Formel E Saudi-Arabien 2023
Wehrlein gewinnt beide Rennen

Porsche-Dominanz in Saudi-Arabien: Beim zweiten Rennwochenende der Formel E gewann Pascal Wehrlein beide Läufe vor Jake Dennis (Andretti-Porsche). Die Stuttgarter scheinen den besten Antrieb der Gen3-Autos gebaut zu haben. Die Konkurrenz wird sich strecken müssen, um Porsche Paroli zu bieten.

Formel E Diriyya 2023 - Pascal Wehrlein - Porsche
Foto: Motorsport Images

Das vierte Jahr fährt Porsche mittlerweile in der Formel E. Nach weniger erfolgreichen Jahren setzt der Sportwagenhersteller jetzt zum Höhenflug an. In Diriyya schlug Werksfahrer Pascal Wehrlein doppelt zu, während Kundenpilot Jake Dennis zwei Mal knapp hinter ihm landete. Damit drehte der Deutsche das Ergebnis vom Saisonstart in Mexiko-Stadt um. Vor zwei Wochen siegte der Engländer vor Wehrlein. Somit gingen alle drei Rennen der neuen Gen3-Autos in der Formel E an Rennwagen mit Porsche-Power. Zufall? Wohl kaum. Der 99X Electric ist das Auto, das es zu schlagen gilt.

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Die Stuttgarter scheinen vor allem bei der Energie-Effizienz den besten Job gemacht zu haben. Auf eine Runde ist die Konkurrenz größer, wie die Qualfiyings zeigten. Am Freitag und Samstag startete Wehrlein von den Plätzen 9 und 5. Sébastien Buemi (Envision-Jaguar) sicherte sich freitags in seinem 100. Formel-E-Rennen die Pole Position. Es war die 15. seiner Karriere, und damit zog mit dem Rekordhalter Jean-Éric Vergne gleich. Neben Buemi ging Jake Hughes (McLaren) ins Rennen, Sam Bird (Jaguar) qualifzierte sich als 3., Dan Ticktum sorgte im NIO mit Platz 4 für eine Überraschung.

Maximilian Günther (Maserati-DS) konnte wegen eines Qualifying-Unfalls am Freitag nicht am ersten Lauf teilnehmen. Der Bayer flog in Kurve 11 so heftig ab, dass sogar das Monocoque getauscht werden musste.

Formel E Diriyya 2023 - Jake Dennis - Andretti-Porsche
Motorsport Images
Jake Dennis (Andretti-Porsche) überzeugte in Saudi-Arabien und landete in beiden Rennen auf Platz 2.

Bird zündet Feuerwerk

Als die Ampeln am Freitag (27.1.) ausgingen, behielten die Top 4 ihre Positionen, dahinter kam es zu einem Stau, weil Mitch Evans in seinem Jaguar René Rast rausdrückte. Lucas di Grassi musste bremsen, Mahindra-Teamkollege Oliver Rowland fuhr in das Heck des Brasilianers, António Félix da Costa knallte in Rowlands Auto und musste sich eine neue Nase abholen. Rennleiter Scot Elkins entschied sich, das Safety Car auf die Strecke zu schicken. Nach einer Runde gab es bereits den Restart. Evans erhielt für die Aktion eine 5-Sekunden-Strafe. Wehrlein profitierte von dem Scharmützel und lag bereits auf Rang 6.

Der Restart veränderte nichts an der Spitze. In Runde vier schob sich Sam Bird an Jake Hughes vorbei auf den zweiten Platz. Drei Umläufe später war auch Buemi fällig. Der Jaguar-Pilot zog der Konkurrenz davon und kontrollierte zunächst das Rennen. In der 13. Runde aktivierte Bird für drei Minuten seinen Attack Mode und konnte dank des Vorsprungs die Führung behalten.

Porsche dreht auf

Wehrlein hatte sich da bereits P5 von Rast geschnappt, kurz danach lag er auf Rang 4, da Dan Ticktum wegen der Aktivierung seines Attack Modes Plätze verlor. Kurz darauf nahm der ehemalige Formel-1-Pilot selbst für drei Minuten den Attack Mode. Zwar übte Wehrlein ordentlich Druck auf Hughes aus, vorbei kam er jedoch nicht. Erst als der McLaren-Mann durch die Aktivierung der Extra-Power hinter Wehrlein und Rast zurückfiel, blies der 28-Jährige zur Attacke.

