Neuer TV-Deal für die Formel E
Hinweis auf DTM-Zukunft?

Während die Formel E aktuell in Berlin ihre große Abschlussparty mit sechs Rennen in neun Tagen feiert, wurden für die kommende Saison schon Nägel mit Köpfen gemacht. Die ProSiebenSat.1-Gruppe löst Discovery (Eurosport) als TV-Partner der Serie in Deutschland ab. Gibt die Verkündung auch einen Hinweis auf die Zukunft der DTM?

Audi FE05 - Formel E - RS 5
Foto: Audi

Wenn am 16. Januar 2021 die Formel E in Chile ihre siebte Saison unter die Räder nimmt, müssen sich die deutschen Fans der Serie umstellen. Nachdem Discovery-Tochter Eurosport in den vergangenen Jahren als Haussender der Serie die Rennaction nach Hause transportierte, hat man mit dem Münchner Mediengiganten ProSiebenSat.1 hierzulande einen neuen TV-Partner gefunden. Der übernimmt mit seinem Format "ran Racing" die Übertragung just zu dem Zeitpunkt, in dem die Serie WM-Status bekommt. Vermutlich wird also der Sender SAT.1 die Rennen zeigen, der seit 2018 bereits die DTM überträgt. Doch dazu später mehr.

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DTM - Robin Frijns - Audi
Wilhelm
Sat1 überträgt seit 2018 die Rennen der DTM. Bald kommt die Formel E hinzu.

Seitenhieb auf die Formel 1

Dass man den Schritt vom Spartensender in den Mainstream schafft, ist für die Formel E ein großer Erfolg. "Deutschland ist ein wichtiger Markt für Formel E-Fans, -Teams und -Partner. ProSiebenSat.1 setzt auf lokale und qualitativ hochwertige Berichterstattung mit viel Expertise und innovativer Darstellung", sagt der Pressechef der Formel E, Aarti Dabas. Mit BMW, Mercedes, Porsche und Audi sind auch vier Werksteams deutscher Hersteller vertreten. In der gerade zu Ende gehenden sechsten Saison standen und stehen mit Maximilian Günther, Daniel Abt, André Lotterer, Pascal Wehrlein und René Rast fünf deutsche Fahrer am Start, dazu kommen die Deutschschweizer Neel Jani und Nico Müller sowie ihre Landsmänner Edoardo Mortara und Sébastien Buemi.

Die Formel E ist die einzige Spielwiese, in der Hersteller ihre Expertise in Sachen Elektromobilität sportlich präsentieren können, dementsprechend ist das Interesse der Hersteller groß, sich mit der Fernsehzeit und guten Ergebnissen einen größeren Teil des Elektro-Kuchens bei den Straßenfahrzeugen abzugreifen. Ganz anders sieht es momentan in der DTM aus, die ebenfalls einen bestehenden TV-Vertrag mit ProSiebenSat.1 hat. Mit Schmunzeln liest man da die Passage in der deutschen Pressemitteilung der Formel E, die besagt: "Die Formel E wird zur einzigen großen internationalen Motorsport-Serie, die vollständig im deutschen Free-TV gezeigt wird."

Natürlich zielt man hier vor allem darauf, dass die Formel 1 ab 2021 nicht mehr auf RTL gezeigt wird und komplett zum Bezahlsender Sky wechselt. Doch – ob gewollt oder nicht – auch die DTM, die ihre Nase schon recht hoch trägt, wird hier verbal aufs Abstellgleis befördert. Auf Nachfrage bei der DTM-Dachorganisation ITR wird schnell klar, dass man nicht zu viel in die entsprechende Passage hineininterpretieren sollte. Und auch ProSiebenSat.1 erklärt, die Formel E erweitere das Motorsport-Portfolio bei "ran Racing". Man tut also das eine, ohne das andere zu lassen.

Trotzdem ist die DTM nicht auf Rosen gebettet wie die Formel E, die jedoch, wie man anmerken muss, nach wie vor sehr defizitär operiert. Dennoch: Mit Mercedes und Audi toben sich zwei DTM-Aussteiger auf besagter Elektro-Spielwiese aus, BMW ist der einzige Hersteller, der in beiden Serien aktiv ist und ein DTM-Engagement über 2020 hinaus geplant hat.

ADAC GT Masters - Lausitzring
ADAC
ADAC GT Masters auf dem Lausitzring: Sind GT3-Autos der Rettungsanker für die DTM?

DTM mit GT3-Autos?

Doch was passiert 2021 mit der DTM? Für einen Markenpokal ist die Serie zu teuer. Und sämtliche derzeit durchgespielten Szenarien sind entweder zu teuer, (in den Augen der Macher) zu unspektakulär oder technisch nicht umsetzbar. Die einzig realistische Variante scheint derzeit eine DTM mit GT3-Autos zu sein, doch mit dem ADAC GT Masters gibt es in Deutschland schon eine etablierte Rennserie für GT3-Fahrzeuge, die zudem mit über 30 Autos auch sehr gesund daherkommt. Ob es da noch Bedarf und vor allem Platz für eine zweite GT3-Serie gibt? Zudem ist die ITR eine Herstellervereinigung. Sollte man auf ein Kundensportmodell wie die GT3 umschwenken, müsste man die komplette Geschäftsstruktur umkrempeln.

Fest steht, dass in naher Zukunft der Rahmen für die DTM-Saison 2021 stehen muss. "Wir denken nicht in Deadlines", beteuert man bei der ITR. Doch zum jetzigen Zeitpunkt, Mitte August, sollte man normalerweise schon grob die Richtung fürs kommende Jahr wissen, auch BMW muss schließlich planen. Führt man ein komplett neues technisches Reglement ein, bleibt je nach Komplexität jetzt schon zu wenig Zeit für die Fahrzeugentwicklung. Gibt es also vielleicht sogar eine Zwangspause für die legendäre Tourenwagen-Serie? Das sind Themen, um die man sich in der Formel E momentan wahrlich keine Gedanken machen muss.