deshalb setzte es nachträglich auch noch eine Geldstrafe in Höhe von 50.000 Euro für den Werksrennstall.

Nyck de Vries - Formel E - London 2021
Mercedes
Nyck de Vries setzte sich mit seinen zwei Podiumsplätzen in Londo an die Spitze der Fahrerwertung.

De Vries übernimmt WM-Führung

Den Sieg erbte am Ende Alex Lynn. Der Lokalmatador profitierte dabei auch vom harten Zweikampf zwischen Pole-Setter Stoffel Vandoorne und Verfolger Oliver Rowland, die bei ihrem zwischenzeitlichen Duell um die Spitze so hart gegenhielten, dass beide weit zurückfielen. Die weiteren Plätze auf dem Podium hinter Lynn staubten Nyck de Vries und Mitch Evans ab.

De Vries konnte mit seinen beiden Podiumsplätzen in London auch die Spitze der Fahrerwertung übernehmen. Vor dem abschließenden Doppelschlag in Berlin Mitte August führt der Mercedes-Pilot die Tabelle sechs Punkte vor Virgin-Speerspitze Robin Frijns an. Jaguar-Fahrer Sam Bird, der als Gesamtführender nach London gereist war, blieb in beiden Rennen ohne Punkte und fiel dadurch auf Rang drei zurück.