Schnell schloss der Porsche-Werksfahrer zu Buemi auf, in Runde 24 ging er kampflos an dem Schweizer vorbei, als dieser sich die Zusatzleistung abholte. Der Führuende Sam Bird hatte da bereits die verbleibenden 60 Sekunden des insgesamt vierminütigen Attack Modes aktiviert, verlor aber seinen Vorsprung sukzessive. In Runde 25 wagte Wehrlein den ersten Überholversuch vor Kurve 18, bremste jedoch zu spät, sodass Bird wieder durchschlüpfte.

Fünf Umläufe später war es dann soweit: An gleicher Stelle hatte Bird nichts mehr entgegenzusetzen und Wehrlein übernahm die Spitze, die er bis ins Ziel verteidigte. Der Sieg überraschte ihn wegen des Startplatzes selbst: "Ich hätte nie geglaubt, dass ich gewinnen kann. Unsere Strategie war perfekt." Hinter ihm landete Porsche-Kunde Jake Dennis, der am Schluss die meisten Reserven hatte. Bird komplettierte das Podium.

Formel E Diriyya 2023 - Rene Rast - McLaren
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René Rast bejubelte im zweiten Rennen am Samstag das erste McLaren-Podest in der Formel E.

Wehrlein unaufhaltsam

Am Samstag ging Jake Hughes von Platz 1 ins zweite Rennen, Mitch Evans qualifizierte sich auf Rang 2, als Dritter war René Rast bester Deutscher im Qualifying.

Den Start gewann Mitch Evans, der sich innen an Hughes vorbeischob, Wehrlein überholte Buemi und lag auf Rang 4. Danach war das Rennen zunächst sehr taktisch geprägt. In Runde 9 aktivierte Evans für drei Minuten als Erster der Spitzengruppe den Attack Mode und fiel hinter die beiden McLaren auf Rang 3 zurück. Jeweils einen Umlauf später forderten Hughes und Rast die zusätzlichen kW an. Der dreimalige DTM-Meister behielt sogar die Führung.

Wehrlein war jedoch wieder in Lauerstellung. In Runde 12 schnappte sich der Porsche-Fahrer zunächst Hughes und einen Umlauf später Jaguar-Pilot Evans. Kurz darauf wählte Wehrlein die erste Phase seines Attack Modes. Er entschied sich für die dreiminütige Variante und blieb Zweiter. Als der Führende Rast bereits nach 17 Runden seine verbleibenden zwei Minuten der Zusatzleistung aktivierte, übernahm Wehrlein kampflos die Führung. Diese behielt der Deutsche auch kurz danach, als er zum zweiten Mal seinen Attack Mode zündete.

Formel E Diriyya 2023 - Nico Müller - Abt Cupra
Motorsport Images
Nico Müller crashte seinen Abt Cupra im zweiten Lauf. Die Rückkehrer aus Kempten haben nach drei Rennen noch keinen Zähler gesammelt.

WM-Führung für Wehrlein

Ebenfalls nach vorne pflügte Jake Dennis in seinem Andretti-Porsche. Nach 24 Runden lag der Engländer bereits auf Platz 2, obwohl er noch keinerlei Zusatzleistung angefordert hatte. In Runde 27 schickte Scot Elkins wie am Vortag das Safety Car auf die Strecke. Nico Müller überbremste in Kurve 18 das Heck seines Abt Cupra und stopfte sein mit Mahindra-Power ausgestattes Auto in die Tecpro-Barriers. Die Rückkehrer, bei denen Kelvin van der Linde den an der Hand verletzten Robin Frijns ersetzte, schrieben in Diriyaa den nächsten Nuller.

Drei Runden später gab Elkins das Rennen wieder frei. Wehrlein blieb an der Spitze ganz cool und gewann, Dennis musste sich mit Platz 2 begnügen. Dahinter fuhr ein euphorisierter René Rast das erste Podium für McLaren in der Formel E ein: "Ich bin überglücklich, das Team verdient das. Sie haben so viel harte Arbeit reingesteckt."

Der neue WM-Führende Pascal Wehrlein war mit seinem Doppelerfolg erst der fünfte Formel-E-Pilot, dem das bei einem Double-Header gelang. Entsprechend glücklich war er im Anschluss: "Dieses Wochenende werde ich nie vergessen. Die zwei Siege sind ein unglaublicher Erfolg. Das ganze Team hat an diesem Wochenende eine fantastische Leistung gezeigt." Am 11. Februar will Porsche beim Debüt im indischen Hyderabad wieder die Muskeln spielen lassen.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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